Kein Durcheinander
von der »
North Polar Practical Association
« veröffentlichten Vorschlag hin hatten sich die Nachbarstaaten der Polargegenden mittelst eines handelspolitischen und wissenschaftlichen Congresses mit einander ins Einvernehmen gesetzt und beschlossen, an der Versteigerung, deren Eröffnung in Baltimore für den 3. December bestimmt war, theilzunehmen und ihren betreffenden Abgesandten einen Credit zu bewilligen, der jedenfalls nicht überschritten werden durfte. Die durch den Verkauf erzielte Summe sollte dann unter den fünf, den Zuschlag nicht erhaltenden Staaten vertheilt und von diesen als Ausgleich angenommen werden, auf Grund dessen sie für die Zukunft auf alle Ansprüche verzichteten.
Ging das auch nicht ohne einiges Hinundherreden, so wurde doch schließlich eine Vereinbarung getroffen. Die in Frage kommenden Staaten stimmten zu, daß die Versteigerung, wie von der Bundesregierung vorgeschlagen, in Baltimore stattfinde. Ihre Creditbriefe in der Tasche, verließen die Abgesandten London, den Haag, Stockholm, Kopenhagen und Petersburg und trafen drei Wochen vor dem angesetzten Auctionstage in den Vereinigten Staaten ein.
Den Amerikanern kommt die Ehre zu, dem Nordpole am allernächsten gewesen zu sein. (S. 23.)
Zu derselben Zeit war Amerika vorläufig nur vertreten durch den Strohmann der »
North Polar Practical Association
«, jenen William S. Forster, dessen Name allein unter dem am 7. November im »New-York Herald« erschienenen Documente stand.
Was die Abgesandten der europäischen Staaten betrifft, so waren die Herren erwählt, welche wir dem Leser in den nächsten Zeilen kurz charakterisiren wollen.
Für Holland: Jakob Jansen, früherer Rath von Niederländisch-Indien, dreiundfünfzig Jahre alt, vierschrötig aber klein, ganz Oberkörper, mit kurzen Armen und ebensolchen, etwas geschweiften Beinen, auf der Nase eine Aluminiumbrille, rundes Gesicht mit lebhafter Farbe, das Haupthaar mit tüchtigem Heiligenscheine, und graugesprenkelter Backenbart – ein kreuzbraver Mann, nur etwas ungläubig bezüglich einer Unternehmung, von deren praktischen Folgen er keine Ahnung hatte.
Für Dänemark: Erik Baldenak, Ex-Untergouverneur der grönländischen Besitzungen, von Mittelgröße, etwas ungleichen Schultern, gewölbter Unterleib, großer schlingernder Kopf, so kurzsichtig, daß die Nase stets die zu lesenden Hefte und Bücher berührte, und niemals Vernunft annehmend bezüglich der Ansprüche seines Landes, das er als rechtlichen Besitzer der nördlichen Regionen betrachtete.
Für Schweden-Norwegen: Jan Harald, Professor der Kosmographie aus Christiania, der zu den pflichteifrigsten Theilnehmern der berühmten Vega-Fahrt Nordenskjöld’s gehört hatte, der wahre Typus eines »norske Norman« (norwegischen Norwegers), rothbackiges Gesicht, Haar und Bart von einem Blond, das an überreifes Getreide erinnerte – und fest überzeugt, daß die Polar-Calotte, welche ausschließlich von dem paläokrystischen Meere bedeckt war, nicht den geringsten Werth habe. Er verhielt sich der brennenden Frage gegenüber also ziemlich uninteressirt und war eigentlich nur des Princips halber gekommen.
Für Rußland: der Oberst Boris Karkof, halb Soldat, halb Diplomat, groß, steif, mit starkem Kopfhaar, üppigem Backenbart und langem Schnurrbarte, die alle einen zusammenhängenden Wald bildeten, sich im Civilanzuge scheinbar etwas unbequem fühlend, weshalb er unbewußt immer wieder nach dem Griffe des früher getragenen Pallasch suchte – übrigens war er sehr gespannt, zu erfahren, was sich unter diesem Vorschlage der »
North Polar Practical Association
« verbarg und ob daraus nicht internationale Schwierigkeiten erwachsen könnten.
Für England endlich: der Major Donellan und sein Secretär Dean Toodrink. Die Genannten erschienen beide als leibhafte Verkörperung des Länderappetites und des Aufsaugungstalentes des Vereinigten Königreichs; sie verkörperten aber auch dessen commercielle und industrielle Instincte, seine Unverfrorenheit, alle Gebiete im Norden, im Süden wie am Aequator, welche Niemand angehörten, gleichsam als Ausfluß eines Naturgesetzes, als ihm zugehöriges Eigenthum anzusehen.
Der Major Donellan war – wenn es je einen solchen gab – Engländer von reinstem Wasser, lang, mager, knochig, nervös, eckig, mit Wasserschnepfenhals, einem Kopfe
à la
Palmerston, weit ausladenden Schultern und Stelzenbeinen, für seine sechzig Jahre sehr frisch und unermüdlich, was er sattsam bewiesen
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