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Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Kein Augenblick zu früh (German Edition)

Titel: Kein Augenblick zu früh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Alderson
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ihr Ex-Freund hat sie nicht umgebracht und, ach so, ja, er wird uns helfen, sie zu befreien …
    »Warum?«, wollte Dad wissen. »Was hat er damit …?«
    »Weil wir ihn brauchen«, unterbrach ich ihn hart. »Ohne ihn können wir Mum nicht befreien.«
    Im selben Augenblick wurde mir klar, dass das ganz anders klang, als ich beabsichtigt hatte. Jack und Alex starrten mich vorwurfsvoll an.
    Ich presste die Lippen zusammen. Natürlich hatte ich nicht sagen wollen, dass Alex nutzlos war und dass alles nur von Demos abhing – aber genau so hatte es Alex offenbar aufgefasst. Er nickte nur leicht, als hätte er endlich etwas begriffen, dann schüttelte er den Kopf und stieg die Treppe hinauf.

34
    Das Vorderdeck war sogar noch eindrucksvoller als das Achterdeck, mit zwei Sonnenliegen, auf denen weiße, flauschige Badetücher bereitlagen, als ob jeden Augenblick zwei Supermodels in Bikinis zu einem Fotoshooting erwartet würden. Und ich war ganz allein hier in meinem Schwesternoutfit, mit dem ich wie eine Stripperin aussah. Eine glänzend lackierte Edelholztür führte in eine weitere Kabine, offenbar ein Minifitnessraum. Aber ich wollte im Freien sein, wo ich besser nachdenken konnte. Mein ungeklärter Streit mit Alex schob sich immer wieder über meinen dringlichsten Gedanken – wie wir meine Mutter befreien konnten.
    Über mir befand sich noch ein weiteres Deck. Ich suchte nach dem Aufgang und fand schließlich eine schmale Metallleiter. Oben angekommen, warf ich mich auf eine der Liegematten und vergrub den Kopf zwischen den Knien. Ich fühlte mich wie erschlagen. Auf einmal hörte ich Stimmen – Jack und Alex. Auf Zehenspitzen schlich ich zur Reling und spähte hinunter. Sie standen direkt unter mir, aber wegen des Decküberhangs konnte ich nur eine Schulter sehen.
    »Das kannst du gar nicht wissen! Du verdächtigst sie ohne Grund!«, schrie Jack.
    »Solange wir nicht ganz sicher sind, dürfen wir ihr nicht vertrauen.«
    »Mann, es geht hier um meine Freundin! Ich kenne sie viel besser als du!«, knurrte Jack. »Und wenn wir schon dabei sind: Wieso hast du meine Schwester in die Sache hineingezogen?«
    »Was soll denn das heißen?«
    »Du hättest sie niemals ins Camp zurückbringen dürfen!«
    Ich beugte mich weiter vor, um Alex’ Antwort besser verstehen zu können.
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, ich hätte sie davon abhalten können? Du kennst Lila genauso gut wie ich.«
    Offensichtlich nicht, stöhnte ich innerlich.
    »Sie ist meine Schwester. Du solltest sie beschützen. Nicht ihre Situation ausnützen! Sie liebt dich … behauptet sie jedenfalls.«
    »Ich weiß.«
    Ich weiß? Mehr hatte er nicht zu sagen? Wie wär’s mit Ich liebe sie auch?
    »Und? Liebst du sie denn auch?«
    Verdammt gute Frage, Jack.
    Wenn sich meine Hände nicht so fest an die Reling geklammert hätten, wäre ich womöglich in die Tiefe gestürzt, so sehr bemühte ich mich, die Antwort zu erhaschen. Aber Alex’ Stimme war zu leise und wurde vom Fahrtwind und dem Rauschen der Wellen weggetragen. Zu spät fiel mir ein, dass ich den Wind umlenken konnte, aber da nützte es auch nichts mehr.
    Dafür hörte ich Jacks Stimme nur allzu klar. »Wenn das so ist, solltest du sie einfach in Ruhe lassen und verschwinden.«
    Was? WAS ? Meine Knie gaben nach und ich sank zu einem Häufchen Elend zusammen. Warum forderte Jack ihn auf zu verschwinden? Was genau hatte Alex gesagt? Vielleicht, dass er mich nicht liebte?
    »Ich habe ihr versprochen, sie nicht im Stich zu lassen«, sagte Alex. Seine Stimme klang gepresst.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen.
    Jacks Antwort ging teilweise im Wind verloren. »… richtig verhalten würdest, müsstest du jetzt sofort gehen. Wir brauchen dich nicht mehr. Das ist nicht dein Kampf, es geht um meine Mutter. Und um meine Schwester.«
    Ich taumelte zur Leiter und setzte einen Fuß auf die oberste Sprosse. Sobald ich unten war, würde ich Jack über Bord werfen. Und ihn unter der gewaltigsten Tsunami aller Zeiten begraben. Sollte er doch zusehen, ob er sich dann noch selbst heilen konnte.
    Aber noch während ich im Begriff war, die Leiter hinunterzuklettern, blieb ich stehen. Nein, ich würde nichts davon tun. Denn Alex liebte mich nicht, er wollte weg. Er blieb nur, weil er es mir versprochen hatte. Aus Pflichtgefühl, nicht aus Liebe.
    Plötzlich packte mich die nackte Wut, wie ein ganzer Schwarm hungriger, bissiger Piranhas. Ich stieg wieder hinauf und lief erregt auf dem kleinen Oberdeck hin und

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