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Kautschuk

Kautschuk

Titel: Kautschuk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schlag.
    »Unmöglich, Herr Boffin, daß das so weitergeht!« brach Bronker jetzt los. Er sprang auf, maß sein Gegenüber mit zornigem Blick. »Ihr Konto wird immer größer. Unsummen, die wir verschwenden. Ihre Erfolge sind kümmerlich. Ich wiederhole Ihnen: Ihre Kollegen in anderen Ländern arbeiten besser und billiger. Was haben Sie uns denn jetzt Großes mitgebracht?« Bronker hob ein paar Schriftstücke hoch und warf sie verächtlich zur Seite. »Ein verbessertes AE-Verfahren und längst überholte Chemosynthesen ...«
    »Verzeihen Sie gütigst, Herr Bronker!« warf Boffin schüchtern ein. »Bei unserem Zusammentreffen in Paris vor einem Jahr sagten Sie mir, daß gerade diese Sachen Sie besonders interessierten.«
    Bronker wandte sich mit einer ärgerlichen Bewegung zur Seite. »Vor einem Jahr? – Ja, vor einem Jahr, da mag ich das gesagt haben. Sie wissen aber doch ganz genau, daß es jetzt Ihre Hauptaufgabe ist, uns über die Arbeiten der MEA-Werke an dem neuen Fortuynschen Kautschukverfahren beste Informationen zu bringen, und daß alles andere dagegen vorläufig Nebensache ist.«
    Als Bronker geendet hatte, drehte sich Hopkins langsam zu Boffin um. Und als der die gefürchteten kalten grauen Augen auf sich gerichtet sah, kroch er noch mehr in sich zusammen, verschwand beinah in dem weiten Klubsessel.
    »Ich würde Zweifel an Ihren Fähigkeiten bekommen, Herr Boffin, wenn ich mich genötigt sehen müßte, Ihnen nochmals die Bedeutung des Fortuyn-Verfahrens klarzumachen. Sie wissen, daß diese neue Synthese des Kautschuks alle anderen bisher bekannten Verfahren schlagen wird. Die Zweifel, die von mancher Seite ausgesprochen wurden, halte ich für törichtes Konkurrenzgewäsch. Ich habe mich über den Mann eingehend erkundigt. Meine Meinung über ihn steht fest. Früher oder später wird er siegen, und die Unterlegenen – dazu würden auch wir gehören, Herr Boffin – werden die Zeche bezahlen müssen. Was, nebenbei gesagt, für uns ungefähr – ich denke da an notwendige Lizenzen – mit zwei Millionen Pfund in Rechnung zu stellen wäre; von den Prestigegründen ganz zu schweigen, deren Wert eventuell noch höher anzuschlagen wäre. Sie wissen genau – wer zuerst seine Atomhochspannung sicher isolieren kann, hat den Schlüssel zur wirtschaftlichen Nutzbarmachung aller billigen Atomkraftquellen in der Hand. Was sage ich? Zwei Millionen Pfund? Mann, der Schaden ginge in die zwanzig, dreißig Millionen, in der Auswirkung, wenn wir hinterherhinken. —
    Bisher hatte ich bezüglich Ihrer Geschäftstüchtigkeit keine Bedenken. Sie waren stets großzügig, sogar großzügiger als ... nun, lassen wir die alten Geschichten! Mir kommt es so vor, als ob Sie in dieser Angelegenheit Ihre Großzügigkeit vermissen lassen.«

Bei Hopkins letzten Worten hatte sich der eingezogene schwarze Schopf Boffins wie der Kopf einer Schildkröte vorsichtig ein Stück vorgeschoben. Er wollte sprechen, da fiel ihm Hopkins wieder ins Wort: »Ich weiß schon, was Sie sagen wollen! Verdoppelte Sicherungsmaßnahmen ... Unbestechlichkeit der Assistenten ... verschärfte Überwachung des Personals und so weiter ...«
    Hier schoß der Schildkrötenhals mit einer verzweifelten Kraftanstrengung weit vor. »Noch nicht das Schlimmste, Herr Hopkins! Es gibt ja keinen außer Fortuyn selbst, der über das Verfahren vollkommen Bescheid weiß. Seine Assistenten machen nur Einzeluntersuchungen, ohne das Gesamtproblem zu beherrschen. Die Ergebnisse werden von Fortuyn allein ausgewertet. Es ist unmöglich ...«
    »Unmöglich ist nichts auf dieser Welt, mein lieber Boffin! Das Wort kenne ich nicht. Tausend Wege führen nach Rom. Nicht immer auf den alten, ausgetretenen Pfaden gehen! Neue Gedanken, neue Ideen müssen Sie haben! – Ah, zum Beispiel: Was ist es mit diesem einen Direktor der MEA-Werke? Wie hieß er doch gleich?«
    »Meinen Sie Direktor Düsterloh? Unmö...« Boffin verschluckte erschrocken den Rest des verpönten Wortes.
    »Ja, richtig! Den meine ich. Es ist mir bekannt, daß er ein Gegner Fortuyns ist. Schon das allein läßt gewisse Schlüsse zu. Was wissen Sie weiter über ihn?«
    »Seine Verhältnisse sind glänzend. Er ist Junggeselle, ein hoher Vierziger, hat außer der Jagd keine besonderen Passionen, liebt Wein und Weib ...«
    »Wein und Weib«, murmelte Hopkins vor sich hin. »Sogar zwei Schwächen ... Angriffspunkte, Herr Boffin – sollt’ ich denken.«
    Boffin nickte bestätigend. »Gewiß. Die eine Schwäche habe ich auch

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