Kaputt in Hollywood. Stories.
los, er knallte all diese feindlichen Flugzeuge ab, und schließlich verlor er eine Hand, und da flog er mit einer eisernen Prothese weiter. (Gelächter) Dann wurde er abgeschossen und gefangen genommen, brach aus, kletterte ins nächste Flugzeug und schoß noch ein paar Amerikaner ab ... und auf diese Tour ging das weiter . . . schließlich, glaube ich, hab ich ihn dann draufgehen lassen, oder er hätte keinen einzigen Yankee übriggelassen! Verstehen Sie . . . Naja, und die Story zeigte ich dann meinem Freund - - muß überhaupt meine erste Geschichte gewesen sein, ich war damals 13 oder so - - also der las das und sagte: »Wieso läßt du diesen Deutschen all die Amerikaner abknallen?!« »Na, einfach weil mir das ein gutes Gefühl gibt«, sagte ich. (Gelächter) Dazu muß man wissen, daß damals (1933), als ich hier in Los Angeles die Grundschule besuchte, der Erste Weltkrieg noch in frischer Erinnerung war. Und es kam immer mal wieder vor, daß einer von den Jungs auf mich zeigte und sagte: »Hey! Seht euch mal den da an! Das is'n Deutscher! Er is in Deutschland geboren!« Und ich sagte: »Nanu, was soll der Scheiß . . .«, nicht? Aber irgendwas hatte da abgefärbt. >Deutschland< war einfach ein Schimpfwort, etwas Unanständiges . . .
In einer Ihrer Stories erzählen Sie von einer Party in Pasa dena, und an einer Stelle gehen Sie auf die Toilette, da sind bereits zwei Homos drin, der eine schäumt dem anderen den Schwanz mit Rasiercreme ein usw., und Sie beschreiben das in allen Einzelheiten, sehr witzig, aber auch in einer ziemlich unverblümten Sprache - glauben Sie nicht, daß das viele Leser abschreckt ?
BUKOWSKI: Naja, das mit den Homos war nicht die Hauptsache dieser Story. Auf der Party ist noch manches andere passiert. Ich glaube, irgendwann habe ich unters Klavier gekotzt. . . und was weiß ich, was sonst noch. Ahm . . . das mit den Homos ist übrigens gar nicht wirklich passiert. Das habe ich einfach erfunden. Sehen Sie, in meinen Stories schreibe ich nicht nur von Dingen, die tatsächlich vorgefallen sind. Ich dichte noch einiges dazu. Um das Leben ein bißchen interessanter zu machen. Also diese Party war lange nicht so interessant wie die Story, die ich hinterher darüber schrieb.
Aber was Sie in Ihrem Buch über die Zeit bei der Post geschrieben haben, das ist alles authentisch, oder?
BUKOWSKI: Ja, da brauchte ich kaum etwas dazu zu erfinden. Das war schon ganz OK, so wie es gelaufen ist. Ich schrieb das Buch in 21 Nächten. Machte eine Flasche Whisky auf, rauchte Zigarren, und im Radio liefen Symphonien. Ich nahm mir für jede Nacht eine bestimmte Anzahl von Seiten vor. >Heute muß ich 10 Seiten schreiben!< Naja, und wenn mir dann die Augen zufielen, hatte ich das längst wieder vergessen. Am nächsten Morgen stellte sich dann heraus: 21 Seiten ... 29 Seiten . . . Ich war einfach voll drauf. Und in 3 Wochen war das Ding gelaufen. Für meinen zweiten Roman, der jetzt gerade herauskommt (FACTOTUM), habe ich dagegen 4 Jahre gebraucht. Da sah die Arbeit also wieder ganz anders aus.
Hätten Sie es gern, wenn Ihre Bücher Millionenauflagen erreichten 7
BUKOWSKI: Ich fürchte, das würde schlecht für mich ausgehen. Zu viele junge Mädchen würden mir die Tür einrennen, es wäre zuviel Wirbel, und das würde mir an die Substanz gehen. Im Augenblick bin ich in der besten Situation, in der ich überhaupt sein kann: ein kleiner Erfolg . . ., ich bin ein großer Underground-Erfolg, aber ein kleiner kommerzieller Erfolg. Und das ist, glaube ich, genau das Richtige für mich - genau zwischendrin. Welche Vorstellungen verbinden Sie mit dem Schlagwort vom »American Way of Life« ?
BUKOWSKI: Das was so ziemlich alle tun - außer mir. Neue Autos kaufen; eine schöne Frau heiraten wollen; Gehaltserhöhung beantragen; einen Farbfernseher haben; im Oktober schon anfangen, an Weihnachten zu denken - all diese mickrigen kleinen Sachen, die nicht viel bedeuten. Das ist der American Way of Life. Zelluloid.
Sie schwimmen gern gegen den Strom?
BUKOWSKI: Nicht so sehr das: ich möchte erst gar nicht drin sein! Ich meine, ich will denen ihren Way of Life nicht wegnehmen. Sie können ihn ruhig behalten. Nur sollen sie mir nicht damit kommen, daß ich so werden soll wie sie. Das ist alles.
Die Literaturzeitschrift THE OUTSIDER hat Sie 1962 zum »Outsider des Jahres« erklärt - hat Sie das damals mit Stolz erfüllt?
BUKOWSKI: Oh, Sie haben also das Ding da drüben im Regal gesehen . . . Nein, was solls. Ich war
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