Kein Applaus Für Podmanitzki - Satirisches
nach einem Happy-End auszusehen beginnt, wird ihm klar, daß die Bauchtänzerin nicht den Mann in ihm liebt, sondern den Buchhalter, denn sie hat mittlerweile entdeckt, daß er ein Buchhalter ist. In Wahrheit ist er aber kein Buchhalter, sondern ein norwegischer Prinz, wenn auch nur ein unehelicher, während die Bauchtänzerin, wie sie jetzt gesteht, aus einem Kibbuz kommt. Die beiden heiraten und übernehmen eine Hühnerfarm. Vorhang.
Gebannt lauschte der Intendant meiner Geschichte und fand sie hervorragend. Er bat mich lediglich, den Charakter der Hauptfiguren etwas mehr an die Musical-Atmosphäre anzugleichen. Der junge Mann sollte kein Buchhalter sein, sondern besser ein Konteradmiral. Es sei nämlich sehr wichtig, daß er bei seinem Auftritts-Solo gut aussehe, und die Uniform eines Buchhalters wäre nun einmal nicht so eindrucksvoll wie die eines Konteradmirals.
»In Ordnung«, sagte ich. »Er ist Konteradmiral.«
Im selben Augenblick entstand draußen großer Lärm, der Erste Tenor stürzte ins Zimmer, gab uns brüllend bekannt, daß er alles gehört hätte und nicht daran dächte, als Konteradmiral aufzutreten, wo doch jedes Kind wisse, daß nichts auf Erden so unweigerlich abstinkt wie das Auftritts-Solo eines Konteradmirals. Er wünsche als Großadmiral zu erscheinen, ohne jedes Konter, oder er verlasse das Ensemble, das Theater und das Land. Damit verschwand er und schlug die Türe hinter sich zu.
Ich zitterte am ganzen Körper. Der Intendant hingegen blieb bemerkenswert kühl und wies mich an, den Tenor in den Rang eines Großadmirals zu befördern.
»Was macht das schon für einen Unterschied«, meinte er. »Auch ein Großadmiral kann mit dem Fallschirm über dem Flughafen von Lod abspringen.«
»Fallschirm? Lod?« Ich zitterte immer stärker. »Wozu das alles?«
»Damit eine meiner ältesten Schauspielerinnen zu ihrem Solo kommt: >Flieg, mein kleiner Vogel/ Fliege hin und her/ Über Land und Meer/ Denn ich lieb dich sehr.<
Ohne dieses Solo fängt sie erst gar nicht zu probieren an.«
»Na schön. Dann sieht also der Großadmiral in Lod eine Tänzerin - «
»Eine Hostess.«
»Gut, eine Hostess.«
»Fünf Hostessen.«
»Warum fünf?
»Weil ich fünf Primadonnen habe und keine von ihnen weniger als eine Hostess sein kann, wenn eine von ihnen eine Hostess ist.«
Der persönliche Referent kam herein und teilte dem Intendanten mit, daß Mme. Schinowski ihr Spielkartensolo zurückgebe, weil es nur aus drei Strophen bestünde und nicht, wie vereinbart, aus vier. Der Intendant ließ Mme. Schinowski durch seinen persönlichen Referenten wissen, daß sie entlassen sei und, falls sie das wünsche, bei der Gewerkschaft eine Beschwerde einbringen könne.
»Verzeihung«, warf ich ein, »was ist ein Spielkartensolo?«
»Richtig. Darüber habe ich Sie noch gar nicht informiert. In Ihrem Musical wird kurz vor dem Finale eine Pagode aufgebaut, die aus Bridgekarten in natürlichen Farben besteht. Vor diesen Karten singt Mme. Schinowski ihr Solo. Im Rumba-Rhythmus.«
»Könnten wir nicht... vielleicht... ohne Bridgekarten...?«
»Ausgeschlossen. Das Solo steht. Der Refrain lautet: >Karte - Kärtchen - bum / Karte - Kärtchen - bum.< Im Rumba-Rhythmus. Es ist zu spät, das zu ändern.«
Der persönliche Referent brachte die Nachricht, daß Mme. Schinowski sich am Strick des Pausenvorhangs erhängt hatte.
»Gut«, sagte der Intendant. »Dann schließt der zweite Akt mit dem Besuch des Diplomaten bei den Kurden.«
»Was für eines Diplomaten?«
»Des Ersten Tenors.«
»Aber der ist doch ein Großadmiral?«
»Gewesen. Wir brauchen ein politisches Solo. Ich hatte vergessen, daß Wahlen bevorstehen.«
»Und warum muß er Kurden besuchen?«
»Weil ich ein Ballett aus Kurdistan engagiert habe. Mit zwei Solotänzern.«
Mme. Schinowski hätte sich's überlegt und möchte ihr Solo zurückhaben, meldete der persönliche Referent.
Der Intendant nickte zum Zeichen seines Einverständnisses und wandte sich an mich:
»Der zweite Akt fängt natürlich mit den Elefanten an.«
»Mit welchen Elefanten?«
»Mit den acht Elefanten, die ich gemietet habe, um zum Solo des Komikers überzuleiten, der den Maharadscha spielt.«
Der Komiker, der den Maharadscha spielte, kroch unter dem Tisch hervor, wo er sich während der letzten vierundzwanzig Stunden versteckt gehalten hatte, warf sich zu Boden und begann zu schluchzen:
»Keine Elefanten! Bitte keine Elefanten! Ich fülle die Bühne ganz allein... die Elefanten
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