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Kein Engel so rein

Kein Engel so rein

Titel: Kein Engel so rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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eingerichtet würde. Er wollte nicht einfach in seinem Slickback vor dem Hotel vorfahren und so die Razzia unter Umständen ankündigen. Er nahm das Handy heraus und rief in der Station an. Mankiewicz meldete sich.
    »Mank, haben Sie eigentlich nie frei?«
    »Nicht im Januar. Meine Kinder feiern Weihnachten und Chanukah. Da brauche ich die Überstunden. Was gibt’s?«
    »Können Sie mir die Position des Kommandopostens bei der Operation im Usher sagen?«
    »Ja, der Parkplatz der Hollywood Presbyterian.«
    »Verstanden. Danke.«
    Zwei Minuten später fuhr Bosch auf den Parkplatz der Kirche. Dort waren neben einem Slickback und einem Auto des Rauschgiftdezernats fünf Streifenwagen. Die Autos standen ganz dicht bei der Kirche, sodass sie von den Fenstern des Usher, das auf der anderen Seite der Kirche in den Himmel ragte, nicht zu sehen waren.
    In einem der Streifenwagen saßen zwei Polizisten. Bosch parkte und ging auf das Fahrerfenster zu. Der Motor des Streifenwagens lief. Das musste das Transportfahrzeug sein. Sobald die anderen Stokes im Usher festgenommen hätten, würden sie über Funk die zwei Streifenpolizisten verständigen, die dann rüberfahren und den Verhafteten abholen würden.
    »Wo sind sie?«
    »Im zwölften Stock«, sagte der Fahrer. »Bisher Fehlanzeige.«
    »Kann ich kurz Ihr Funkgerät haben.«
    Der Cop reichte Bosch das Funkgerät durchs Fenster. Bosch rief Edgar auf Kanal zwei.
    »Harry, bist du hier?«
    »Ja, ich komme hoch.«
    »Wir sind fast fertig.«
    »Ich komme trotzdem hoch.«
    Er gab dem Streifenpolizisten das Funkgerät zurück und machte sich auf den Weg. Als er den Bauzaun erreichte, der das Usher-Grundstück umgab, ging er ans Nordende. Dort befand sich die Lücke im Zaun, durch die die Hausbesetzer auf das Grundstück gelangten. Sie war zum Teil hinter einer großen Bautafel verborgen, die das baldige Entstehen luxuriöser Altbauwohnungen ankündigte. Er zog das lose Stück Zaun zurück und zwängte sich hindurch.
    Es gab an beiden Enden des Gebäudes einen Hauptaufgang. Bosch nahm an, für den Fall, dass Stokes der Durchsuchung entging und zu entkommen versuchte, wären am Fuß beider Treppenaufgänge jeweils zwei Streifenpolizisten postiert. Er holte seine Dienstmarke heraus und hielt sie mit gestrecktem Arm von sich, als er die Tür öffnete, die in das Treppenhaus auf der Ostseite des Gebäudes führte.
    Unmittelbar hinter der Tür standen zwei Streifenpolizisten, die ihre gezogenen Dienstwaffen an der Seite hielten. Bosch nickte, und die Cops nickten zurück. Bosch machte sich an den Aufstieg.
    Er musste seine Kräfte gut einteilen. Zwischen zwei Stockwerken gab es jeweils einen Treppenabsatz. Das hieß, er hatte vierundzwanzig Treppenabschnitte vor sich. Der Gestank der überlaufenden Toiletten raubte ihm den Atem, und er musste die ganze Zeit daran denken, was Edgar über Gerüche gesagt hatte: dass sie aus winzigen festen Teilchen bestanden. Manchmal war Wissen etwas Schreckliches.
    Die Türen zu den Fluren waren entfernt worden und mit ihnen auch die Stockwerksbezeichnungen. Auf den unteren Etagen hatte sich noch jemand die Mühe gemacht, die jeweilige Stockwerksnummer an die Wand zu kritzeln, aber als Bosch höher kam, blieben auch diese Orientierungshilfen aus, sodass er irgendwann nicht mehr sicher war, auf welcher Etage er sich befand.
    Im siebten oder achten Stock legte er eine Verschnaufpause ein. Er setzte sich auf eine einigermaßen saubere Stufe und wartete, bis er wieder zu Atem kam. Weiter oben war die Luft sauberer. Wegen des mühsamen Aufstiegs wohnten auf den oberen Etagen weniger Hausbesetzer.
    Bosch lauschte, hörte aber keine menschlichen Geräusche. Die Durchsuchungsteams mussten mittlerweile im obersten Stockwerk sein. Er fragte sich, ob der Tipp falsch gewesen war oder ob ihnen Stokes entwischt war.
    Schließlich stand er auf und setzte den Aufstieg fort. Eine Minute später merkte er, dass er sich verzählt hatte – aber zu seinen Gunsten. Er erreichte das Ende der Treppe und die offene Tür zum Penthouse – den zwölften Stock.
    Er atmete pustend aus und musste angesichts der Aussicht, nicht noch ein Stockwerk höher steigen zu müssen, fast lächeln, als er aus dem Gang Rufe hörte.
    »He! Sie da!«
    »Stokes, nicht! Polizei! Weg –«
    Es fielen zwei rasch aufeinander folgende, brutal laute Schüsse, welche die Stimmen auf dem Flur übertönten. Bosch zog seine Waffe und drückte sich neben dem Durchgang mit dem Rücken an die Wand. Gerade als er

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