Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
und gepflegt.“ „Ich meine den Alten!“ Der Concierge schaute so verwirrt, als ob er die Frage nicht verstand. „Er ist stattlich, groß, breit gebaut und trägt einen Bart“, sagte er nach einer Pause. „Ist der Mann in seinem Zimmer?“ „Das sieht so aus, Zimmer 602. Nehmen sie die Karte.“
Der Kommissar zückte hektisch sein Handy und wählte. „Komm rein, wir müssen zum Zimmer hoch.“ Er informierte Nicole und bat sie, weiterhin den Eingang im Auge zu behalten. Van den Berg und De Gruye stiegen in den Lift, der lautlos nach oben rauschte und in wenigen Sekunden den sechsten Stock erreichte.
Es waren nur wenige Meter bis zum Zimmer des Jägers. De Gruye entsicherte seinen Revolver. Van den Berg zählte mit den Fingern bis drei, dann schob er behutsam die Chipkarte in den Schlitz, bis ein helles Klicken signalisierte, dass das Schloss entriegelt war. Mit einem kräftigen Ruck drückte er die Tür auf und stürmte hinein, De Gruye war dicht hinter ihm. Das Zimmer war hell erleuchtet, das Bett zerwühlt. Eine Unterhose und ein T-Shirt lagen auf der Sessellehne. De Gruye checkte das Bad, während der Kommissar das Zimmer durchsuchte.
„Scheiße, er ist weg“, fluchte van den Berg mit hochrotem Kopf. Gleichzeitig trat er mit voller Wucht gegen die Badezimmertür, die dem Gefühlsausbruch erstaunlicherweise standhielt.
Van den Bergs Handy schellte. „Was ist los mit dir, Marc? Er ist dir wieder entwischt. Versuch es am Flughafen. Es ist deine letzte Chance.“ „Sag mir doch …“ Van den Bergs Worte verhallten ungehört. „Er treibt ein Spielchen mit uns. Er scheint Fontaine zu beschatten, wir müssen zum Flughafen“, murmelte der Kommissar deprimiert. Sie hasteten zum Lift. „Fontaine ist gewarnt worden“, meinte Nicole ernst. „Ich weiß auch von wem.“
Sie stürmten am Concierge vorbei zum Hoteleingang. „Wir sprechen uns noch“, brüllte van den Berg dem Portier zu, der prompt einen roten Kopf bekam. De Gruye übernahm das Steuer, während van den Berg eine Armada von Einsatzkräften zum Flughafen bestellte. „Wenn er vereisen will, ist er wohl in der Abflughalle“, sagte De Gruye trocken. „Nur, wenn er sich sehr sicher fühlt“, ergänzte Nicole. „Wir checken zuerst die Abflughalle“, bestimmte van den Berg energisch.
Er blickte auf seine Armbanduhr, die 4:20 Uhr anzeigte. Als sie aus dem Wagen stiegen, kam ihnen ein eisiger Wind entgegen. „Wir durchsuchen die Bistros“, rief der Kommissar, als sie die Halle betraten. „Keine gute Idee“, meinte Nicole, während sie aufmerksam die Monitore studierte. „Um fünf gehen die ersten Flüge raus, in zehn Minuten werden die ersten Passagiere eingecheckt.“ „Oh mein Gott“, murmelte der Kommissar. „Die ersten Flüge sind London, Casablanca und Prag.“ „London!“, rief Nicole spontan. „Warum?“ „So ein Gefühl!“ Van den Berg blickte die Psychologin skeptisch an. „Gehen wir!“
Sie liefen so schnell, als ginge es um die olympische Goldmedaille im 100-Meter-Lauf. Van den Berg dachte an die Worte seines Ex-Kollegen. Es war die letzte Chance, den Jäger zu kriegen.
Der Wartebereich des BA-Fluges 395 nach Heathrow war nur mäßig gefüllt. Van den Berg kümmerte sich um die ersten Sitzreihen, Nicole und De Gruye um den hinteren Bereich. „Hier ist er nicht, ganz sicher“, meinte Nicole hektisch. „Wir müssen die Toiletten checken. Der Kommissar riss die Türe des Waschraumes auf, der leer zu sein schien. Van den Berg war im Begriff die Toilette zu verlassen, als er sah, dass eine der Kabinen verschlossen war. Er duckte sich und bemerkte, dass jemand auf der Brille saß. Alles, was er erkennen konnte, waren eine dunkle Anzughose und schwarze Schuhe, die so aussahen, als wären sie gerade erst geputzt worden. Van den Berg checkte die Uhrzeit, es war jetzt kurz vor halb fünf. Er hatte keine Wahl, er musste warten, bis sich die Kabinentüre öffnete.
Es dauerte zwei Minuten, ehe das Schloss klickte. Der Kommissar entsicherte seine Waffe. Vor ihm stand ein unscheinbarer, kleiner Mann, der erschrocken blinzelte, als er in den Lauf von van den Bergs Pistole blickte. „Tut mir leid“, rief der Polizist und eilte nach draußen zu seinen Kollegen. „Was war los?“, fragte Nicole ungeduldig. „Nichts, blinder Alarm!“ Sie rasten weiter zum Casablanca-Flug, der in diesem Moment zum Eisteigen bereit war. Sie mussten zu Pier B, wo die außereuropäischen Flüge abgefertigt wurden. Während er rannte, merkte van
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