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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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sagte Jack in alkoholseliger Begeisterung, »da — das — is — ’ne — hick — großartige — hick — Idee!«
    »Und ich wette, diese fiese... Ich meine, diese ehrenwerte junge Dame hat die Briefe doch geschrieben.«
    Jack klapperte mit den Augendeckeln. »Weshalb — hick — weshalb sollte sie sich denn selber belasten?«
    »Um den Verdacht von sich abzulenken«, sagte Bertha in plötzlicher Erkenntnis.
    »Das — hick — ist ’ne Möglichkeit«, meinte Jack und griff tapsig nach dem Telefon. »Muß den Sergeant anrufen. Welche — hick — welche Nummer hat er? Mu -muß nachdenken...«
    Er stützte den Kopf in die Hand und schloß zwecks besserer Konzentration die Augen.
    Ein paar Sekunden später senkten sich die breiten Schultern, und gleich darauf durchdrang lautes Schnarchen die Whiskyschwaden im Büro.
    Bertha stand vorsichtig auf und ging auf Zehenspitzen zur Tür. Jack bewegte sich und murmelte mit alkoholschwerer Zunge etwas Unverständliches vor sich hin.
    Bertha öffnete geräuschlos die Tür, schob sich durch und schloß sie genauso geräuschlos wieder hinter sich.
    Sie schaffte es, sich ohne Zusammenstoß mit der Einrichtung durch das dunkle Vorzimmer zu tasten. Unbehelligt gelangte sie auf den Gang, riegelte von außen zu und machte, daß sie davonkam.

22

    Everett Belders Haus war ein typisch südkalifornischer Bungalow mit eingebauter Garage und großem Garten.
    Bertha war in einer halben Stunde auf abenteuerlichem Zickzackkurs hinausgefahren.
    Das Haus stand dunkel und verlassen da. Bertha stieg aus und klingelte. Nach fünfzehn Sekunden klingelte sie noch einmal, diesmal länger.
    Als sich drinnen nichts rührte, rüttelte sie an der Haustür. Abgeschlossen. Sie ging einmal um das ganze Haus herum, doch auch die Hintertür, sämtliche Fenster und die Garagentür erwiesen sich als unzugänglich.
    Doch noch gab sich Bertha nicht geschlagen. Sie öffnete den Hausbriefkasten und tastete darin herum. Richtig fand sich ein Schlüssel. Er paßte zur Haustür!
    Bertha schloß auf. Sie legte den Schlüssel wieder zurück an seinen Platz und betrat das Haus. Getreu dem alten Einbrechergrundsatz, sich stets den Rückweg freizuhalten, suchte sich Bertha zunächst mit Hilfe ihrer Taschenlampe den Weg zur Hintertür, deren Schlüssel steckte. Sie schloß auf und besah sich dann die Baulichkeiten.
    Bertha Cool pflegte zu behaupten, jedes Haus verrate etwas von dem Geist seiner Bewohner. Hier meinte sie eine Atmosphäre der Feindschaft, der Bedrohung zu spüren. Oder bildete sie sich das nur ein, weil sie wußte, daß in diesem Haus ein Mord geschehen war?
    Reiß dich zusammen, Bertha, befahl sie sich streng. Du mußt etwas riskieren, sonst schickt dich der Sergeant hinter schwedische Gardinen.
    Von dem Hauptkorridor ging rechts ein kurzer Gang ab, der in die Garage führte. Dort war die Luft dumpf und feucht. In der Schwärze der großen Doppelgarage verlor sich der schmale Lichtkegel ihrer Taschenlampe. An einer Wand zog sich eine Werkbank entlang. Werkzeuge lagen herum und Dinge, die offenbar im Haus keinen rechten Platz mehr gefunden hatten — ein alter Kabinenkoffer, ein Herrenmantel, ein ölfleckiger Overall, Schachteln, Zündkerzen, Drähte.
    Bertha ging zurück und begann, die anderen Zimmer zu erkunden. Das nächste gehörte offensichtlich Carlotta. Am Spiegel steckten Fotos von mehr oder weniger ansprechenden Jünglingen. Es roch süßlich.
    Hinter der nächsten Tür fand Bertha, was sie suchte: zwei Schlafzimmer, hell getäfelt, dazwischen ein Bad. Das vordere Zimmer gehörte offensichtlich Everett Belder, das hintere seiner Frau.
    Bertha ging sofort zu Mrs. Belders Kleiderschrank. Vielleicht fand sie doch noch einen Hinweis, der dem Mörder nicht aufgefallen war. Beim Stöbern in dem geräumigen Schrank fielen Bertha einige helle Holzspäne in die Hand, die offenbar noch frisch waren. Sie waren offensichtlich mit einem Bohrer herausgedreht worden.
    »Komisch«, sagte sie. »Das wäre ein Fall für Donald. Wie kommen Holzspäne in einen Kleiderschrank?« Sie tastete noch einmal die Wände ab. So vertieft war sie in ihre Aufgabe, daß sie erschreckt zusammenzuckte, als eine Tür zuschlug.
    Sie kauerte sich auf dem Boden des Kleiderschrankes zusammen und lauschte.
    Sie hörte Schritte, leise Frauenstimmen. Dann wieder Stille.
    Vielleicht konnte sie sich durch die Hintertür aus dem Staub machen? Sie ging auf Zehenspitzen weiter ins Zimmer hinein. Die Stimmen waren jetzt deutlicher zu hören.

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