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Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3)

Titel: Kantaki 06 - Feuerträume (Graken-Trilogie 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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noch ein Kantaki am Leben sein, in einer Art Hibernation?«
    Dominique trat in einen dunklen Gang, der in langen Windungen erst nach oben führte und dann nach rechts abknickte. Sie blieb mit Delm verbunden, der vierten Stufe des Tal-Telas, und ließ sich von dem fernen Flüstern leiten. Nach einigen Metern aktivierte sie wieder den Levitator, und Rupert folgte ihrem Beispiel. Seite an Seite flogen sie durch die Dunkelheit, in der nur gelegentlich einige Leuchtstreifen glühten.
    »Nein, ich glaube nicht, dass es ein Kantaki ist«, sagte Dominique. »Das Wispern klingt … anders.«
    Sie brachten die lange, kurvenreiche Passage hinter sich, an deren Ende offenbar ein besonders heftiger Kampf stattgefunden hatte. Die Wände waren aufgerissen, und es fehlten ganze Segmente in Boden und Decke. Die Reste mehrerer Kantaki lagen vor dem Zugang zu einem Raum, den Dominique vom Schiff her kannte.
    »Das ist ein Meditationszentrum«, sagte sie und leuchtete mit der Lampe. »Dort drin haben die Kantaki das Sakrium aufgesucht, das Teil des Transraums ist, um mit dem Geist zu kommunizieren, der einst Materie wurde.«
    »Sie scheinen den Raum erbittert verteidigt zu haben.« Rupert deaktivierte seinen Levitator und bewegte sich in der niedrigen Restschwerkraft des Nexus vorsichtig zwischen den Trümmern. »Und offenbar haben sie den Kampf gewonnen.«
    »Diese Kantaki sind tot, Rupert.«
    »Zumindest einer von ihnen muss überlebt haben.«
    Dominique näherte sich ihrem Gefährten und sah sofort, was er meinte. Zwischen den Kantaki-Knochen und neben dem größten Riss in der nahen Wand standen mehrere schwarze Würfel, jeweils aus fünf Teilen zusammengesetzt. Die in Fünfergruppen angeordneten Symbole an den Seitenflächen schienen sich zu bewegen, als Dominique den Blick auf sie richtete.
    »Ich verstehe, was du meinst«, sagte sie. »Es handelt sich eindeutig um Kantaki-Artefakte, und sie müssen nach dem Kampf aufgestellt worden sein. Was auch immer sich hier ereignet hat – diese Objekte hätten das Chaos sicher nicht unbeschädigt überstanden.« Dominique bückte sich und berührte einen der Würfel. Die Fünfergruppen aus Kantaki-Symbolen bewegten sich, und die Sensoren des Schutzanzugs registrierten geringe energetische Aktivität. Über dem Artefakt flirrte die dünne, eiskalte Luft, und Dominique hörte ein rhythmisches Klicken: die Stimme eines Kantaki. Ein instabiles Projektionsfeld entstand, und darin zeigte sich die Gestalt eines insektoiden Wesens. Das Klicken dauerte an.
    Rupert kam näher. »Verstehst du was?«
    »Nein. Der Kom-Servo des Schutzanzugs enthält natürlich einen Linguator, aber er ist nicht auf die Sprache der Kantaki programmiert. Kein Wunder: Bis vor Kurzem galten sie als Legende.«
    »Aber wir haben Mutter Rrirk verstanden.«
    »Ja. Weil sie ihre Gedanken projizierte.«
    Das Projektionsfeld flackerte und verschwand, ohne dass Dominique und Rupert die fast achttausend Jahre alte Botschaft verstanden hatten. Dominique berührte die anderen schwarzen Würfel, aber für welchen Zweck auch immer sie einst bestimmt gewesen waren: Sie enthielten nicht mehr genug Energie, um ihn zu erfüllen.
    »Sieh dir das hier an, Dominique.«
    Rupert war in einen Seitengang getreten, und im Schein seiner Lampe sah Dominique die Reste eines weiteren mumifizierten, von Raureif bedeckten Kantaki. Doch es gab einen wichtigen Unterschied: Seine Gliedmaßen waren um eine zweite, kleinere Gestalt geschlossen.
    Dominique trat näher, lauschte dabei mithilfe der bionischen Komponenten dem Datenflüstern der Anzugsensoren. Tot. Keine Energie.
    Rupert berührte die kleinere Gestalt in den Armen des Kantaki, und ihre Kleidung zerfiel zu Staub. Bleiche Knochen kamen zum Vorschein. Dominique trat um die beiden Toten herum und betrachtete sie aus verschiedenen Blickwinkeln. »Ist das möglich? Ein Mensch !«
    »Der Kantaki hat ihm das Genick gebrochen.« Rupert strich im Halsbereich über die Kleidung des Humanoiden, die daraufhin zu Staub zerfiel. Zum Vorschein kam das gebrochene Genick, direkt unter einer Gliedmaße des Kantaki. »Und dann ist er selbst gestorben. Freund und Feind blieben in dieser tödlichen Umarmung vereint.«
    Dominique aktivierte den Levitator, stieg ein wenig auf und schwebte näher an die kleinere Gestalt heran. Sie war mumifiziert, wie auch der Kantaki, und eine dünne, ledrige Haut bedeckte die Gesichtsknochen. Haarbüschel ragten aus Rissen in einer Art Kapuze. Die linke Hand hielt einen konusförmigen,

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