Kat und der heissbluetige Spanier
sich ans Fenster zurück und starrte mit brennenden Augen hinunter in die erwachende Natur. Der Ausblick auf Kensington Gardens mit seiner manikürten Schönheit und den reizvollen Wasserspielen war sicherlich spektakulär, doch dafür hatte er jetzt keinen Blick.
Alle Sinne waren auf die Frau gerichtet, die offenbar doch sein Kind unter dem Herzen trug …und die er so grob behandelt hatte.
„Kann ich irgendetwas für dich tun?“, fragte er mit gepresster Stimme und ohne sich umzudrehen. „Soll ich dir vielleicht etwas zu trinken holen?“
„Mir ist schlecht …“, kam es prosaisch zurück, worauf Carlos wie von der Tarantel gestochen herumfuhr und an Kats Seite eilte. Ohne zu zögern drückte er sie aufs Sofa nieder und schoss davon, auf der Suche nach dem Bad, das er am Ende eines langen Korridors fand.
Kurz entschlossen schüttete er eine Schale mit duftenden Rosenblättern über der Wanne aus, schnappte sich noch ein Handtuch und brachte beides zu Kat. Dann machte er sich erneut auf den Weg, diesmal in die moderne High-Tech-Küche, die ihm bereits auf seiner ersten Erkundungstour aufgefallen war. Dort goss er eine Kanne Ingwer-Limonen-Tee auf, den er in einem offenen Regal entdeckte, weil ihm einfiel, dass er mal gelesen hatte, Ingwer sei gut gegen Übelkeit.
Kat saß immer noch zusammengekauert auf dem gleichen Fleck, wo er sie zurückgelassen hatte. Und als Carlos ihre blassen Wangen und die dunklen Schatten unter den Augen sah, fühlte er sich noch elender und schuldbewusster als zuvor.
„Ich habe dir einen Tee gemacht“, sagte er rasch, als sie ängstlich und abwehrend zu ihm hochschaute.
Verdammt! Was war er nur für ein Schuft, derartig grob mit einer Schwangeren umzugehen!
„Ich bin nicht weggelaufen“, erklärte Kat mit bebender Stimme. „Ich dachte wirklich, ich hätte meine Periode bekommen. Darum gab es keinen Grund für mich, länger zu bleiben … das hatten wir doch beide beschlossen, erinnerst du dich nicht?“
Carlos nickte schwer und warf sich nicht zum ersten Mal vor, bei ihrem Abschied einfach nur zugesehen zu haben, anstatt sie zurückzuhalten.
„Aber der Arzt hat mich beruhigt und mir erklärt, schwache Blutungen zu Beginn der Schwangerschaft kämen öfter vor.“
In seinem Herz zog es seltsam. „Dann ist wirklich alles in Ordnung mit dir?“, fragte er drängend.
„Mein Gynäkologe sagt ja.“
„ÌGracias a Dìos!“ , brach es aus ihm heraus. Und zum ersten Mal war er sich wirklich der Ungeheuerlichkeit dessen bewusst, was Kat ihm gerade mitgeteilt hatte.
Er wurde Vater!
Mit zitternden Händen schenkte er eine Tasse Tee ein und reichte sie Kat. Dann starrte er wie hypnotisiert auf ihren noch flachen Leib. Es schien ihm unfassbar, dass dort tatsächlich ein kleines Wesen unter ihrem Herzen heranwuchs, das mit Kats und seinen eigenen Genen ausgestattet war. Ein kleiner Sohn oder eine kleine Tochter … mit seinen Zügen oder den wunderschönen, strahlend blauen Augen der Mutter.
Am liebsten hätte Carlos die Hand ausgestreckt und sie berührt, als könne er sich damit selbst überzeugen, dass sein Kind wirklich existierte. Doch irgendwie fühlte es sich an, als hätte er mit seinem unsensiblen Verhalten jedes Recht darauf verwirkt. Und zum ersten Mal im Leben fragte er sich mit zitterndem Herzen, ob in ihm möglicherweise etwas von der Grausamkeit seines eigenen Vaters steckte. Und ob er selbst überhaupt einen guten Vater abgeben würde …
Als er sah, dass Kat ihn beobachtete, schnitt er eine Grimasse. „Du weißt schon, dass jede Menge Reporter vor deiner Haustür herumgelungerten, als ich hier angekommen bin? Und dass damit Klatsch und Tratsch nur noch zunehmen?“
Kat stöhnte gepeinigt auf. „Aber warum nur? Warum können diese Aasgeier mich nicht einfach in Ruhe lassen!“
„Es ist ein Schicksal, das wir beide teilen, Princesa. Wir sind nun einmal interessantes Futter für die stets hungrige Pressemeute … der Ex-Matador und seine skandalöse Party-Prinzessin.“
In diesem Moment klingelte das Telefon. Kat stellte vorsichtig ihren Tee ab und beugte sich zur Seite, um den Hörer zu erreichen.
„Kannst du mir bitte verraten, was, zur Hölle, hier gerade vor sich geht, Kat!“, herrschte Oscar Balfour seine Tochter an, kaum, dass sie sich meldete.
Als sie den Mund schon zu einer Erklärung öffnete, wurde ihr bewusst, dass sie ihrem Vater gar keine schuldete. Nicht länger. Nie wieder …
Mag sein, dass sie in der Vergangenheit immer versucht
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