Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
geworden, und die Zahnpastatube habe ich nicht zerdrückt, das stimmt nicht.«
»Bist du nun endlich fertig, mein Sohn?«, sagte William, seine Stimme klang dabei gefährlich ruhig.
»Die Handtücher muss ich noch wegräumen und die Seife ist mir hingefallen. Ich habe vergessen, sie aufzuheben, das werde ...«
»Schweig endlich!«, brüllte William. »Und du denkst jetzt bestimmt: Dafür hat Sebastian doch keine Strafe verdient«, wandte er sich Rebecca zu. »Du denkst bestimmt, dass dein Sohn für die Unordnung im Bad eine plausible Erklärung hat. Soll ich deinen Sohn dafür vielleicht auch noch belohnen?« William wartete kurz auf eine Antwort. »Dazu fällt dir wohl nichts ein, nicht wahr? Dein Sohn muss bestraft werden, und ich weiß auch schon, wie ich das tun ...«
Rebecca schnippte mit den Fingern und ihre Augen waren ganz schmal auf William gerichtet. »Falls du das schon vergessen hast, mein lieber Mann, Sebastian ist unser Sohn und nichts wirst du tun«, Rebecca stand in der Küche wie ein Fels in der Brandung, als sie weiterfuhr: »Bestrafen ist das Einzige, was dir dazu einfällt – natürlich, was kann dir auch sonst bloß einfallen«, sie fuchtelte mit den Fingern vor Williams Gesicht herum. »Sebastian und seine Freunde werden Großvater Joe besuchen«, Rebecca atmete tief ein, und ihr Blick erinnerte Sebastian an die zahlreichen Bilder von Kriegerinnen, die in Fantasy-Foren zu finden waren, »und du wirst sie dorthin fahren«, betonte Rebecca scharf, dann wandte sie sich Sebastian zu. »Und du, Sebastian, siehst zu, dass das Badezimmer wieder in Ordnung kommt, bevor du zu Großvater fährst!«
Sebastian nickte. »Ja, Mutter.«
»Also, worauf wartest du, Sebastian? Ab, nach oben mit dir!«, sagte sie, und Sebastian verschwand auf der Stelle.
»Und was ist mit der aufgeweichten Seife?«, hörte Sebastian seinen Bruder fragen.
»Wir haben reichlich Seife im Haus«, antwortete Rebecca kochend vor Wut.
»Und die Zahnpastatube?« Manuel ließ nicht locker.
»Warum, Manuel?«, fragte Rebecca. »Warum tust du das?«
Sebastian lauschte im Treppenhaus. »Na, warte, Bruder, dafür werde ich mich rächen, die Zahnpastatube habe ich nämlich nicht zerdrückt.«
»Was denn, Mutter?«, fragte Manuel.
»Du tust alles, was notwendig ist, damit Sebastian von seinem Vater eine Strafe erhält. Wieso tust du das nur, Manuel?«
Manuel schwieg.
»Ich gehe hoch zu Sebastian und sehe mir mal an, was er wirklich angestellt hat«, sagte Rebecca. »Sebastians Freunde werden gleich kommen, also trink deinen Tee und ließ die Zeitung, aber vergiss nicht die Tür zu öffnen, wenn es klingelt!«, fuhr sie William an.
»Du lässt Sebastian zu viel durchgehen«, sagte William mit Nachdruck.
»Nein, das tue ich nicht«, antwortete Rebecca. »Normalerweise hätte ich ihn ja auch bestraft, aber nicht heute, das wäre falsch!«
Rebecca verließ die Küche.
»Ja, ich habe gewonnen«, jubelte Sebastian leise und sah zu, dass er schnell ins Badezimmer kam.
***
Sebastian stand mit seinem Gepäck oben im Flur und wartete auf seine Mutter, die in sein Zimmer gegangen war, um zu sehen, ob er alles aufgeräumt hatte, so wie er es ihr gestern Abend versprochen hatte.
Sebastian hörte die Türklingel und Juana war die Erste die kam.
»Guten Tag, Herr Addams«, sagte sie höflich, als William die Tür öffnete.
»Sebastian kommt gleich herunter. Er muss oben noch aufräumen«, erklärte William. »Du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen. Das Gepäck kannst du hier neben der Garderobe abstellen.«
»Möchtest du etwas zu trinken?«, fragte William.
»Ja, einen Orangensaft, bitte.«
William verschwand in der Küche.
»Sebastian hat das ganze Badezimmer verwüstet«, schimpfte Manuel, »oben sieht es aus, als ob ein Elefant sich ausgetobt hätte.«
Sebastian ärgerte sich, dass sein Bruder mal wieder total übertreiben und dass er ausgerechnet zu Juana so etwas sagen musste. Dass Juana darüber schmunzelte, konnte er ja nicht sehen.
»Na, warte, Brüderchen, so viele Lügen über mich zu erzählen, das zahl ich dir heim«, flüsterte Sebastian.
Juana ging ins Wohnzimmer. Manuel eilte zu seinem Vater in die Küche. Es klingelte wieder und Lars trudelte ein.
»Hallo, Herr Addams«, sagte er.
»Hallo, Lars«, begrüßte William ihn. »Du kannst dein Gepäck dort neben Juanas Tasche abstellen. Möchtest du auch einen Orangensaft?«
»Gerne, Herr Addams«, sagte Lars.
»Du kannst ins Wohnzimmer gehen. Juana ist
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