Kat und der heißblütige Spanier
hatte, kein ermutigendes Drücken der Fingerspitzen oder eine fürsorgliche Hand in ihrem Rücken, als er sie zum ersten Mal über die Schwelle seiner geliebten Hazienda geleitete und nicht einmal einen Gute-Nacht-Kuss vor ihrer ersten Nacht in seinem Heim.
Gar nichts!
Konnte man noch deutlichere Signale senden, um einer Frau klarzumachen, dass der sexuelle Aspekt in einer wie auch immer gearteten Beziehung keine Rolle mehr spielte? Dass es zwischen Carlos und ihr wirklich und endgültig vorbei war?
Als Kat ihren Bikini überstreifte, erschien dieser ihr plötzlich viel zu knapp und aufreizend, um sich darin wohlzufühlen. Doch da Carlos ohnehin jeden Zentimeter ihres Körpers kannte und ihn die Erinnerung daran offensichtlich kalt ließ, war das ohne Belang. Außerdem hatte sie auch nichts anderes mit.
Trotzdem fühlte sie sich unsicherer und verletzlicher als sonst.
Nach einem langen Blick in den Spiegel zog Kat entschlossen ein leichtes Sommerkleid über ihr unvollständiges Outfit, verbarg die Augen hinter einer riesigen Sonnenbrille und klemmte sich ein Alibi-Buch unter den Arm.
„Du wirst einen Hut brauchen“, empfing Carlos sie.
Kat hatte nicht damit gerechnet, dass er bereits am Pool auf sie warten würde, und fühlte sich noch unsicherer als zuvor. „Ich … ich habe keinen mitgebracht.“
„Macht nichts, im Haus gibt es Unmengen von Hüten“, erwiderte er lächelnd, suchte unter seiner Sonnenliege einen zerknautschten Panamahut hervor und warf ihn ihr zu. „Hier, nimm den.“ Geschickt fing Kat ihn mit einer Hand auf.
„Danke.“ Ihr Hals war ganz trocken, als sie mit dem Rücken zu ihm ihr leichtes Seidenkleid ablegte und sich dann rasch auf der Liege neben ihm ausstreckte und sofort die Augen schloss.
„Noch müde?“, neckte Carlos sie.
Erleichtert griff Kat nach dem rettenden Strohhalm. „Ich glaube, die letzten Tage haben mich mehr angestrengt, als ich zuerst dachte. Wenn es dich nicht stört …“ Damit schob sie sich den verbeulten Hut übers Gesicht und verstummte.
Carlos konnte es nicht fassen, dass er sich mit seiner launigen Bemerkung offenbar selbst ein Bein gestellt hatte, und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, Kats atemberaubenden Körper mit den Augen zu verschlingen und seinen erotischen Fantasien freien Lauf zu lassen.
Als Kat sich irgendwann leicht rührte, ergriff er sofort die Gelegenheit, um sich wieder in Erinnerung zu bringen, indem er sich über sie beugte und vorsichtig den alten Strohhut anhob. „Tut mir leid, dich stören zu müssen“, log er dreist, „aber wenn du nicht aufpasst, holst du dir einen mörderischen Sonnenbrand. Ich könnte dich mit Sonnencreme einreiben“, bot er an.
Zwar war Kat tatsächlich kurz eingeschlafen und noch etwas benommen, aber klar genug, um die Gefahr zu erkennen, die hinter Carlos’ Angebot lauerte. „Ich …“
Sollte sie ihm etwa sagen, dass sie für nichts garantieren konnte, wenn er mit seinen starken Händen ihre nackte Haut berührte? Oder dass sie lieber einen Sonnenbrand riskieren würde, als sich von ihm anfassen zu lassen?
Viel zu pathetisch!
„Wenn es dir nicht lästig ist?“, erwiderte sie also.
Lästig? Carlos presste die Lippen zusammen, um nichts Falsches zu sagen.
„Dreh dich um.“
Während Kat tat, wie geheißen, verteilte Carlos Sonnenlotion auf beide Hände, legte sie auf Kats zarte Schulterblätter und begann damit, sanft ihre warme, seidige Haut zu massieren.
Ein Riesenfehler! wie er schnell merkte. Und eine gnadenlose Selbstüberschätzung!
Zumal er spürte, wie Kat unter seinen Berührungen zu zittern begann, so sehr sie es auch zu verbergen versuchte. Wenn ich wollte, könnte ich sie nehmen, schoss es ihm durch den Kopf, gleich hier und jetzt. Sie ist mehr als bereit dazu, obwohl sie es sicher leugnen würde.
Warum sich also länger unnötig quälen? Spontaner, lustvoller Sex würde ihrer beider Frustration zerstreuen und die vor Verlangen brennenden Körper befriedigen. Kat von seiner Idee zu überzeugen, wäre ein Leichtes. Hatte es überhaupt je eine Frau gegeben, die ihm widerstehen konnte?
Auf einmal erstarrte Carlos in der plötzlichen Erkenntnis, dass ihm diese Art Sex nicht mehr reichen und ihn schon gar nicht befriedigen würde. Schon viel zu lange war ihm die körperliche Vereinigung nur ein schaler Ersatz für Gefühle und unausgesprochene Bedürfnisse gewesen – außer mit einer einzigen Frau, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatte.
Kat Balfour! Die Frau,
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