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Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Katakomben (Van den Berg) (German Edition)

Titel: Katakomben (Van den Berg) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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„Was sie nicht tun wollten …“ Hugo schaute die beiden verächtlich an. „Das war nicht der Sinn des Spiels.“ „Sie wissen nicht zufällig, wo sich Eric jetzt aufhält?“ „Machen sie Witze? Warum sollte er mir das verraten?“
    Van den Berg atmete tief durch. Jetzt sprach die Psychologin zum Killer. „Was ist mit Bouvier?“ Hugo lächelte. „Er hat uns geholfen, er war so nett, uns seine Tochter zu überlassen.“ Van den Berg konnte in Nicoles Augen lesen, welche Abscheu sie für den Killer empfand. „Doch wohl nicht freiwillig“, erwiderte sie. „Bouvier ist so schwanzgesteuert, dass wir ihn nicht groß überreden mussten. Er hat von uns bekommen, was er wollte.“ „Junge Mädchen?“ Hugo grinste vielsagend. „Was ist mit Bouviers Frau?“ „Sie hat die Klappe gehalten, der Metzger hatte sie im Griff.“
    Van den Berg gab der Psychologin ein Zeichen, Schluss zu machen. Als der Wärter die Zellentüre öffnete, drehte sich der Kommissar noch einmal um. „Interessiert es sie, was aus Fontaine geworden ist?“ Hugo riss seine Augen auf, jetzt schien er hellwach zu sein. „Er ist tot und dazu platt wie eine Flunder“, sagte van Berg ungerührt, während er den Killer aufmerksam musterte. „Was, wie …?“ Die Polizisten ließen Hugo mit seiner Frage allein.

 
    Van den Berg dachte an Eric Deflandre. Wie konnte es sein, dass er seinen langjährigen Partner so falsch eingeschätzt hatte? Ihm fiel ein, wie zynisch er oft gewesen war. Van den Berg hatte die Sprüche immer als derben Humor eingestuft. Warum war Deflandre den Pakt mit dem Teufel eingegangen? Waren es nur die Verlockungen des Geldes, denen er nicht widerstehen konnte? War er ein skrupelloses Schwein? Hatte er vielleicht sogar Spaß daran, junge Mädchen zu quälen, dabei zu sein, wenn sie starben? Hatte es überhaupt eine Chance gegeben, Eric von seinem Höllentrip abzubringen? Er wusste es nicht, er würde wohl nie erfahren, was im Moment des Seitenwechsels in Deflandre vorgegangen war. Der Kommissar dachte daran, wie schwer er sich selbst tat, von seinen Lastern loszukommen.
    Wie oft hatte Marie versucht, ihn von seiner Wettsucht abzubringen, mit welchem Eifer versuchte seine Mutter zu verhindern, dass er ständig Süßes in sich reinstopfte. Aber all das ließ sich nicht mit dem dunklen Weg vergleichen, den Eric eingeschlagen hatte. Noch einmal dachte er an Marie, jetzt war ihm endgültig klar, dass es aus war. Bei ihrem letzten Telefongespräch war sie zu ihm auf Distanz gegangen. Sie hatte ihm klargemacht, dass sie ihn nicht mehr sehen wollte. Der Kommissar hatte keine Energie mehr, es noch einmal zu versuchen.

 
    Als van den Berg das Haus verließ, warf er einen schnellen Blick in seinen Briefkasten. Er wollte ihn schon wieder schließen, als er die Postkarte entdeckte. Sie trug keine Briefmarke, jemand musste sie eigenhändig eingeworfen haben. „Es tut mir leid“, stand da in großen Buchstaben. Er drehte die Karte um und starrte auf die glänzenden Kugeln des Atomiums. Erst dachte er an Marie, aber er begriff sofort, dass die Schrift eine ganz andere war. Langsam dämmerte ihm, wer die Worte geschrieben hatte.
    Der Kommissar ging zu Marcolini und kaufte sich eine Schachtel Pralinen mit Himbeerfüllung. Er setzte sich ins Perroquet am Place du Grand Sablon ohne an den Metzger zu denken. Dann aß er die himmlischen Stückchen mit großem Appetit zu seinem Milchcafé.
    Ihm fiel auf, dass es nur noch vier Tage bis zum Heiligen Abend waren. Wie in jedem Jahr würde er zu seinen Eltern fahren, die in der Nähe von Gent ein hübsches altes Häuschen besaßen. Er überlegte, was er ihnen schenken sollte und beschloss, ihnen wieder Bücher mitzubringen. Weihnachten war die einzige Zeit im Jahr, in der er richtig abschalten konnte. Der Besuch bei seiner Familie war für ihn eine Reise in die Vergangenheit. Er fühlte sich dann, als sei er in seine Kindheit zurückgekehrt, seine Probleme waren dann fünfzig Kilometer weit weg.
    Van den Berg schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie die ersten Schneeflocken vom Himmel fielen. Dann erspähte er eine junge Frau, die in einem langen braunen Mantel quer über den Platz lief. Ein wohliges Kribbeln durchzog seinen Körper. Als er sie erkannte, lächelte er.

 
 
 
 
    Vielen Dank an Christian Maaß, Frank Nulischk und Claudia Schmitz für ihre großartige Unterstützung.

 
    © Mark Kühn
Kaiserswerther Straße 154
    40474 Düsseldorf

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