Kein Augenblick zu früh (German Edition)
selbst fertigwerden, auch wenn ich im Moment wirklich genug andere Probleme hatte.
»Natürlich liebt er dich noch«, sagte Suki und verdrehte die Augen.
Ich fuhr hoch. »Echt? Bist du sicher? Was hat er gedacht?«
Suki grinste. »Im Moment packt er und überlegt, wie er am schnellsten von hier wegkommt.«
»Was?«, kreischte ich entsetzt.
»Er packt und überlegt, wie er am schnellsten von hier …«
»Ich hab dich verstanden! Aber warum packt er?«
»Sorry, Lila, aber bist du jetzt so blöd oder tust du nur so? Er packt, weil du ihm gesagt hast, er soll verschwinden. Hab ich dir doch schon erklärt. Hat dir die Einheit das Gehirn amputiert oder was? Du hast ihm gesagt, dass du ihn nicht mehr brauchst. Jack hat ihm dasselbe gesagt. Warum sollte er noch bleiben?«
»A… aber das habe ich gar nicht so gemeint«, jammerte ich.
Suki stand auf und stellte sich vor mich hin, eine Hand in die Hüfte gestützt. »Kann Alex Gedanken lesen? Nein. Und das ist auch sein Glück, denn sonst müsste er sich ständig den Schmalz anhören, der da drin herumflutscht.« Sie deutete auf meine Stirn.
Nate starrte mich entsetzt an. »Das hast du ihm wirklich ins Gesicht gesagt? Wieso denn? Wir brauchen ihn genauso dringend wie alle anderen! Wie sollen wir ohne ihn deine Mutter befreien?«
»Ich sag euch doch, ich hab’s nicht so gemeint«, sagte ich leise. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Alex mich beim Wort genommen hatte. Er musste doch wissen, wie sehr ich ihn brauchte! »Ich muss das wieder in Ordnung bringen«, murmelte ich und schaute Suki hilfesuchend an. Sie schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Dann riss sie plötzlich Augen und Mund gleichzeitig auf.
»Was? Wer? Jack? Du willst doch nicht behaupten, dass Jack …?« Sie schnappte nach Luft.
»Was ist mit Jack?«, wollte Nate wissen.
»Jack ist wie wir. Er kann irgendwelchen Zauber mit seinem Körper machen …«
Nate strahlte und sprang auf. » Wow! Cool! Komm, wir gehen mal zu ihm!«
»Nein, nein, wartet!« Ich packte Suki am Arm und zog sie auf das Bett zurück. »Was soll ich machen? Wie kann ich das mit Alex wieder in Ordnung bringen?«, fragte ich sie und schüttelte sie an den Schultern.
Wieder wurden ihre Augen groß. »Warte mal – du hast ihn geschubst? Ich kann’s nicht fassen!«
»Sie hat Alex geschubst?«, stöhnte Nate auf.
»Halt die Klappe, Nate«, fauchte ich.
»Ja, und sie läuft ihm immer davon.« Suki schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Wir würden ihn viel besser behandeln …«
»Suki!«, schrie ich außer mir. »Bitte! Hilf mir!«
Endlich wurde sie wieder ernst. »Ich bin nicht sicher, was du ihm jetzt noch sagen kannst, Lila. Wie wär’s, wenn du mal mit dem Wort ›sorry‹ anfangen würdest? Und beeil dich besser, er ist nämlich schon auf dem Hauptdeck und verabschiedet sich von Jack. Und …«
Den Rest hörte ich nicht mehr. Ich sprintete hinaus, sprang die Treppe hinunter und stürzte in die Hauptkabine. Demos unterhielt sich gerade mit Alicia. Sie fuhren herum, als ich hereinplatzte.
»Lila«, grüßte Demos.
»Hi. Äh. Hi.« Ich raste an ihnen vorbei und jagte die Stufen zum Hauptdeck hinauf. Erst musste ich Alex aufhalten. Ich rannte zur Gangway.
Dort blieb ich stehen und blickte hinunter. Alex war nirgends zu sehen.
36
»Wo willst du hin?«
Ich wirbelte herum. Alex stand auf dem Deck, seine Reisetasche lag vor ihm. Er betrachtete mich leicht misstrauisch, aber das war immer noch besser als kalt oder gleichgültig. Im Hintergrund tauchte Jack kurz um eine Ecke auf, nickte Alex kühl zu und verschwand wieder.
»Suki sagte, du wolltest gehen.«
»Ich bleibe.«
Ich atmete aus. »Und die Tasche?«
»Ich wollte gehen. Aber Jack bat mich zu bleiben.«
Jack? »Und das ist der einzige Grund?«
»Welchen anderen Grund könnte ich haben?«
»Mich?« Ich brachte das Wort kaum heraus.
Er kam einen Schritt näher. »Ich dachte, du wolltest mich nicht mehr sehen? Und brauchst mich auch nicht mehr?«
Ich griff nach seiner Hand. »Das hab ich nicht so gemeint, Alex. Natürlich brauche ich dich, so sehr, dass es wehtut. Hier drin.« Ich zeigte auf meine Brust, genau dort, wo ich mein Herz heftig klopfen spürte. »Ohne dich schaffe ich das nicht.«
»Na, warum hast du mir dann befohlen zu verschwinden?«
»Weil ich gehört habe, worüber du mit Jack gesprochen hast.«
Er runzelte die Stirn. »Hast du gelauscht?«
Ich wurde rot. »Du hast gesagt hast, du liebst mich nicht. Glaube ich
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