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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Romain Sardou
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sein Ende beschleunigt haben. Und seinen Sohn zur Rache getrieben haben.«
    »Zur Rache?«
    »Eben indem er den perfekten Killer schuf! Indem er Boz bei seinen Verbrechen zur Hand ging, damit er der exakte Prototyp seines Vaters wurde und diesem endlich Gerechtigkeit widerfuhr. Das war das beste Mittel, um die Kritiker zum Schweigen zu bringen!«
    Franklin erbleichte.
     
    Der Informatiker kam mit den Ergebnissen die Treppe herab.
    »Ich hab’s«, sagte er, »ich habe mir Zugang zum Server des elektronischen Mailsystems verschafft, von dem die Nachrichten verschickt wurden. Die zwei Mails wurden genau am 17. Juni dieses Jahres abgeschickt.«
    Mehr als zwei Monate vor Boz’ Tod.
    »Können Sie herausfinden, ob es noch andere gab?«, fragte Frank. »Ob der Server mir in nächster Zeit weitere Mails schicken soll?«
    »Normalerweise braucht man dafür einen Auftrag«, erwiderte Javier Simoniño. »Aber ich habe trotzdem mal einen Blick drauf geworfen. Die Antwort lautet nein. Ihre E-Mail-Adresse wurde nie mehr auf dieser Website aufgerufen.«
    »Wenn es weitere Nachrichten gibt«, meinte Melanchthon, »dann werden sie von einer anderen Plattform kommen.«
    Kurz darauf machten die Agentin und der Informatiker sich zum Aufbruch bereit.
    »Was haben Sie jetzt vor?«, fragte Frank. »Wir können nicht tatenlos herumsitzen, ohne zu handeln!«
    »Handeln? Nein, in der Tat. Ich fahre unverzüglich nach Quantico zurück. Ich werde versuchen, mir Gehör zu verschaffen und eine Untersuchung einzuleiten. Aber ich garantiere Ihnen gar nichts. Wir haben schließlich nur E-Mails. Ich halte Sie auf dem Laufenden.«
    Sie verließ mit Javier Simoniño das Haus. Sie verabschiedeten sich voneinander und er fuhr mit seinem Auto davon.
    Patricia stieg in ihren Honda Civic. Franklin stand nicht mehr an der Tür. Sie nahm ihr Mobiltelefon aus der Halterung und wählte eine Nummer.
    »Chef«, sagte sie, »ich komme gerade aus Frank Franklins Haus.«
    »Und?«
    »Und … Er ist wirklich sehr gut. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er uns noch mal drankriegt.«

6
    Franklin wollte sich endlich Klarheit verschaffen. Er verabredete sich mit Stuart Sheridan. Er wollte versuchen herauszufinden, welche Gefühle dieser für seinen Vater hegte, eine Einstellung, einen Tonfall in der Stimme heraushören, die Melanchthons Theorie auch nur irgendwie stützen konnten.
    Das Treffen fand an einem Mittwochabend im Hayes Building statt. Zu seinem großen Erstaunen überkam ihn an diesem Tag ein Gefühl des Déjà-vu. Der auf dem Parkplatz des Polizeigebäudes geparkte Käfer, der Eingang in die Halle, der Aufzug, der Flur, der zum Büro führte, das alles versetzte ihn in den gleichen Zustand ängstlicher Erwartung zurück wie … der Käfer, der vor Boz’ Herrenhaus geparkt war, der Fußmarsch über den Kiesweg, die Ankunft vor dem Haus und dann …
    Der Handschlag.
    »Wie geht’s Franklin? Lange nichts mehr von Ihnen gehört. Läuft alles nach Wunsch in Durrisdeer?«
    Sheridan bat ihn Platz zu nehmen.
    Es war spät, das Tageslicht begann zu verblassen, und der Colonel räumte Akten in seinem Büro auf mit der unverkennbaren Absicht, sich nicht mehr lange darin aufzuhalten.
    Franklin hatte das Gefühl, er sähe ihn zum ersten Mal: diese Größe, diese riesigen Schultern, diese kleine Narben im Gesicht.
    »Alles bestens, danke«, antwortete er, beruhigt darüber, dass es ihm nicht schwerfiel, wieder in seine Rolle als Lügner zu schlüpfen.
    »Wissen Sie«, sagte Sheridan, »der Gouverneur spricht noch immer über diesen Fall. Die Baustelle und das alles. Das FBI hat seine Außenstelle in Concord geschlossen, um eine neue in Manchester zu eröffnen. Aber dieses Mal haben sie nicht gespart. Schluss mit den Nullen von früher: Das Team vor Ort besteht aus acht super gut trainierten Agenten.«
    »Das ist schön.«
    »Und Ihre Schüler?«
    »Ich bin bei den letzten Bewerbungen. Für Oktober habe ich nur ein Dutzend Neuanmeldungen, aber lauter frisches Blut! Die Studenten vom letzten Jahr haben sich nicht mehr eingeschrieben.«
    »Bah, das ist auch nicht schlecht … Man muss das alles vergessen.«
    Franklin nickte zustimmend.
    »Sie wollten mich sehen?«, fuhr der Colonel fort. »Was gibt es? Nichts Schlimmes hoffentlich?«
    »Nein. Nur etwas, das uns ein letztes Mal zu Ben O. Boz zurückführt.«
    »Ach! Soso.«
    Sheridan hielt in seinen Aufräumarbeiten inne und setzte sich, um dem Professor zuzuhören.
    Dieser sagte: »Ich habe vor Kurzem die Arbeiten Ihres

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