Katakomben (Van den Berg) (German Edition)
Puzzle für De Breuyn, würde ich sagen.“
Bevor van den Berg aus seinem MG ausstieg, schaute er in den Autospiegel und sortierte seine Frisur. Er fand, dass er müde aussah. Die Nacht, die er vor sich hatte, würde verdammt kurz werden. Als er auf die Haustür zuging, sah er, dass etwas aus seinem Briefkasten ragte. Das Couvert ließ sich ohne Probleme herausziehen. Jemand hatte seinen Vornamen drauf gekritzelt aber keinen Absender hinterlassen. Der Kommissar riss den Umschlag auf, noch bevor er die Tür aufschloss. Der einzige Inhalt war ein Foto.
Van den Berg ging näher an die Straßenlaterne, um das Motiv erkennen zu können. Er bekam eine Gänsehaut, seine Hände wurden feucht. Auf dem Foto war eine Hütte abgebildet, die exakt so aussah wie auf der Zeichnung, die ihm die Metzgerin gegeben hatte. Er drehte das Foto um und fand eine Anschrift: „Chemin du Long Fond“.
Nicole saß in ihrem Wagen, als sie das Handy ans Ohr drückte. „Es tut mir leid Nicole, aber wir müssen uns direkt noch mal treffen“, sagte der Kommissar gehetzt. „Wenn deine Sehnsucht nach mir so groß ist, komme ich gerne.“ Van den Berg lächelte, marschierte in seine Wohnung und rief De Breuyn an.
Van den Berg stellte Nicole einen schwarzen Kaffee auf den Tisch. „Den wirst du brauchen.“ „Wir hätten uns das Rätselraten sparen können. Du hast recht: Das ist eine Hütte auf der Zeichnung!“ „Und ist dir auch schon klar, wer uns dieses Foto geschickt hat“, fragte van den Berg süffisant lächelnd. „Da kommt wohl nur einer infrage, die Handschrift ist ziemlich eindeutig.“ „Er hat sich nicht gerade viel Mühe gemacht, unentdeckt zu bleiben“, meinte van den Berg nachdenklich. „Warum auch?“, fragte Nicole. „Ich frage mich nur, was für ein Spiel er da treibt.“ Van den Berg leerte seinen Kaffee mit einem Zug. „Wir müssen dahin, sofort. Ich nehme Frank De Gruye mit. Kannst du hier warten?“ „Willst du mich verarschen? Ich bin dabei, ob es dir passt oder nicht!“ Der Kommissar lächelte resigniert, dann rief er De Gruye auf dessen Handy an.
Van den Berg wusste, dass er nicht viel zu verlieren hatte. Wenn er dem Staatsanwalt seinen Bericht vom missglückten Einsatz am Grand Place ablieferte, dann wäre er seinen Job ohnehin los. Aber noch hatte er seine Dienstmarke und die Chance, alles wieder in die Reihe zu bringen.
De Gruye ließ kurz klingeln, als Zeichen, dass er da war. Van den Berg und Nicole eilten nach unten und stiegen in den Wagen. „Was hast du den Kollegen gesagt?“, fragte der Kommissar. „Dass ich eine Mütze Schlaf brauche, was im Übrigen stimmt“, erwiderte der junge Polizist. „Chemin du Long Fond, das ist in La Hulpe, einem Waldgebiet“, ergänzte er.
Sie rasten knapp zwanzig Minuten in Richtung Südosten, dann hatten sie den Grüngürtel erreicht. Sie gelangten auf einen engen, schlecht asphaltierten Weg. „Wir lassen den Wagen hier stehen“, meinte van den Berg, als ihnen das Navigationssystem anzeigte, dass sie in der Nähe waren. Sie wussten, dass es nicht einfach war, die Hütte zu finden. Der Chemin du Long Fond war fast einen Kilometer lang, und sie wussten nicht, auf welchem Stück die Hütte lag.
In dieser Nacht war Vollmond, aber die dichten Bäume ließen nicht viel Licht durch. Keine Menschenseele verlor sich in der verlassenen Gegend. Es war fast zwei Uhr. „Ziemlich perfekt hier, um sich zu verstecken“, raunte van den Berg, als sie losgingen.
Der Kommissar ging voran, De Gruye und die Psychologin folgten mit zwei Metern Abstand. Während sie den düsteren Weg entlang marschierten, sprach niemand ein Wort. Sie mussten vorsichtig sein und jedes überflüssige Geräusch vermeiden, auch wenn sie nicht wussten, ob ihr Waldspaziergang überhaupt irgendeinen Sinn hatte. Sie waren zehn Minuten unterwegs, als van den Berg seine rechte Hand nach oben reckte. „Wartet!“, flüsterte er seinen Begleitern zu.
Er deutete auf ein Holzhaus, das versteckt hinter zwei Eichen lag. Das Mondlicht schaffte es kaum bis zur dunklen Hütte. „Was ist mit den Taschenlampen?“, fragte De Gruye. „Bist du wahnsinnig? Viel zu gefährlich!“, erwiderte van den Berg kopfschüttelnd. „Ihr bleibt hier, ich schleiche mich alleine ran“, befahl der Kommissar. Er tastete sich zwischen den Bäumen hindurch, als er plötzlich ein lautes Knacksen hörte. Er war auf einen Ast getreten und hätte am liebsten einen lauten Fluch ausgestoßen.
Nun ging er noch ein wenig
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