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Kapitän Singleton

Kapitän Singleton

Titel: Kapitän Singleton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Defoe
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bei sich hätten, lachte er über diese Nachricht. Jedoch, um mich kurz zu fassen, unsere Leute kehrten zurück und teilten uns mit, daß es lauter gute Freunde seien, und nach ungefähr einer Stunde gingen vier der Unseren, zwei Neger und der schwarze Prinz ans Flußufer, wo der Weiße sich zu ihnen begab.
    Es dauerte keine sieben Minuten, da kam ein Neger zu mir gerannt und berichtete, der Weiße sei Inglese, wie er sich ausdrückte; darauf rannte ich voller Eifer, wie sich der Leser wohl vorstellen kann, mit ihm zurück und erfuhr, daß es so war, wie er gesagt hatte: er war ein Engländer. Nun umarmte mich dieser sehr innig, und die Tränen rannen ihm über das Gesicht. Die erste Überraschung über unseren Anblick war schon vorüber, als wir anlangten, aber jeder kann sich ein Bild davon machen, denn dem kurzen Bericht zufolge, den er uns danach von seinen sehr unglücklichen Lebensumständen und einer Befreiung gab, die so unerwartet war, wie sie wohl noch kein Mensch erlebt hatte, stand es eine Million zu eins, daß er jemals erlöst würde; nur ein Abenteuer, wie man es noch nie vernommen oder gelesen hatte, paßte auf seinen Fall, wenn der Himmel nicht durch ein Wunder für ihn handelte, das er niemals erhoffen durfte.
    Anscheinend war er ein Gentleman und kein Mensch von gewöhnlichem Stand, wie etwa ein Seemann oder ein Handwerker; dies zeigte sich im ersten Augenblick unserer Unterhaltung und trotz aller Nachteile seiner elenden Lage in seinem Benehmen.
    Er war ein Mann mittleren Alters, nicht älter als sieben- oder achtunddreißig, obwohl sein Bart übermäßig lang gewachsen war und ihm das Haupt- und Gesichtshaar auf merkwürdige Weise bis zur Mitte des Rückens und der Brust hinabhing; er war weiß und seine Haut sehr fein, wenn auch verfärbt und an manchen Stellen mit Blasen und einer schwarzbraunen Schicht, die schorfig, schuppig und hart war, bedeckt, eine Folge der sengenden Sonnenhitze. Er war völlig nackt, und das schon, wie er uns erzählte, seit über zwei Jahren.
    Unser Zusammentreffen hatte ihn so überwältigt, daß er an diesem Tage kaum eine Unterhaltung mit uns zu führen vermochte, und als er sich für eine kurze Weile von uns fortbegeben konnte, sah ich ihn mit den überschwenglichsten Beweisen einer unbändigen Freude allein umhergehen, und auch danach hatte er noch tagelang ständig Tränen in den Augen, sobald wir nur mit dem kleinsten Wort auf seine Lage anspielten oder er selbst auf seine Befreiung.
    Wir fanden sein Benehmen so höflich und gewinnend, wie ich es nur je bei einem Menschen erlebt habe, und bei allem, was er tat oder sagte, ließ er die offensichtlichsten Merkmale eines gesitteten, wohlerzogenen Menschen sehen, und unsere Leute fühlten sich von ihm sehr angezogen. Er war ein gebildeter Mann und Mathematiker, portugiesisch konnte er freilich nicht sprechen, er redete jedoch lateinisch mit unserem Wundarzt, französisch mit einem anderen unserer Leute und italienisch mit einem dritten. Seine Gedanken ließen ihm keine Zeit zu fragen, woher wir kamen, wohin wir gingen, noch wer wir waren, sondern er antwortete sich stets selbst, wir kämen ganz gewiß vom Himmel, wohin wir auch gingen, und seien ausdrücklich zu dem Zweck gesandt, ihn aus der schrecklichsten Lage zu retten, in die je ein Mensch geraten war.
    Als unsere Leute ihr Lager am Ufer des kleinen Flusses gegenüber seiner Hütte aufschlugen, begann er sich zu erkundigen, welche Vorräte wir hatten und wie wir uns zu versorgen gedachten. Als er feststellte, daß unsere Bestände nur gering waren, sagte er, er wolle mit den Eingeborenen sprechen, dann würden wir genügend Vorräte bekommen, denn sie seien die zuvorkommendste, gutherzigste Bevölkerungsgruppe in diesem ganzen Landesteil, wie wir schon daraus entnehmen könnten, daß er so ungefährdet unter ihnen lebte.
    Das, was dieser Gentleman gleich zu Beginn für uns tat, war tatsächlich von großer Bedeutung für uns, denn erstens gab er uns genauestens Auskunft, wo wir uns befanden und welches für uns der richtige Kurs war, den wir halten mußten, zweitens verhalf er uns zu einer ausreichenden Versorgung mit Lebensmitteln, und drittens war er unser vollendeter Dolmetscher und Friedensunterhändler mit allen Eingeborenen, die jetzt auf unserem Wege sehr zahlreich wurden und grimmigere und erfahrenere Leute waren als die, welche wir bisher angetroffen hatten; sie ließen sich durch unsere Waffen nicht so leicht einschüchtern wie die anderen und waren

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