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Kaputt in Hollywood. Stories.

Kaputt in Hollywood. Stories.

Titel: Kaputt in Hollywood. Stories. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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geht. Sie haben so eine bestimmte Ausstrahlung - entweder die Art, wie sie gebaut sind, oder eine gewisse Art von Kleid irgendwas haben sie an sich, man kann sich einfach nicht dagegen wehren. Sie hatte die Beine übereinandergeschla gen und trug ein knallgelbes Kleid. Die Beine wirkten um die Knöchel herum ziemlich dünn und zierlich, aber die Waden waren ganz schön stramm, und was sich nach oben anschloß, sah ebenfalls hervorragend aus. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas Verspieltes, etwas von einem unterdrückten Lachen.
Ich ging runter zur Ampel und überquerte die Straße. Dann ging ich auf die Bank an der Bushaltestelle zu. Ich war in Trance. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Als ich noch ein paar Schritte von ihr entfernt war, stand sie auf und ging die Straße runter. Ihr Hintern brachte mich fast um den Verstand. Ich ging hinter ihr her, ich hörte auf das Klicken ihrer Absätze, ich verschlang ihren Körper mit meinen Augen.
Was ist mit mir los? dachte ich. Ich hab mich nicht mehr in der Gewalt.
Na und wenn schon? antwortete etwas in mir. Sie ging in ein Postamt rein. Ich folgte ihr. Vier oder fünf Leute standen vor dem Schalter. Es war ein warmer ange
nehmer Nachmittag. Jeder schien auf rosaroten Wolken zu schweben. Ich ganz bestimmt.
Ich bin nur eine Handbreit von ihr entfernt, dachte ich. Ich könnte sie berühren.
Sie gab eine Postanweisung über 7.85 Dollar auf. Ich hörte mir ihre Stimme an. Sogar ihre Stimme ließ einen an eine ganz außergewöhnliche Sexmaschine denken. Sie ging hin aus. Ich kaufte ein Dutzend Airmail-Postkarten, die ich überhaupt nicht brauchte. Dann rannte ich raus. Sie stand wieder an der Bushaltestelle, der Bus kam gerade an. Ich schaffte es gerade noch, mich hinter ihr durch die Tür zu zwängen. Ich setzte mich auf einen Platz direkt hinter ihr. Wir fuhren eine ziemliche Strecke. Sie spürt garantiert, daß du ihr nachgehst, dachte ich, aber das stört sie anscheinend überhaupt nicht. Sie hatte rotblondes Haar. Alles an ihr schien zu glühen.
Wir mußten schon 3 oder 4 Meilen gefahren sein. Plötzlich sprang sie auf und zog an der Klingelschnur. Ich sah, wie ihr enges Kleid an ihrem Körper hochrutschte, als sie an der Schnur zog.
Mein Gott, ich halte es nicht mehr aus, dachte ich. Sie stieg vorne aus, ich hinten. An der nächsten Ecke bog sie rechts ab. Ich ging hinterher. Sie sah sich kein einziges Mal um. Es gab nur Apartmenthäuser in der Gegend. Sie gefiel mir besser denn je. So eine Frau sollte nie allein auf die Straße gehen.
Das Gebäude, in das sie reinging, nannte sich »Hudson Arms«. Ich blieb draußen stehen, während sie auf den Fahrstuhl wartete. Ich sah, wie sie einstieg und die Tür hinter ihr zuging. Dann ging ich rein und lauschte am Fahrstuhlschacht. Ich hörte den Aufzug nach oben fahren, die Tür ging auf und sie stieg aus. Ich drückte auf den Knopf. Sobald ich hörte, daß sich der Aufzug oben in Bewegung setzte, fing ich an, die Sekunden zu zählen. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs . . .
Als der Aufzug unten ankam, waren ungefähr 18 Sekunden vergangen.
Ich stieg ein und drückte auf den obersten Knopf, 4. Etage. Dann zählte ich. Als ich die 4. Etage erreichte, war ich bei 24 Sekunden. Also war sie in der dritten ausgestiegen. Ich drückte die 3. Sechs Sekunden. Aha. Ich stieg aus. Es gab ziemlich viele Apartments da oben. Die erste Tür ließ ich aus, das wäre zu einfach gewesen. Ich klopfte mal an der zweiten an.
Ein kahlköpfiger Mensch in Unterhemd und Hosenträgern machte auf.
»Ich komme von der Concord Lebensversicherung. Sind Sie ausreichend versichert?«
»Gehn Sie mir bloß weg«, sagte der Glatzkopf und machte die Tür zu.
Ich versuchte es mit der nächsten Tür. Eine Frau von etwa 48 Jahren, ziemlich dick und runzelig, machte die Tür auf.
»Ich komme von der Concord Lebensversicherung. Sind Sie ausreichend versichert, Madam?«
»Bitte treten Sie ein, Sir«, sagte sie.
Ich ging rein.
»Hören Sie, mein Junge und ich sind am Verhungern. Mein Mann ist vor zwei Jahren tot auf der Straße umgefallen. Tot umgefallen, mitten auf der Straße. Ich kriege 90 Dollar im Monat, damit komm ich nicht durch. Mein Junge hat Hunger. Haben Sie nicht ein bißchen Geld für mich, damit ich meinem Jungen ein Ei kaufen kann?«
Ich sah sie mir an. Der Junge stand mitten im Zimmer und grinste. Ein ziemlich großer Bursche, etwa 12 Jahre alt und irgendwie zurückgeblieben. Er grinste in einer Tour. Ich gab der Frau einen Dollar.
»Oh vielen

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