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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Vogelfrei
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Display.
    Einser! Er wollte scheinbar nicht locker lassen.
    „Was gibt’s denn, Karl“, schnarrte Karlo ungehalten.
    „Ich bin mir nicht sicher, Karlo. Ich will deswegen nicht Gehring anrufen. Vielleicht ist ja gar nichts an der Sache dran, dann bin ich der Blamierte. Aber wenn es ist, wie ich vermute, bekommt jemand Probleme. Also hör zu …“
    Als Einsers Bericht fertig war, hatte Karlo schon die Jacke an, seinen altertümlichen Halbschalenhelm auf dem Kopf und ging zur Tür. Ein lautes klägliches Miauen war die Folge. Diogenes, der schwarze Kater, hatte seine morgendliche Ration noch nicht bekommen und schloss nun messerscharf, dass sein Dosenöffner auf dem besten Wege war, das sinkende Futterschiff zu verlassen. Sein Wehklagen wurde lauter.
    „Jetzt nicht, Diogenes. Ich muss weg. Heute musst du dir ein paar Mäuse fangen, na los.“
    Er packte den Kater mit der rechten Hand unter den Vorderläufen und schob ihn aus der Eingangstür des Gartenhäuschens. Ein protestierendes Fauchen war die Folge.
    Karlo warf die Tür zu und eilte zu seinem MZ-Gespann. Kurz darauf bog er auf die Offenbacher Landstraße ein und knatterte in Richtung Innenstadt.

Mittwochmittag, 21. September
19
    Auch Hauptkommissar Gehring fühlte sich nicht ganz wohl mit der vorliegenden Theorie. Zugegeben: Es passte alles, was Einser und Karlo ihm praktisch auf dem Tablett serviert hatten. Und doch schien es ihm zu simpel. Es war einfach zu perfekt, zu glatt.
    Die Befragung der Passagiere hatte bisher nichts ergeben. Niemand hatte etwas wirklich Wichtiges gesehen und die Wahrnehmung der Hilfeschreie Küsters deckten sich weitgehend. Zeitlich und auch im Wortlaut. Zu dumm, dass es keine komplette Passagierliste gab.
    „Irgendwas fehlt noch.“
    Diese Meinung tat Kommissar Reichard alle halbe Stunde kund. Und Gehring musste ihm recht geben, so leid es ihm auch tat.
    „Und der Kölner hängt doch mit drin!“
    Mit dieser Überzeugung war Reichard alleine.
    Gehring dachte wieder an Beate Wurm. Ganz langsam, ganz tief in seinem Inneren formte sich ein Verdacht. Er wollte aber keine feste Gestalt annehmen, eine Verbindung fehlte. Er konnte es einfach nicht benennen, so sehr er sich auch das Hirn zermarterte. Später würde er sich eingestehen, dass er von selbst einfach nicht hätte draufkommen können.
    „Reichard, hören Sie“, setzte er an. Da klingelte das Telefon.
    „Ja?“, meldete sich der Hauptkommissar ungewohnt kurz angebunden.
    „Hier ist Brand. Marius Brand, der Schiffsführer der
Römerberg
. Spreche ich mit Herrn Hauptkommissar Gehring?“
    „Ja, genau der. Was gibt es denn, Herr Brand?“
    „Tja, wissen Sie, ich habe vorhin einen dubiosen Anruf bekommen. Jemand wollte die Adresse des ermordeten Schauspielers haben.“
    „Und, haben Sie sie ihm gegeben?“
    „Na ja, es war großer Zufall, dass ich die Adresse überhaupt hatte. Weil ich die Veranstaltung koordinieren musste. Normalerweise kümmert sich unsere Frau Habel um solche Sachen, aber sie war damals krank und da bin ich eingesprungen. Der Herr meinte, er sei von irgendeiner Schauspielervereinigung und man wolle die Witwe unterstützen. Das fand ich gut und …“
    „… da haben Sie ihm die Adresse gegeben.“
    „Ja, genau. Aber danach kamen mir Bedenken. So eine Organisation hätte Wurms Adresse doch haben müssen, oder? Und da habe ich Sie gleich angerufen.“
    „Das haben Sie richtig gemacht, Herr Brand. Das war sehr wichtig für uns. Vielen Dank auch.“
    „Ach, noch was, Herr Hauptkommissar …“
    Doch Gehring hatte schon aufgelegt. Brand hatte ihm gar nicht mehr von dem Polizisten berichten können, der ihn am Morgen besucht hatte und so eilig verschwunden war.
    Gehring saß mit geschlossenen Augen da. Sein Körper war gespannt wie eine Sprungfeder. Er hielt sich an der Schreibtischkante fest. Reichard kannte seinen Chef genau. Deshalb stand er eilig auf, legte seine Dienstwaffe an und zog sich das Sakko über. Er ging zu Gehrings Schreibtisch und blieb kerzengerade davor stehen.
    „Wohin, Chef?“
    Gehring riss die Augen auf. Er sprang auf und griff sich ebenfalls sein Sakko.
    „Manchmal erstaunen Sie mich, Reichard. Kommen Sie, kommen Sie schnell. Ich erzähle Ihnen alles auf dem Weg.“
    Auf dem Flur strahlte Reichard wie ein Honigkuchenpferd. Gehring drehte sich nach ihm um.
    „Manchmal, Reichard.“

Ungefähr zur gleichen Zeit
20
    Karl Einser parkte seinen Chevy auf dem Fahrradstreifen, der vor dem Haus gleich neben dem Bürgersteig verlief.

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