Katzenkrieg
unwiderruflich. Anthony drehte sich nicht einmal um, um ihr nachzuschauen. Eine Weile betrachtete er noch das Porträt von Madre Jerónima de la Fuente, und dann ging er in die Ecke mit Las Meninas . Dort fand ihn Harry Parker, als er, beunruhigt über Anthonys langes Ausbleiben, hereinkam, um ihn zu holen. «Es ist Zeit, Whitelands.»
«Haben Sie das bemerkt, Parker?», sagte Anthony. «Nachdem es lange still um ihn war, hat Velázquez am Ende seines Lebens dieses Bild gemalt. Sein Gipfelwerk und auch sein Testament. Es ist ein umgekehrtes Hofporträt: Es stellt eine Gruppe ganz gewöhnlicher Figuren dar – Mädchen, Dienerinnen, Zwerge, einen Hund, zwei Beamte und den Maler selbst. Im Spiegel sieht man verschwommen das Königspaar, die Vertreter der Macht. Sie befinden sich außerhalb des Bildes und folglich unseres Lebens, aber sie sehen alles, kontrollieren alles, und sie sind es, die diesem Bild seine Daseinsberechtigung geben.»
Einmal mehr schaute der junge Diplomat auf die Uhr. «Wie Sie meinen, Whitelands, aber es ist spät geworden, und wir dürfen diesen Zug um nichts in der Welt verpassen.»
Über den Autor
Eduardo Mendoza
Eduardo Mendoza, geboren 1943 in Barcelona, ist einer der wichtigsten spanischsprachigen Autoren der Gegenwart. Mendoza studierte Jura und arbeitete zuerst als Rechtsanwalt. Danach war er zehn Jahre lang Dolmetscher bei der UNO in New York. Bereits sein erster Roman Die Wahrheit über den Fall Savolta wurde 1975 mit dem renommierten Premio de la Critica ausgezeichnet. Mit dem Barcelona-Roman Die Stadt der Wunder gelang Mendoza 1986 der internationale Durchbruch mit Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen. Für seinen neusten Roman Katzenkrieg erhielt Eduardo Mendoza 2010 den höchstdotierten spanischen Literaturpreis, den Premio Planeta.
Daten, Fakten, Jahreszahlen
1943 in Barcelona geboren
Jurastudium und Arbeit als Rechtsanwalt
Dolmetscher bei der UNO in New York
1986 internationaler Durchbruch mit dem Barcelona-Roman Die Stadt der Wunder
Auszeichnungen
2010 Premio Planeta
1998 Prix du meilleur livre étranger
1975 Premio de la Critica für den besten Roman
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