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Kein König von Geburt

Kein König von Geburt

Titel: Kein König von Geburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian May
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schickte die verjüngte Madame Guderian Kunden von der Alten Welt ins »Exil«, worunter sie sich ein sechs Millionen Jahre jüngeres Naturparadies vorstellten. Verspätet von Gewissensbissen über das Schicksal der Reisenden gepackt, ging Madame selbst ins Pliozän. Ihren Gasthof übernahm das Milieu, das zu der Einsicht gelangt war, das Zeitportal erlaube Dissidenten einen würdigen Abgang. Bis zum Jahr 2110 waren nahezu 100000 Zeitreisende ins Unbekannte verschwunden.
    Am 25. August 2110 wurden acht Personen ins Exil geschickt. Sie stellten die »Gruppe Grün« jener Woche dar: Richard Voorhees, ein Sternenschiff-Kapitän mit Berufsverbot, Felice Landry, eine psychisch gestörte achtzehnjährige Athletin, deren heftiges Temperament und latente psychische Kräfte sie hatten kriminell werden lassen, Claude Majewski, ein alter Paläontologe, der vor kurzem verwitwet war, Schwester Amerie Roccaro, eine Ärztin und ausgebrannte Priesterin, Bryan Grenfell, ein Anthropologe, der seiner Geliebten Mercy Lamballe folgte, die das Zeitportal bereits durchschritten hatte, Elizabeth Orme, metapsychische Großmeisterin, durch eine Gehirnverletzung um ihre ungeheuren mentalen Kräfte gebracht, Stein Oleson, ein schlecht angepaßter Planetenkrustenbohrer, der von einem Leben in einer einfacheren Welt träumte, und Aiken Drum, ein bezaubernder junger Tunichtgut, der wie Felice eine beträchtliche latente Begabung besaß.
    Wie die anderen Zeitreisenden vor ihnen, entdeckte Gruppe Grün, daß das idyllische Europa des Pliozän von versprengten Humanoiden aus einer anderen Galaxis beherrscht wurde. Die Fremden befanden sich ebenfalls im Exil. Sie waren wegen ihrer barbarischen Kriegsreligion aus ihrer Heimat vertrieben worden.
    Die dominierende Faktion der Fremden, die Tanu, waren groß und schön. Obwohl sie schon tausend Jahre auf der Erde lebten, zählten sie immer noch weniger als 20000, denn ihre Fortpflanzung wurde durch die Strahlung unserer Sonne beeinträchtigt. Da ihr Plasma mit dem der Menschen kompatibel war, hatten sie die Zeitreisenden seit nahezu siebzig Jahren zu Zuchtzwecken benutzt und über die Menschheit des Pliozän eine wohlwollende Sklavenherrschaft ausgeübt.
    Die alten Feinde der Tanu waren die Firvulag, die um mindestens das Vierfache in der Überzahl waren. Sie wurden die Kleinen Leute genannt und waren auch oft von kleiner Statur, obwohl es unter ihnen viele Individuen gab, die die Größe von Menschen oder sogar von Riesen erreichten. Sie pflanzten sich auf der Erde des Pliozän recht gut fort.
    Tanu und Firvulag stellten im Grunde eine einzige dimorphe Rasse dar. Die Tanu besaßen latente metapsychische Gaben, die Firvulag dagegen operante, wenn auch für gewöhnlich nur in beschränktem Maße. Schon vor langer Zeit hatten die Tanu mit ihrer höherstehenden Technik Gedankenverstärker in Form von goldenen Halsringen entwickelt, die ihre latenten Fähigkeiten zur Operanz erhoben. Die Firvulag brauchten keine Halsringe, um ihre Metafunktionen auszuüben. Einige ihrer großen Helden waren den Tanu in aggressiver Aktion ebenbürtig; im allgemeinen waren die Firvulag jedoch schwächer.
    Während der tausend Jahre, die Tanu und Firvulag auf der Erde weilten (sie nannten sie das Vielfarbene Land), war das Kräfteverhältnis zwischen ihnen bei den rituellen Kämpfen, die sie im Rahmen ihrer Kriegsreligion ausfochten, die längste Zeit ausgeglichen gewesen. Finesse und Technik der Tanu machten die Überzahl der primitiveren Firvulag wett. Aber nach der Ankunft der menschlichen Zeitreisenden senkte sich die Waagschale zugunsten der größeren Fremden. Es stellte sich nicht nur heraus, daß Mischlinge von Tanu und Menschen ungewöhnliche körperliche und geistige Eigenschaften besaßen, die Menschen brachten auch die fortgeschrittenen Kenntnisse des Galaktischen Milieus mit und hauchten dem ziemlich dekadenten wissenschaftlichen Establishment der Tanu neues Leben ein. Zeitreisenden war es streng verboten, moderne Waffen ins Pliozän mitzunehmen, und die Tanu waren sehr konservativ, was die Typen von militärischen Geräten anging, die sie ihren menschlichen Sklaven zu bauen erlaubten. Trotzdem war es menschliches Genie, durch das die Tanu schließlich eine fast vollständige Überlegenheit gewannen. Ihre Firvulag-Feinde paarten sich nie mit Menschen und verabscheuten sie im allgemeinen.
    Die meisten versklavten Zeitreisenden führten unter ihren Tanu-Herren im Grunde ein recht angenehmes Leben. Alle schwere Arbeit

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