Karparthianer 04 Magie des Verlangens
Savannah schloss die Augen. Auch Peter würde verbrannt werden müssen, damit niemand die klaffende Bisswunde entdeckte, die der Vampir ihm zugefügt hatte.
Savannah spürte einen leichten Luftzug, dann umfasste Gregori ihren Arm und zog sie sanft auf die Beine. Aus der Nähe betrachtet, wirkte er noch mächtiger, völlig unbesiegbar. Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an seine Brust.
Mit dem Daumen berührte er die Tränen auf ihrer Wange, und sein Kinn ruhte zärtlich auf ihrem Kopf.
»Es tut mir Leid, dass ich deinen Freund nicht retten konnte.
Als ich den Vampir bemerkte, hatte er schon zugeschlagen.«
Gregori verschwieg, dass er zu sehr damit beschäftigt gewesen war, seine Gefühle wiederzuentdecken und unter Kontrolle zu bringen, und so Roberto nicht gleich wahrgenommen hatte.
Sein erster Fehler in tausend Jahren. Gregori vermied es, genauer über den Grund dafür nachzudenken. Schuldgefühle vielleicht, weil er die Verbindung mit Savannah erzwungen hatte ?
Ihre Gedanken streiften Gregoris, und sie fand dort echtes Bedauern über ihren Kummer. »Wie hast du mich gefunden?«
»Ich weiß immer genau, wo du bist. Vor fünf Jahren sagtest du, dass du Zeit brauchst, und ich gab sie dir. Aber ich habe dich niemals verlassen und werde es auch nie.« Gregori sprach ruhig, aber fest entschlossen. Seine Worte hatten etwas Endgültiges.
Savannah bekam Angst. »Lass das, Gregori. Du weißt, wie ich darüber denke. Ich habe mir ein neues Leben aufgebaut.«
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Die zärtliche Berührung seiner Hand in ihrem Haar weckte einen Schwärm von Schmetterlingen in ihrem Bauch. »Du kannst nicht verleugnen, wer du bist. Du bist meine Gefährtin, und es wird Zeit, dass du zu mir kommst.« Grego-ris Stimme war samtig weich, besonders als er das Wort Gefährtin aussprach und damit die Verbindung verstärkte, die er durch seinen Eingriff in die Natur geschaffen hatte. Je öfter er es sagte, desto mehr würde Savannah daran glauben. Sicher, Gregori konnte Farben sehen und Gefühle empfinden, weil er seine Gefährtin gefunden hatte, aber er wusste auch, dass er die Anziehung zwischen ihnen manipuliert hatte, bevor Savannah zur Welt gekommen war. Sie hatte nie eine Chance gehabt.
Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. »Du kannst mich nicht gegen meinen Willen beanspruchen, Gregori. So wollen es unsere Gesetze.«
Gregori neigte den Kopf, und sein warmer Atem strich über Savannahs Nacken. Eine eigenartige Wärme breitete sich in ihrem Innern aus. »Savannah, du wirst mich jetzt begleiten.«
Sie warf den Kopf zurück, sodass ihr blauschwarzes Haar in alle Richtungen flog. »Nein. Außer mir hatte Peter keine Familie. Ich muss mich erst um ihn kümmern. Dann können wir über uns reden.« Savannah rang die Hände. Es war ihr nicht bewusst, dass sie damit ihre Anspannung verriet.
Gregori ließ seine kräftige Hand auf ihren ruhen und beendete das verzweifelte Fingerspiel. »Du kannst im Augenblick nicht klar denken, ma petite. Man darf dich nicht am Tatort vorfinden, denn wie wolltest du erklären, was hier geschehen ist? Ich habe alles so arrangiert, dass man Peters Tod weder mit dir noch mit unserem Volk in Verbindung bringen kann.«
Savannah holte tief Luft. Gregori hatte Recht, und sie verabscheute ihn dafür. Niemand durfte auf ihr Volk aufmerksam 21
werden. Aber die Tatsache musste ihr deshalb noch lange nicht gefallen. »Ich werde nicht mitkommen.«
Gregoris weiße Zähne blitzten, als er lächelte. »Du darfst versuchen, dich zu widersetzen, wenn du möchtest, Savannah.«
Sie testete seine Gedanken. Männliche Belustigung, unerschütterliche Entschlossenheit, völlige Ruhe. Nichts schien Gregori aus der Fassung bringen zu können, weder der Tod eines Menschen noch ihr Widerstand. »Ich werde die Wachleute zu Hilfe holen«, drohte sie verzweifelt.
Wieder blitzten die makellosen Zähne. Gregoris silbrige Augen funkelten. »Möchtest du, dass ich vorher die Anweisungen widerrufe, die ich den Wächtern gegeben habe?«
Erschöpft schloss Savannah die Augen. Sie zitterte noch immer vor Angst. »Nein, nein, das ist nicht nötig«, flüsterte sie niedergeschlagen.
Gregori betrachtete ihr Gesicht, in dem sich ihr großer Kummer so deutlich spiegelte. Etwas berührte sein Herz. Er kannte das Gefühl nicht, doch es war stark. »Wir haben nur noch wenig Zeit bis zur Dämmerung. Wir müssen gehen.«
»Ich komme nicht mit«, beharrte Savannah trotzig.
»Wenn dein Stolz dir befiehlt, dich gegen mich zu
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