Kat und der heißblütige Spanier
saubermacht. Das sehen Sie doch wohl ein, oder nicht?“
Kat blinzelte verwirrt und war immer noch der Ansicht, dass dieser seltsame Spaßvogel von Ingenieur sich einen dummen Scherz auf ihre Kosten erlaube. Als wenn sie auch nur im Traum daran dächte, derart niedrige Arbeiten zu verrichten – und dann auch noch für die Crewmitglieder auf einer Luxusjacht, wie sie sie bisher nur als Gast betreten hatte! Doch die grimmige Entschlossenheit hinter Mikes schadenfrohem Grinsen belehrte sie schnell eines Besseren. Dieser Mann scherzte keineswegs.
Was, zur Hölle, ging hier eigentlich vor sich?
„Lassen Sie mich von Bord gehen!“, verlangte Kat. „Und zwar auf der Stelle !“
„Tut mir leid, das kann ich nicht. Am besten klären Sie das mit dem Boss persönlich. Ich habe nicht die Befugnis, Sie gehen zu lassen. Aber wenn ich Ihnen einen Tipp geben darf: Ich an Ihrer Stelle würde hier erst mal klar Schiff machen, bevor Sie irgendwelche Forderungen stellen. Der Boss wird bald an Bord kommen.“
Carlos Guerrero kam hierher auf die Jacht?
Kat schnappte nach Luft, als treibe sie unversehens in stürmischer See, ohne Boot oder wenigstens einen Rettungsanker in Sicht. Und dann überfiel sie gleich die nächste schockierende Erkenntnis. Ihr Vater hatte diese Kreuzfahrt für sie arrangiert.
Warum?
Das alles ergab keinen Sinn. Doch sich noch länger mit wilden Spekulationen aufzuhalten, brachte sie momentan auch nicht weiter. Das Wichtigste war, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
Der Fensterfront zugewandt starrte Kat mit offenem Mund übers weite Meer zu den winzigen Booten im Hafen von Antibes zurück, die wie glitzernde Spielzeuge wirkten. Sie saß in der Falle! Es sei denn, sie konnte den stoischen Ingenieur dazu bewegen, sie freizulassen.
„Hören Sie, Mike …“, versuchte Kat es zur Abwechslung im einschmeichelnden Ton, garniert mit einem herzzerreißenden Augenaufschlag, der ihr eigentlich immer zu dem verhalf, was sie sich wünschte. „Sie werden mir doch helfen, nicht wahr?“
Sein Grinsen wurde noch breiter. „Sorry, Darling , keine Chance. Ich mag meinen Job.“
Binnen eines Wimpernschlags änderte Kat ihre Taktik. „Okay … dann lassen Sie mich Ihnen zur Abwechslung einen Tipp geben. Ich bin nicht Ihre Dienstmagd, und ich werde ganz sicher nicht für Sie oder sonst wen kochen und putzen, verstanden? Und auf gar keinen Fall werde ich den Müll wegräumen, den Ihr schlampiger Boss und seine … seine … Bekannte hinterlassen haben. Ist das angekommen?“
Mike zuckte nur achtlos mit den Schultern. „Laut und deutlich. Machen Sie doch, was Sie wollen. Ich möchte allerdings nicht in Ihrer Haut stecken, wenn Carlos an Bord kommt.“ Er schaute auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Ich gehe jetzt zum Käpt’n. Wenn Sie sich beruhigt haben, können Sie nachkommen, dann zeige ich Ihnen die Kombüse.“
Damit überließ er Kat, die vor Empörung und Schock wie Espenlaub zitterte, einfach sich selbst. Namenlose Furcht presste ihr Herz zusammen. Eine Angst, die sie tief in ihrem Innern begraben und seit Langem nicht mehr verspürt hatte. Der beklemmende Gedanke, sich auf Feindesland zu befinden, schnürte ihr die Luft ab und machte sie hilflos.
Nein, nicht ganz hilflos!
Das durfte sie sich gar nicht erst einreden. Es gab immer einen Ausweg. Auf keinen Fall aber würde sie nach diesem unangenehmen Ingenieur suchen, um sich von ihm in die Kombüse sperren zu lassen! Schlimm genug, dass sie hier festsaß, bis Carlos und die Besitzerin des goldenen Mikro-Mini-Bikinioberteilsauf der Bildfläche erscheinen würden. Irgendetwas Unangenehmes regte sich in ihr, doch Kat weigerte sich, es als Eifersucht zu bezeichnen und verdrängte das alberne Gefühl gleich wieder.
Warum sollte sie auch auf eine Frau eifersüchtig sein, der ein arroganter Spanier offenbar brutal den Bikini vom Leib gerissen hatte? Wenn überhaupt, dann bedauerte sie das arme, fehlgeleitete Geschöpf höchstens ob seiner Naivität. Sollte der Mistkerl ruhig hier auftauchen! Mit ihr konnte er nicht so umgehen. Sie würde ihn wegen Kidnapping anzeigen, sobald sie auch nur einen Fuß an Land gesetzt hatte!
Oder noch früher! Mit bebenden Fingern fischte Kat ihr Handy aus der Tasche und versuchte vergeblich, eine Verbindung mit dem Festland zu bekommen. Noch wütender und verstörter als zuvor und unfähig, auf einem Platz zu verharren und sich in ihr Schicksal zu ergeben, beschloss sie, das Schiff zu erkunden. Es dauerte nicht
Weitere Kostenlose Bücher