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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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hier keine Brücke!« sagte ich kindisch. »Sie verdirbt das ganze Gleichgewicht des Interieurs. Ich werde einen neuen Teppich kaufen müssen.«
Sie hockte sich in ihrem einfachen Musselinkleid auf ihre Fersen und betrachtete mich nachdenklich.
»Weißt du, Madeleine, das ist nicht nötig. Wenn ich du wäre, würde ich es lassen, wie es ist. Niemand will in einem Haus leben, das absolut perfekt ist, am wenigsten ein kleines Kind.«
Ich starrte sie an. Gerade wollte ich ihr sagen, mein Kind würde nicht im Traum daran denken, durch mein schönes Haus zu toben und Dinge auf meinen besten Teppich zu verschütten, als das Baby unter meinem Herzen mich so heftig trat, daß ich erschrocken den Atem anhielt.
»Niemand hat dich um deine Meinung gefragt, du kleines Biest!« murmelte ich, halb ärgerlich, halb amüsiert über diese unsanfte Erinnerung an seine unsichtbare Gegenwart.
Aber Marie lächelte nicht, wie ich erwartet hatte. Statt dessen wandte sie sich ab und wirkte höchst unangenehm berührt.
»Ich glaube, so etwas solltest du nicht sagen, Madeleine. Mama sagt, daß es schreckliches Unglück bringe, etwas gegen das Ungeborene zu sagen.«
»Ach, sei keine solche Gans!« gab ich zurück. »Es kann mich doch nicht hören.«
»Nein«, sagte sie verlegen, »aber Gott kann es.«
Ich lachte sie aus. Ihr absurder Aberglaube gab mir plötzlich die gute Laune wieder.
»Gott hat Besseres zu tun, als seine Gläubigen zu belauschen«, behauptete ich zuversichtlich. »Denk an all die wirklich bösen Menschen auf der Welt, all die Mörder und Dirnen und Heiden . . . «
Das Gespräch kam auf andere Dinge, und als Marie ging, hatte ich meinen Zorn ganz vergessen. Charles würde nichts dagegen haben, daß ich einen neuen Teppich kaufte. »Tu, was immer du willst, Liebling«, würde er sagen, wenn ich ihn fragte. Und bei all meiner unbequemen Körperfülle würde ich es wahrscheinlich schaffen, vor der Niederkunft noch einmal nach Rouen zu fahren.
Es wurde jetzt kühler, ein frischer Wind wehte durch die offenen Fenster. Sally durfte wieder ins Zimmer, und müde von ihrem Spaziergang schlief sie auf dem ein, was von meinem Schoß übrig war. Ich sah zu, wie ihr Kopf von den kräftigen Tritten des Babys gleichmäßig vibrierte . . . Er ist unruhig heute, dachte ich nachsichtig. Wir nannten das zukünftige Baby immer »er«. Charles hatte meinen Ehering an einem Faden über meinem Bauch pendeln lassen und behauptete, es könne nur ein Junge sein.
Ich wußte, wie sehr er sich einen Sohn wünschte; einen Sohn, der ihm in seinem Kunsthandwerk nachfolgte . . .
Durch die halbgeöffnete Tür lauschte ich dösend den Geräuschen, mit denen Simonette das Abendessen bereitete. Ich wußte, daß Charles spät nach Hause kommen würde. Er hatte einen lukrativen Auftrag für ein großes Landhaus am Rande von Rouen angenommen, und seine Leute nutzten die hellen Abende aus. Ich erwartete ihn nicht vor Einbruch der Dunkelheit.
Die Standuhr in der Diele schlug gerade sechs; durch die Fenster strömte noch immer die Sonne und malte ein Gittermuster auf den Teppich, den ich auswechseln wollte, als sie ihn auf einer Bahre nach Hause brachten . . .
Es hatte einen Unfall auf der Baustelle gegeben – ein Quaderstein war heruntergestürzt. Sie versicherten immer wieder, niemand habe Schuld daran, man könne keinen verantwortlich machen, als erwarteten sie, das sei ein Trost.
Der Arzt kam und kurz darauf der Priester.
Plötzlich war mein Haus voller Leute, die irgendwelche Platitüden über das Kind murmelten, das Kind, das ich bekommen und das mich über meinen großen Verlust hinwegtrösten würde.
Am Abend des Tages, an dem wir Charles begruben, lag ich allein in unserem herrlichen Bett, das ein Hochzeitsgeschenk meiner Eltern gewesen war, und spürte, wie das neue Leben unter der geschwollenen Trommel meines Bauches pulsierte.
Ich erinnere mich, daß ich um einen Sohn betete, einen Sohn, der mich stets an Charles erinnern würde.
Nun, jetzt hatte ich einen . . .
    Stunden waren vergangen seit seiner Geburt; allmählich wurde mir bewußt, daß vor dem Fenster ein neuer Tag dämmerte. Und mit dem ersten Tageslicht hörte ich wieder die klagenden Laute dieses sirenenhaften Weinens, das sich wie die geflüsterten Zärtlichkeiten eines Geliebten um mein Gehirn legte. Ich drückte die Hände auf die Ohren, aber ich konnte es nicht aussperren; ich wußte, auch wenn ich in die fernste Ecke der Welt liefe, ich würde ihm nicht entkommen. Dieser Laut würde immer

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