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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Absperrung blieb er stehen und schaute Einser freundlich an.
    „Guten Tag. Wie kann ich Ihnen helfen?“
    Einser entschied sich für den Plural, obwohl er alleine gekommen war. Es erschien ihm irgendwie amtlicher und legte die Vermutung nahe, dass er mit den Ermittlungen zu tun hatte. Was natürlich nicht stimmte.
    „Wir haben noch ein paar Fragen, Herr …“
    „Brand.“
    „Ach ja, natürlich, Herr Brand. Könnte ich bitte kurz an Bord kommen, Herr Brand? Ich halte Sie nicht lange auf.“
    „Sicher. Kommen Sie nur.“
    Marius Brand öffnete die Absperrung.
    „Bitte schön.“
    „Danke. Sagen Sie, sind alle Angestellten da, die am Freitagabend auch an Bord waren?“
    „Da haben Sie Glück. Wir legen demnächst ab.“ Brand hielt kurz inne und ein paar Falten erschienen auf seiner Stirn. Als er fortfuhr, mischte sich Bedauern in seine Stimme. „Das heißt, vom Service sind heute nicht alle Leute da. Wir machen jetzt eine Linienfahrt und haben keine Veranstaltung. Mit wem wollen Sie denn reden?“
    „Wäre nett, wenn Sie mir die Leute rufen könnten, die am Freitag an Deck waren, als der Mord passierte.“ Einser überlegte. „Beziehungsweise, als der Mann über Bord ging.“
    „Gerne. Einen Moment, bitte.“
    Brand entfernte sich und verschwand im Inneren der
Römerberg
. Es dauerte nicht lange, da erschien der Schiffsführer in Begleitung von zwei Männern wieder.
    Die Wortfetzen einer etwas erregteren Diskussion wehten Einser ans Ohr.
    „Was heißt das: ‚noch nicht da?‘ … krankgemeldet … einfach nicht gekommen?“
    „Er taucht bestimmt gleich auf“, verstand Einser dann.
    Brand war ärgerlich, das konnte Einser sehen. Er schien sich aber zusammenzureißen. Vielleicht, weil die Polizei da war?
    „Na gut“, gab er sich zufrieden. „Er hat ja noch Zeit. Ist fast noch eine Dreiviertelstunde bis zum Ablegen.“
    Marius Brand hob entschuldigend die Hände.
    „Sie haben es vielleicht mitgekriegt. Siebert ist noch nicht da. Das habe ich nicht gewusst. Ich hoffe, dass er noch kommt. Aber vielleicht kann Ihnen in der Zwischenzeit Herr Küster weiterhelfen, unser Motorenwart. Und das hier ist Marek Iwanczyk. Ich gehe jetzt ins Steuerhaus. Wenn Sie mich noch brauchen, rufen Sie mich einfach.“
    Brand griff in die Tasche, als das Handy klingelte.
    Er machte eine Geste des Bedauerns.
    „Sorry, einen Moment bitte.“
    Dann nahm er das Gespräch an.
    „Secundus-Linie, Brand, was kann ich für Sie tun?“
    Er lauschte einen Moment.
    „Ja, ich weiß nicht recht. Was? Schauspielervereinigung? Ach, um die Witwe zu unterstützen? Toll, das ist ja eine gute Sache. Warten Sie, die Adresse, es kann sein, dass ich sie habe. Einen Moment bitte, ich muss dazu kurz reingehen.“
    Einser war hellhörig geworden. Eine Alarmglocke nahm, im Moment noch wie aus weiter Ferne, ihre Arbeit auf. Er bedeutete den beiden Männern zu warten und folgte dem Schiffsführer dicht auf dem Fuß ins Schiffsinnere.
    Im Steuerhaus angekommen, schlug Brand einen DIN-A4-Planer auf und begann zu blättern. Es dauerte nicht lange, dann hatte er gefunden, was er suchte.
    „Da haben Sie aber Glück“, freute er sich. „Ich habe die Adresse zufällig hier. Haben Sie was zu schreiben? Ja? Also, das ist hier in Frankfurt. In der Innenstadt. Die Töngesgasse.“
    Marius Brand ergänzte seine Angaben noch um die Hausnummer und der Anrufer schien sich zu bedanken.
    „Keine Ursache. Gern geschehen. Wiederhören.“
    Er legte auf.
    Töngesgasse! Einsers Alarmglocke tönte wesentlich lauter und schriller.
    „Wer war das?“
    „Irgendeine Schauspielervereinigung. Wegen der Unterstützung der Witwe wollten sie die Adresse des ermordeten Schauspielers haben. Zufällig hatte ich die im Kalender eingetragen, weil der Herr Wurm an der Organisation … was schauen Sie denn so entsetzt? Hätte ich das nicht tun sollen?“
    Einser überlegte fieberhaft. Er hatte es geahnt. Es war noch nicht vorbei.
    „Nein, nein. Sie können nichts dazu. Sagen Sie, wie kann ich Sie erreichen? Sie haben doch ein Handy?“
    Brand zog eine Brieftasche hervor und übergab Einser eine Karte. Einser griff zu, warf sich herum und eilte zu seinem Auto.
    „Danke, vielen Dank auch“, rief er noch hastig über die Schulter zurück.
    Dann war er weg.
    Er ließ einen ratlosen Schiffsführer zurück.
    „Vielen Dank? Für was?
    –
    Karlo saß, allen Vorsätzen zum Trotz, bereits vor einer Tasse Kaffee am großen Tisch im Clubheim, als sein Handy klingelte. Er schaute aufs

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