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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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waren die Türen geschlossen. Bernd entdeckte eine der in den HÜMANIA-Farben türkis-gelb gekleideten Hostessen, die zu Dutzenden herumliefen, um Fragen der Kunden zu beantworten und sie auf die richtigen Wege zu lenken. Bernd fragte die junge Frau, wann es denn losgehen werde. Sie wirkte selbst nervös und erklärte ihm, dass es höchstens noch zehn Minuten dauern dürfte und er nur darauf achten müsse, wann die Musik aufhört. Dann fragte sie Bernd und Angela, ob sie den Markt selbst erkunden oder sich einer Gruppenführung anschließen wollten. Die zwei tauschten Blicke, dann entschieden sie sich für die Führung. Die Hostess gab ihnen drei rosa Armbänder, auf denen der Name »Lars« stand, und sagte: »Er ist der Beste, mit Abstand!«
    Einige Meter weiter hinten in der Reihe hatten die Wartenden soeben Besuch von einem Kamerateam des Fernsehsenders bekommen. Ein Moderator, den Angela nur allzu gut vom Frühstücksfernsehen kannte, interviewte eine junge Familie. In manchen Momenten hatte sie gewisse Fantasien von sich und dem Mann mit der angenehmen Stimme gehabt, und sie wusste, sie würde vor Verlegenheit sterben, wenn er jetzt zu ihnen käme und sie mit seinem Mikrofon konfrontierte. Angela hatte aber Glück, denn in diesem Moment wurde es still auf dem Parkplatz. Die Musik hatte aufgehört zu spielen. Ein Raunen ging durch die Menge, dann begannen Leute zu pfeifen und zu johlen, einige klatschten. Die Familien und Pärchen berührten einander unwillkürlich und flüsterten sich zu, dass es jetzt losginge. Patrick wurde unruhig und trat Angela auf die Füße, als er sich zwischen seine Eltern quetschte, um zu sehen, ob die Leute vor ihm endlich in Bewegung kämen. Eine weitere Minute verging, in der nichts geschah. Dann setzten sich die vier Rolltreppen ruckartig in Bewegung. Von allen Seiten des Geländes stieg Applaus auf und wurde von den Menschen in Richtung Mitte getragen, zum Turm, der sich endlich öffnen sollte. In der oberen Ebene gingen die Schiebetüren auf; Hostessen traten heraus, genauso aufgeregt wie die Leute unten, und winkten herunter. Zuletzt traten vier männliche HÜMANIA-Angestellte an die Absperrung der Rolltreppen und lösten sie auf ein Kommando hin. Der Weg ins Allerheiligste war frei. Die Menschen in vorderster Reihe nahmen die Stufen in großen Schritten, denn jeder wollte als Erster das Gebäude betreten.
    Als es losging, sorgte Bernd dafür, dass seine Frau und sein Sohn vor ihm waren, damit er die Leute, die von hinten drängten, mit dem Rücken aufhalten und so seine Familie schützen konnte. Dennoch wurden sie alle mit großer Wucht nach vorne geschoben und konnten auch auf der Rolltreppe nicht stehen bleiben. Sie mussten die Stiegen hochrennen, um nicht von den hinten Nachdrückenden überrannt zu werden. Bernd fluchte und drohte zwei hinter ihm laufenden Männern an, ihnen die Nasen zu brechen, wenn sie nicht Abstand hielten, aber natürlich wurden auch sie von hinten gestoßen. Als sie das Ende der Rolltreppe erreicht hatten und die Schiebetüren passierten, öffnete sich vor ihnen der »Gastro-Ring« von Turmebene 1, der großzügig dimensioniert war und genug Raum bot, sodass der Druck der Hereinstürmenden sofort nachließ, und die Leitners schon nach wenigen Schritten weg vom Eingang Platz fanden, um durchzuatmen. Der Gastro-Ring zog sich in einer Breite von fast zehn Metern um die gesamte obere Ebene des Turms herum. Die Leitners standen zwischen einem Restaurant namens »Schnitzelpalast« und einer vor Sauberkeit blitzenden »Planet Coffee«-Filiale. Heute, an diesem strahlenden Septembertag, erschien es den Leitners, als wäre dies die schönste Fressmeile, die sie je besucht hatten. Der gesamte Gastro-Ring war nach außen und oben hin verglast, sodass eine helle und luftige Atmosphäre herrschte, die Materialien der Böden, Wandpaneele und Armaturen wirkten wertig und solide, und die Geräuschkulisse war trotz der Hektik der neu Ankommenden angenehm. Bernd wollte eben vorschlagen, mal eine Runde zu drehen, als ein HÜMANIA-Guide an ihnen vorbeiging, der ein Schild mit der Aufschrift »Lars« trug. Er war Mitte zwanzig und an beiden Armen und am Hals tätowiert. Die Leitners zeigten ihm ihre Armbänder, und Lars deutete ihnen, sich der Gruppe anzuschließen, die ihm folgte. Nach einer Viertelrunde um den Ring blieben sie an einer relativ ruhigen Ecke stehen und Lars begann vor den etwa 20 Leute seiner Gruppe mit der Einführung: »Herzlich willkommen in der

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