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Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott

Titel: Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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Mutter in die Arme und dann mein Vater, und ich vergaß, daß ich traurig gewesen war, weil sie mir gefehlt hatten.
    Meine Eltern sind sehr erwachsen, trotzdem schreibt ihnen meine Oma immer noch vor, was sie machen müssen. Jetzt sagte sie: »Seid stolz auf das Kind« und erzählte, ich hätte die Konkurrenz aus dem Felde geschlagen, weil ich so hübsch bin. Es ist kein Kunststück, wenn einer hübscher als Herr Bleifuß ist, sogar meine Oma ist ein bißchen schöner als er. Aber sie ekelt sich, Frösche anzufassen, und schafft es deshalb nicht, den dicken Herrn vom Center auszutricksen.
    Mein Vater sagte: »Natürlich sind wir stolz auf dich.« Er zeigte mir ein Geschenk, das er mitgebracht hatte. Es war keine blöde Puppe oder sonstwas für kleine Kinder, sondern ein Ding, so lang wie drei Ringelnattern hintereinander und doppelt so stark wie der graue Zopf von meiner Oma, der ziemlich dick ist. Man nennt es ein Tau. Die Matrosen brauchen es, wenn sie ein Schiff an der Mole festbinden wollen. Weil nicht mehr so viele Schiffe in Rostock anlegen, braucht man weniger Taue. Mein Vater hat es zu einem Spottpreis bekommen. Ich glaube, das ist ziemlich wenig für ein langes Seil. Er stieg auf den Nußbaum und schlang es um den dicksten Ast. An dem herabhängenden Ende machte er eine Verwicklung, ungefähr so groß wie die Kanonenkugel, auf der Münchhausen geritten ist. Meine Mutter sagte: »Dein Vater hat dir einen dicken Knoten gemacht, damit du nicht vergessen sollst, wie lieb dich deine Eltern haben.«

    Ich schwang mich auf den Knoten und flog los, höher, immer höher. Unten standen meine Eltern und winkten, und die Katzen blickten aus dem Loch in der Astgabel und drehten ihre Köpfe hin und her, und die Meisen und Amseln in den Zweigen bewegten die Schnäbel von links nach rechts und von rechts nach links und rollten mit den winzigen Knopfaugen, weil sie mir folgen wollten. Ich flog so hoch, daß ich den Pälitzsee blitzen sah. Mit einem Mal rutschte der Zaun unter mir weg, der Wald kam auf mich zu, und ich stellte mir vor, ich würde die Erdkugel unter mir wegtreten. Dann könnte ich die Türme von Rostock sehen, und beim nächsten Mal dreh ich die Welt vielleicht bis Afrika.
    Wenn ich über den Rand von Afrika gucke, schreien alle kleinen Negerkinder vor Begeisterung und zeigen mit den Fingern in die Luft und rufen: »Wer ist das?«
    Vielleicht ist unser Storch gerade zum Winterurlaub dort. Dann sagt er bestimmt: »Das ist doch Katja Henkelpott aus Pälitzhof.«

Der Mäusebart

    Im Mai wurde es warm. Das Rapsfeld hinter der Bleiche blühte so gelb, daß mir vom Hingucken die Augen weh taten und duftete so süß, daß es nach lauter Honig stank. Da kam Raoul Habenicht zu Besuch und wollte mit mir stänkern. Er ist ziemlich groß und ziemlich dünn und außerdem mein Vetter, und weil er der Enkel von meiner Großmutter ist, durfte er in der Dachkammer übernachten. Raoul ist elf. Er trägt eine runde Nickelbrille und einen Igelschnitt, der vorn mit ein paar Fransen geschmückt ist, die hängen ihm in die Augen. Ich zeigte ihm meinen Kokosnußbaum mit dem Loch in der Astgabel, aus dem vier schöne Katzenköpfe quollen.
    Er grinste höhnisch und sagte: »Als ich in Pälitzhof wohnte, weil sich meine beiden Elternteile scheiden lassen wollten, da lebte hier der Oberkater Munzo. Er war so groß wie ein kleiner Löwe und konnte mit den Augen grüne Laserstrahlen schleudern.«
    »Und wo lebt er jetzt, der Wunderkater?«
    »Ein gemeiner Jäger hat ihn im Feld erschossen. Unter dem Birnbaum an der Bleiche liegt Munzo begraben.«
    Ich sagte: »Mit einem Kater bin ich nicht befreundet, aber mit mehreren Amseln und Meisen. Neulich hatten wir einen Hühnermord. Der Hof war von Federn übersät. Als ich mit dem Besen kam, flogen die Vögel unter dem Himmel herbei, um mir bei der Arbeit zu helfen.«
    Raoul grinste wieder höhnisch und sagte:
    »Das ist gar nichts. Munzo hat mir jeden Tag ein Geschenk gebracht. Er kam nachts über das Dach geschlichen und klopfte mit Laserstrahlen an die Fensterluke, bis ich öffnete. Er trug eine Maus im Maul und legte sie als Morgengabe vor mir nieder.«
    »Eine einzige Maus konnte er also tragen, dein Oberkater«, sagte ich, so höhnisch ich es konnte. »Ich bin mit einem Fuchs bekannt, der hält zehn Mäuse auf einmal in den Zähnen.« Jetzt lachte Raoul so höhnisch, daß er fast erstickte. Er wollte mir nicht glauben. Ich habe ihn zum Kuschelwäldchen geführt, hinter einem Busch

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