Katja Henkelpott 1 - Katja Henkelpott
er auch.«
Darüber freute ich mich. »Mein Vater kann bloß Spaghetti mit Tomatensoße kochen, das ist mein Lieblingsessen.«
»Wie schön«, sprach meine Oma, »dann wird dir der Abschied leicht.« Sie nahm mich in die Arme und kraulte meinen Henkelpott. Da fühlte ich, wie schwer ein Abschied ist.
Am Wochenende holten mich die Eltern. Sie verstauten Koffer und Taschen und eine ganze Kiste mit Marmeladengläsern im Trabi. Ich verabschiedete mich inzwischen von meinen Tieren, die sich auf dem Hof versammelt hatten.
Ich sagte: »Leb wohl, Moritz. Du bist alt, und meine Oma ist ebenfalls alt und schon ein bißchen vergeßlich. Am besten, du springst morgens gegen sieben auf das Fensterbrett und erinnerst an deine Frühstücksnüsse. Auf Wiedersehn, Baba. Du hast mich enttäuscht. Raoul meint, du bist eine Tochter des Oberkaters Munzo. Der hat dir seine Laserstrahlen vererbt, also bist du so was wie eine Edelkatze und willst dich mit einem hergelaufenen Kater vermehren. Er hat nur drei Beine und trägt, glaube ich, eine Augenbinde. Was soll daraus werden?«
Baba saß auf dem Hintern, sie hatte die Vorderpfoten nebeneinander gestellt und machte einen gelangweilten Eindruck, als ich die ernsten Worte sprach. Ich streichelte ihre drei Kinder und sagte: »Eure Mutter kriegt wieder Junge. Am besten, ihr macht euch davon und sucht ein eigenes Baumloch.«
Dann zerkrümelte ich ein großes Stück Rührkuchen und rief die Amseln und Meisen herbei. »Lebt wohl, ihr fleißigen Helfer, und vergeßt mich nicht!«
Nun preßte mich meine Oma an ihren Bauch und weinte mich naß. Ich hab ihr meine Meerschweinchen zur Erinnerung geschenkt.
Zuerst wollte sie nicht, dann sprach sie:
»Man kann dem Kind nichts abschlagen.«
»Bloß nicht«, rief ich, »laß mir die Henkel am Pott« und sagte zu den Eltern: »Wartet an der Bushaltestelle. Ich will noch einmal den Weg durch das Kuschelwäldchen nehmen.«
Dort traf ich den Fuchs. Er blieb am Wegrand stehen und sah gar nicht böse aus. Ich sagte: »Gottseidank ist der Roggen hoch. Für eine Weile seid ihr in Sicherheit. Grüß deine Frau und die fünf Kinder.«
Zuletzt habe ich dem Storch zugewinkt. Er zog seine Kreise am Himmel über Pälitzhof. Das ist das schönste Dorf auf der Welt.
Helmut Sakowski, Jahrgang 1924, absolvierte eine Fachschule für Forstwirtschaft und begann neben seiner Tätigkeit als Revierförster auch zu schreiben. In der früheren DDR erzielte er große Erfolge mit seinen Bühnenstücken, Hörspielen und Drehbüchern, aber auch mit seinen Romanen und Kurzgeschichten machte er sich bald einen Namen.
Bei Thienemann bereits erschienen:
Wie brate ich eine Maus
Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme
Sakowski, Helmut:
Katja Henkelpott / Helmut Sakowski. — Stuttgart; Wien: Thienemann, 1992
ISBN 3 522 16817 8
Umschlag und Innenillustrationen: Erhard Dietl
Schrift: Sabon
Satz: Uhl + Massopust in Aalen
Reproduktionen: Die Repro in Tamm
Druck und Bindung: Clausen & Bosse in Leck
© 1992 by K. Thienemanns Verlag in Stuttgart — Wien
Printed in Germany. Alle Rechte vorbehalten.
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