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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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Oberfläche, dort wo das Dickicht am dickigsten ist, und legen einen Scheinbau an. Die Schädlingsbekämpfer fallen bestimmt darauf rein, und die kleinen Füchse bleiben am Leben.«
    »Aber wann wollen wir das machen?«
    »Heute nacht«, sagte Raoul. »Die Bekämpfer kommen ja schon morgen.«
    »Aber was wird Großmutter dazu sagen?«
    »Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.«
    Da wußte ich, daß ich es schlau anfangen mußte.
    Seit Raoul in der Dachkammer wohnte, durfte ich bei der Großmutter im Ehebett liegen. Vor dem Gutenachtkuß setzte sie sich auf den Bettrand und seufzte. »Ich weiß, du hast ein gutes Herz, aber mußtest du deshalb den Herrn Bürgermeister so verärgern? Ach, ich kann die Aufregungen nicht mehr ab. Und nun soll ich wohl auch noch eine Geschichte zum Einschlafen erzählen?«
    Ich sagte: »Leg dich ein Weilchen aufs Bett, Omilein. Heute will ich dir eine Geschichte erzählen.«
    Da machte sie es sich bequem, und ich erzählte, was ich mir ausgedacht hatte: »Vor einem großen Wald wohnte ein armer Fuchs mit seiner Frau und seinen fünf kleinen Kindern. Sie hatten wenig zu beißen und zu brechen. Der Fuchs wälzte sich vor Sorgen herum und sprach zu seiner Frau: >Was soll aus uns werden?<
    >Weißt du was, Mann<, sprach die Frau, >wir können die Kinder nicht in den Wald schicken, wo er am dicksten ist, und sie dort allein lassen, damit wir sie los sind. Du mußt uns ein Huhn fangen. <
    >Nein<, sprach der Fuchs, >das tue ich nicht. Die Menschen denken, ich hole das Huhn aus Bosheit, und sie werden mir den Jäger auf den Pelz hetzen.<
    >Du Narr<, sprach die Frau, >dann müssen wir alle sieben Hungers sterben.< Da sagte der Fuchs: >Gräme dich nicht. So muß ich eben Mäuse fangen, obwohl sie heuer rar sind...<« Meine Großmutter Habenicht blickte schon sehr verträumt, und ich erzählte weiter.
    »Der Fuchs fing eine Maus, dann noch eine Maus und noch eine Maus, und als er fünf beisammen hatte, band er sie mit den Schwänzen zusammen und machte ein Bündel, das hängte er an seinem Reißzahn auf. Und dann fing er wieder eine Maus und noch eine Maus...«
    »Ich denke, er hatte schon fünf«, murmelte meine Großmutter und gähnte entsetzlich.
    Ich sagte: »Er muß für jedes der fünf Kinder fünf Mäuse fangen, also fing er noch eine Maus und noch eine Maus...«
    Da machte meine Oma zuerst einen erschrockenen Schnarcher, und dann drehte sie sich friedlich auf die Seite. Ich deckte sie zu wie mein kleines Puppenkind und raffte meine Kleider zusammen und tappte aus der Kammer.
    Raoul stand schon mit der Taschenlampe und mit einem Spaten auf dem Flur. Er machte vorsichtig die Tür auf, und wir schlichen hinaus. Über dem Wald ging der Mond auf, er war ganz rot heute nacht, und auf den Wiesen stand der Nebel. Es war, als müßten wir durchs Wasser waten.
    Raoul nahm mich fest bei der Hand.

Die Gespensterallee

    Als wir uns aus Großmutters Kate geschlichen hatten, weil wir die Füchse retten wollten, wurde es finster wie in einem Sack. Wir trauten uns noch nicht, die Taschenlampe anzuknipsen, und Raoul Habenicht sagte: »Schade, daß wir keinen Blindenhund haben.« Zum Glück hatte ich mir weiße Kieselsteine eingesteckt, die wollte ich nach und nach verstreuen, damit wir heimfinden konnten.
    Ich habe schon erzählt, daß hinter dem Wald der Himmel anfängt. Heute abend war er bloß unten herum noch ein kleines bißchen grün und durchsichtig wie Götterspeise, aber darüber war alles so dunkel, als hätte der liebe Gott sein Tintenfaß ausgeschüttet, und in der Tinte schwamm der Mond wie eine große Fleischtomate. Er konnte kein richtiges Licht machen, sondern bloß ein unheimliches. Ich glaube, das heißt Infrarot. Und das Käuzchen jammerte, als sollte gleich jemand sterben. Da stellte ich mir vor, Raoul und ich wären die einzigen Menschen in Pälitzhof, und mußte weinen. Raoul fragte: »Wollen wir umkehren?«

    »Nein, nein.« Ich rieb mit dem Anorakärmel die Tropfen von meiner Nasenspitze. Dann fragte ich: »Hast du keine Angst?«
    »Doch«, sagte Raoul und dann: »Wenn die Füchse nicht sterben sollen, müssen wir ihnen helfen und die Angst bezwingen. Weißt du was, Katja Henkelpott, zu zweit ist es ja auch leichter, tapfer zu sein.«
    Ich glaubte ihm, weil er schon elf ist, und als er mich bei der Hand nahm, konnte ich fühlen, wie recht er hatte.
    Bald waren wir an der Gespensterallee. Das ist ein morastiger Weg. Rechts und links stehen verkrüppelte Korbweiden Spalier. Sie

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