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Kay Susan

Titel: Kay Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Phantom
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umzusehen. Sie war die letzte Bedienstete, die unter meinem Dach leben sollte. Nach dieser schrecklichen Nacht sah ich sie nie wieder, denn sie kehrte nicht einmal zurück, um ihre Habseligkeiten aus dem Dachbodenzimmer zu holen.
Die Hebamme erwartete Vater Mansart an der Tür. Sie hatte alles getan, wozu sie verpflichtet war. Nun trieb es sie fort; sie wollte die Rolle vergessen, die sie in diesem bösen Traum gespielt hatte. Teilnahmslos bemerkte ich, daß sie in ihrer Hast sogar vergaß, ihre Bezahlung zu verlangen.
»Wo ist das Mädchen?« fragte sie den Priester ärgerlich. »Ist Simonette nicht mitgekommen?«
Vater Mansart schüttelte den grauen Kopf.
»Die kleine Demoiselle hat sich geweigert, mich zu begleiten. Sie war so außer sich vor Schrecken, daß ich sie nicht dazu überreden konnte.«
»Nun, das überrascht mich nicht«, sagte die Hebamme düster. »Hat sie Ihnen erzählt, daß das Kind ein Monster ist? In all den Jahren habe ich so etwas noch nicht erlebt, und ich habe allerhand gesehen, Vater. Aber es wirkt nicht sehr kräftig, das ist in diesem Fall ein Segen.«
Achselzuckend legte die Hebamme ihr Schultertuch um und nahm ihren Korb auf. Vater Mansart schloß die Tür hinter ihr, stellte seine Laterne auf die Kommode und hängte seinen nassen Umhang zum Trocknen über einen Stuhl.
Er hatte ein behagliches, behäbiges Gesicht, gebräunt und gegerbt von seinen Wegen bei jedem Wetter. Ich nehme an, er war erst um die Fünfzig. Ich wußte, daß er in seinen langen Amtsjahren viele schreckliche Dinge gesehen haben mußte; trotzdem bemerkte ich, daß er unwillkürlich schockiert zurückprallte, als er in die Wiege schaute. Eine Hand krampfte sich um das Kruzifix, das er am Hals trug, während die andere hastig ein Kreuz schlug. Er kniete einen Augenblick zum Gebet nieder, ehe er an mein Bett trat.
»Mein liebes Kind!« sagte er mitleidig. »Lassen Sie sich nicht zu dem Irrtum verleiten, Gott habe Sie verlassen. Solche Tragödien übersteigen jedes menschliche Verständnis, aber ich bitte Sie, denken Sie daran, daß der Herr nichts ohne Zweck erschafft.«
Ich erschauerte. »Es . . . lebt also noch . . . ja?«
Er nickte, biß sich auf die Unterlippe und blickte traurig zur Wiege.
»Vater . . . « Ängstlich zögerte ich, bemühte mich all meinen Mut zusammenzufassen, um weiterzusprechen. »Wenn ich es nun nicht anrühre . . . es nicht nähre . . . ?«
Er schüttelte grimmig den Kopf. »Die Haltung unserer Kirche ist in diesen Fragen ganz eindeutig, Madeleine. Was Sie da vorschlagen, ist Mord.«
»Aber in diesem Fall wäre es doch sicherlich eine Wohltat . . . «
»Es wäre eine Sünde«, sagte er streng, »eine Todsünde! Sie müssen dieses Kind ebenso nähren und pflegen wie jedes norm . . . wie jedes andere.«
Ich wandte den Kopf ab.
Tränen der Erschöpfung und Verzweiflung liefen über mein Gesicht, während ich die gestreifte Tapete vor meinen Augen anstarrte. Drei Monate lang hatte ich mich durch endlose Tragödien gekämpft, dem einzigen Lichtschein folgend, der mich aufrecht hielt – dem kleinen, flackernden Hoffnungsschimmer, der im Versprechen neuen Lebens enthalten war.
Nun war die Kerze erloschen, und es gab nur noch Dunkelheit – den bodenlosen, finsteren Abgrund des tiefsten Höllenschlundes.
»Ich glaube, es wäre gut, das Kind sofort zu taufen«, sagte Vater Mansart düster. »Vielleicht möchten Sie mir einen Namen nennen.«
Ich sah zu, wie der Priester, ein riesenhafter schwarzer Schatten, sich langsam durch den Raum bewegte, meine porzellanene Waschschüssel nahm und das Wasser darin segnete. Ich hatte das Kind, wenn es ein Sohn war, Charles nennen wollen, nach meinem verstorbenen Mann, aber das war jetzt unmöglich. Allein der Gedanke daran war empörend.
Ein Name . . . Ich muß mich für einen Namen entscheiden!
Wieder hatte sich ein Gefühl der Betäubung über mich gesenkt, eine gedankenlose Starre, die mein Gehirn zu lähmen schien. Ich konnte an nichts denken, und schließlich bat ich den Priester verzweifelt, das Kind auf seinen eigenen Vornamen zu taufen. Er sah mich einen langen Augenblick an, protestierte aber nicht, als er es aus der Wiege hob.
»Ich taufe dich auf den Namen Erik«, sagte er leise. »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
Dann beugte er sich vor und legte das eingewickelte Bündel mit einer Entschiedenheit in meine Arme, gegen die ich mich nicht zu sträuben wagte.
»Das ist Ihr Sohn«, sagte er schlicht. »Lernen Sie, ihn zu

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