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Kein bisschen Liebe

Kein bisschen Liebe

Titel: Kein bisschen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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während sie sich vor mir auszog und in einen Bikini schlüpfte. Plötzlich fing sie an zu lachen. Sie kam herüber, nahm mein Gesicht zwischen die Hände und küsste mich auf den Mund. Ich presste die Lippen zusammen.
    »Endlich treffe ich mal ein intelligentes Männchen, hahaha. Für einen Mann bist du intelligent.«
    »Gehen wir zum Strand.«
    »Hahaha. Ja, gehen wir. Keine Angst, ich falle schon nicht über dich her. Männer sind überflüssig.«
    Wir gingen wieder hinaus zu ihren Freundinnen. Sie werkelten weiter unter den Kokospalmen vor sich hin. Zwei schraubten noch immer an der Benzinpumpe herum, die anderen beiden an den Bremstrommeln. Helga zog mich beiseite und raunte mir zu:
    »In einer Woche hau ich ab. Die Welt taugt nichts. Nicht für mich. Man muss in Bewegung bleiben. Ich lebe gerne hier und in Brasilien. Und in Australien.«
    »Australien?«
    »Ja, eine unendliche Weite dort. Es gibt keine Grenzen. Ich kann Grenzen nicht aushalten.«
    »Und warum haust du ab, wenn’s dir hier so gut gefällt?«
    »Ich hab kein Geld mehr. Ist mir alles geklaut worden. Das Geld, der Pass, das Flugticket. Alles. Vor zwei Tagen. Ihr Kubaner, ahh, ihr seid das Allerletzte. Die Armut macht euch wahnsinnig, sie bringt euch um den Verstand. Aber ihr gefallt mir, und wie.«
    »Also was jetzt? Sind wir das Letzte oder gefallen wir dir?«
    »Ihr seid das Letzte, aber ihr gefallt mir. Ihr hängt so an allem. Es ist zum Heulen. Ihr kapiert überhaupt nichts. Das Konsumdenken frisst euch auf. Aber … es ist noch keine Katastrophe. Wird bestimmt noch schlimmer werden.«
    »Ahh …«
    »Ich muss bald wiederkommen. Ich lasse mich initiieren.«
    »Ach, fein. Haben sie schon das Ifá-Orakel für dich befragt?«
    »Kennst du dich damit aus?«
    »Ein bisschen.«
    »Bei mir sind Oyá und Ogún rausgekommen.«
    »Uff, was für eine Mischung! Verdammt heftig.«
    Wir redeten ein bisschen weiter. Sie nahm nicht einen Schluck Rum an. Zwischendurch ging sie wieder ins Haus. Sie kam mit zwei Joints wieder. Es wurde dunkel. Eine herrliche, langsame Abenddämmerung in allen Tönen von orange, gelb, blau und grau. Sie wandte sich gebieterisch an ihre Freundinnen:
    »Hört mit dem Zeug auf. Kommt her.«
    Die Lesben legten das Werkzeug weg und folgten ihr ans Ufer. Ich ebenfalls. Sie zündeten die Joints an. Rauchten schweigend. Mir kam es so vor, als würden sie mir nicht trauen. Am Grund meines Herzens erwachte der perverse kleine Teufel, und ich fing an mir zu wünschen, dass sie so richtig high würden und es einander an Ort und Stelle besorgten, dort im Sand. Und dass sie mich zusehen und mitmischen ließen.
    Plötzlich streifte Helga das Oberteil ihres Bikinis ab. Sie hatte hässliche, runzlige kleine Titten und fleckige, vor Dreck starrende Haut, als würde sie nie duschen. Es war widerlich. Sie spazierte um uns herum. Sie stellte sich zur Schau, selbstzufrieden und provokant. Aber nicht weiblich. Herausfordernd.
    Wenige Minuten, und sie hatte erreicht, was sie wollte: Mehrere junge Männer kamen rüber, um zuzuschauen. Ich weiß nicht, woher sie kamen. Der Strand hatte fast menschenleer ausgesehen. Es waren Schwarze und Mulatten. Sie lehnten sich an die Kokospalmen oder schlenderten hin und her. Zwei setzten sich in den Sand, in unsere Nähe. Sie rieben sich den Schwanz unter den Shorts. Das ist hier kein Touristenstrand. Eine Frau mit nackten Möpsen ist hier der reinste Striptease. Eine Supershow.
    Helga sah triumphierend aus. Die anderen Lesben waren still geworden. Eine sagte:
    »Helga, wenn die Polizei kommt …«
    »Ahh, da hab ich aber Angst … Ein kleiner Macho-Bulle, zum Fürchten, hahaha.«
    Und sie strich weiter um uns herum und stellte sich zur Schau. Irgendwann holten die Typen die Schwänze aus der Hose und fingen an, sich einen runterzuholen. Genau das wollte Helga. Ich stand auf, um zu gehen. Ich fühlte mich fehl am Platz.
    »Also, ich geh dann. Wir sehen uns morgen. Viel Spaß noch.«
    Helga kam zu mir: »Siehst du, wie primitiv die sind? Infantil. Sie sind überflüssig.«
    Ich wollte mich nicht streiten. Helgas Blick war vom Haschisch benebelt. Ich antwortete ihr nicht. Sie fuhr fort:
    »Un-er-träg-lich sind sie. Kleine Kinder. Die Männer werden nie erwachsen.«
    Sie hob ihre kleinen Titten mit beiden Händen hoch, schüttelte sie und hielt sie mir hin:
    »Guck, wie hässlich. Ich habe hässliche Titten. Ich weiß. Aber ich bin ein Spielzeug für die Schwarzen da. Sie sind primitiv.«
    »Mag sein, aber dir gefallen

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