Kein Entrinnen
Malen mit ihnen geprobt, bevor er es wirklich reibungslos in die Tat umsetzte. Abgesehen von Jessica March, der jungen Frau, die plötzlich aus der Hypnose erwacht war.
Der Kleinlaster, in dem die Opfer transportiert worden waren, hatte geschickterweise alle Straßen gemieden, die von Verkehrsüberwachungskameras beobachtet wurde.
Das letzte Kapitel in Boz’ Buch beschrieb seinen Selbstmord im Merrimack.
Eineinhalb Monate vor der Entdeckung des toten Schriftstellers hatte Stuart Sheridan E-Mails auf seinem Computer und auf seinem Laptop erhalten. Darin wurde ihm in allen Einzelheiten erklärt, wie Frank Franklin, der junge Professor aus Durrisdeer, mittlerweile zum Helfershelfer der Verbrechen von Ben O. Boz geworden war.
Sheridan nahm sofort Kontakt zu Melanchthon auf und beide beschlossen abzuwarten, bis diese Anschuldigung durch Beweise erhärtet wurde.
Diese folgten nach dem Verschwinden des Autors Ende August. Abigail Burroughs wurde vier Tage später im Kofferraum eines Autos ermordet aufgefunden. Neben ihr fanden die Ermittler nicht nur einen Bleistift mit Franklins Fingerabdrücken, sondern außerdem Spuren seiner DNS auf ihrem Mund.
»Das ist unmöglich!«, hatte Frank aufgeschrien.
Von diesem Zeitpunkt an heftete sich eine ganze Abteilung des FBI an Franklins Fersen. Man wollte ihn in dem Moment überrumpeln, in dem man unzweifelhaft seine Beteiligung an früheren Morden nachweisen konnte.
Stattdessen aber begann der Verdächtige plötzlich eine Geschichte zusammenzureimen, die Stuart Sheridan als Komplizen von Boz ins Spiel brachte!
Das hielten alle für einen Trick.
Ben O. Boz verschickte derweilen weiterhin Mitteilungen an Sheridan und zugleich an Franklin, wobei er einem dem FBI wohlvertrauten Muster folgte: der Mörder und sein Double, der Schüler. Es funktionierte wunderbar. Melanchthon glaubte, Franklin durchschaut zu haben. Sie war überzeugt, dass seine Geschichte über Sheridan nur ein Ablenkungsmanöver oder eine Falle war. Sie beschloss, ihm nichts in den Weg zu legen, damit er das Gefühl hatte, er sei Herr der Lage. Sie verschaffte ihm freien Zugang in Quantico und tat so, als glaubte sie an seine Entdeckungen und verdächtigte Sheridan ebenso sehr wie er.
Als Franklin begann, sich vor dem Haus des Cops zu verschanzen, war die Sache klar. Er wollte Sheridan ausschalten und seine Tat mit dem wachsenden Schuldgefühl des Colonels oder mit Notwehr rechtfertigen.
Clark Doornik berief sich auf Alibis, Frank Franklin auf Notwehr. Doch immer war es Ben O. Boz, der wirklich die Fäden zog.
Melanchthon hatte die Idee mit dem Plastiksack. Er enthielt nur ein paar Bettlaken und ein paar Holzstücke. Dieses Täuschungsmanöver sollte Frank aufscheuchen und zum Handeln treiben!
Doch als er hinter dem Pfeiler auf der Baustelle auftauchte, überstürzten sich die Ereignisse, ohne dass Lieutenant Amos Garcia und Melanchthon rechtzeitig eingreifen konnten.
Während all dieser Zeit hätte Franklin seinen Kopf darauf verwettet, dass Stuart Sheridan Boz’ Komplize war.
Und Sheridan seinerseits hätte das Gleiche über Frank Franklin gesagt.
So hatte der Schriftsteller Ben O. Boz es gewollt. Damit alles das schlimmstmögliche Ende nahm.
Die unglaubliche Menge von Kugeln, die in Sheridans und Garcias Leiche gefunden wurden, sprach in keiner Weise zugunsten der von Frank Franklin behaupteten Notwehr. Er hatte zwei Polizeibeamte getötet, darunter den Polizeichef, der Vater von fünf Kindern war.
Außerdem wurde ihm der Mord an Abigail Burroughs angelastet. Der Professor ließ im Kopf seine Gespräche mit Boz in dessen Villa Revue passieren, um eine Erklärung für die Indizien zu finden: Er hatte dort Bleistifte benutzt und möglicherweise einen davon verloren. Er hatte direkt aus der Sodadose getrunken. Der Schriftsteller hätte also ohne Weiteres einen Weg finden können, um seine Fingerabdrücke und seine DNS zu manipulieren.
Grob geschätzt riskierte er in New Hampshire dreimal neunzig Jahre Gefängnis.
In Sechs Fuss unter der Erde kam die schreckliche Wahrheit über die zeitversetzten Nachrichten von Boz zutage. In Wahrheit waren sowohl Sheridan wie Franklin vollkommen unschuldig. Boz hatte keinen Komplizen. Sheridan hatte nie versucht, seinen Vater zu rächen, indem er einen »perfekten Killer« erschuf; Franklin war kein »Schüler«. Alles war nichts als ein Täuschungs- und Betrugsmanöver gewesen. Der Professor hatte zwei Unschuldige getötet, als er auf den Colonel und den
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