Kapitän Singleton
zerbrochen, was er und wir alle tun könnten, um uns für unsere zahlreichen Nöte ein wenig zu entschädigen. Als erstes wolle er uns mitteilen, daß wir uns gerade hier in einem der reichsten Teile der Welt befänden, obgleich die Gegend in jeder anderen Hinsicht nur eine trostlose, verlassene Wildnis sei, „denn“, so sagte er, „hier gibt es keinen Fluß, der nicht Gold mit sich führt, keine Wüste, die nicht, ohne daß man sie pflügt, eine Ernte von Elfenbein hervorbringt. Welche Goldminen und welche ungeheuren Goldvorräte jene Berge dort, wo die Flüsse entspringen, oder die Flußufer enthalten mögen, wissen wir nicht, können uns aber vorstellen, daß sie unendlich reich sein müssen, da das Wasser der Flüsse so viel an die Ufer des Landes heranspült, daß die Menge für alle Händler ausreicht, welche die europäische Welt hierherschickt.“ Wir fragten ihn, wie weit sie denn gingen, um es zu suchen, da die Schiffsleute ja nur an der Küste Handel trieben. Er berichtete uns, daß die Neger der Küste längs der Flüsse hundertfünfzig bis zweihundert Meilen weit danach suchten und einen, zwei oder sogar drei Monate lang fortblieben und jedesmal mit genügender Ausbeute heimkehrten. „Aber bis hierher kommen sie niemals“, sagte er, „und dabei gibt es hier ebensoviel Gold wie dort.“ Danach erzählte er uns, daß er wohl hundert Pfund Gold hätte bergen können, seit er hierhergekommen war, wenn er es nur darauf angelegt hätte, danach zu suchen und dafür zu arbeiten; da er aber nicht gewußt habe, was er damit hätte anfangen sollen, und schon lange verzweifelt die Hoffnung aufgegeben habe, daß er jemals aus dem Elend, in dem er sich befand, befreit würde, habe er es gänzlich unterlassen. „Denn welchen Vorteil hätte es mir gebracht“, sagte er, „oder um wieviel wäre ich reicher gewesen, wenn ich eine Tonne Goldstaub besessen, mich darauf niedergelegt und mich darin gewälzt hätte? Sein Besitz hätte mir nicht einen, einzigen Augenblick Glückseligkeit verschafft“, sagte er, „und mich auch nicht aus meiner gegenwärtigen Notlage befreit. Nein“, erklärte er, „wie Ihr alle seht, hätte ich mir damit keine Kleidung, um mich zu bedecken, und keinen Tropfen von etwas Trinkbarem kaufen können, um mich vor dem Verdursten zu retten. Es hat hier keinen Wert“, sagte er, „in diesen Hütten gibt es mehrere Leute, die bereit wären, Gold mit ein paar Glasperlen oder einer Muschel aufzuwiegen und eine Handvoll Goldstaub gegen eine Handvoll Kauris einzuta uschen.“ (NB: Dies sind kleine Muscheln, die unsere Kinder Mohrenzähne nennen.)
Nachdem er dies gesagt hatte, zog er einen in der Sonne hartgebackenen irdenen Topf hervor. „Hier ist etwas vom Schmutz dieses Landes“, sagte er, „und hätte ich gewollt, dann hätte ich noch viel mehr haben können.“ Er ließ uns hineinsehen, und ich glaube, darin waren zwei bis drei Pfund Goldstaub von der gleichen Art und Farbe, wie wir ihn schon besaßen. Nachdem wir ihn eine Weile betrachtet hatten, sagte er lächelnd, wir seien seine Befreier, und alles, was er besitze, sowie auch sein Leben, gehöre uns, und da dieses Gold für uns von Wert sein werde, wenn wir in unsere Heimat zurückkehrten, wünsche er, wir möchten es annehmen und unter uns aufteilen; er bereue jetzt zum erstenmal, daß er nicht noch mehr davon aufgelesen habe.
Ich sprach als sein Dolmetscher für ihn zu meinen Kameraden und dankte ihm auch in ihrem Namen. Dann aber sagte ich zu ihnen auf portugiesisch, ich wünschte, sie würden die Annahme seiner freundlichen Gabe auf den nächsten Morgen verschieben, und dementsprechend erklärte ich ihm, wir wollten morgen früh darüber sprechen. So trennten wir uns für diesmal von ihm.
Als er gegangen war, stellte ich fest, daß seine Äußerungen, seine großzügige Geisteshaltung und sein prachtvolles Geschenk, das an jedem anderen Ort etwas ganz Außerordentliches gewesen wäre, alle tief beeindruckt hatte. Um den Leser nicht mit Einzelheiten aufzuhalten: Im Endergebnis beschlossen wir, da er ja nun zu uns gehörte und, ebenso wie wir ihm eine Hilfe waren, indem wir ihn aus seiner elenden Lage befreiten, auch er uns eine Hilfe bedeutete, weil er unser Führer durch den übrigen Teil des Landes, unser Dolmetscher bei den Eingeborenen und unser Ratgeber sein wollte, was unser Verhalten gegenüber den Wilden und die Möglichkeit betraf, uns mit den Schätzen des Landes zu bereichern, daß wir sein Gold in unseren gemeinsamen
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