(K)ein Mann für die Ewigkeit?
Taille griffen, sein nach Whisky und Zigarre stinkender Atem. Der Schreck, als Carstairs Kopf nach hinten geschleudert wurde und Gio vor ihr aufragte. Und dann das laute Summen in ihren Ohren, bevor sie schließlich in Ohnmacht fiel.
„Verschwinde und lass mich in Frieden sterben“, stöhnte sie.
Sie hörte ein leises, heiseres Lachen und verzog das Gesicht. Hatte sie das eben etwa laut gesagt?
„Du übertreibst wie eh und je, Isadora.“
Mutlos ließ sie den Arm sinken und starrte ihren Peiniger an. In Anbetracht seiner braungebrannten Arme, über denen sich der schwarze Stoff seines Poloshirts spannte, und dem spöttischen Funkeln seiner Augen musste sie sich eingestehen, dass dies wohl keine Halluzination war. Die wenigen grauen Haare an seinen Schläfen und die Lachfalten in seinen Augenwinkeln hatte er vor zehn Jahren noch nicht gehabt, doch mit einunddreißig Jahren war Giovanni Hamilton noch genauso attraktiv wie mit Einundzwanzig. Und doppelt so umwerfend.
Warum hatte er nicht fett, hässlich und glatzköpfig werden können? Das wäre das Mindeste gewesen, was er verdient hätte.
„Nenn mich nicht Isadora. Ich hasse diesen Namen.“ Falls das überheblich klang, war es ihr egal.
„Wirklich?“ Er verzog spöttisch den Mund. „Seit wann?“
Seitdem du mich verlassen hast.
Sie verdrängte die Erinnerung. Allein nur daran zu denken, wie sie es geliebt hatte, wenn er sie mit ihrem Vornamen ansprach! Oft hatte sie sich tagelang in dem Gefühl gesonnt, dass er sie überhaupt wahrnahm.
Wie erbärmlich.
Zum Glück war sie nicht mehr die sehnsüchtige und leicht zufriedenzustellende Jugendliche von damals.
„Seitdem ich erwachsen geworden bin und gemerkt habe, dass er nicht zu mir passt“, erwiderte sie und versuchte dabei, das warme Gefühl zu ignorieren, das sich in ihrem Inneren ausbreitete, während er sie anlächelte.
Er rekelte sich ein wenig auf dem Sessel, und sein verführerisches Grinsen wurde noch ein wenig breiter. Ihre Zurückweisung schien ihn nicht im Geringsten zu treffen.
Sein Blick wanderte auf ihr Dekolleté. „Ich habe schon bemerkt, wie erwachsen du geworden bist. Es ist schwer zu übersehen.“
Ihr wurde heiß von seinem anzüglichen Ton. Plötzlich gewahr, wie viel Haut sie zeigte, richtete sie sich auf, wobei ihr Korsett herunterrutschte. Errötend zog sie die Knie an und schlang die Arme darum.
„Das war nur ein Job“, verteidigte sie sich, verdrossen darüber, dass sie sich in dem Kostüm nun viel nackter vorkam als eben noch vor Carstairs und seinen Freunden.
„Ein Job? So nennst du das also“, antwortete Gio trocken. „Für was für einen Job musst du dich von Idioten wie Carstairs belästigen lassen?“ Er kniff die Augen zusammen. „Was glaubst du eigentlich, was passiert wäre, wenn ich nicht da gewesen wäre?“
Im Nachhinein war ihr klar, dass sie den Auftrag nie hätte annehmen sollen. Und vielleicht hätte sie den Raum nicht betreten dürfen, nachdem sie wahrgenommen hatte, wie betrunken ihr Publikum war. Aber sie stand schon monatelang unter Druck. Die Existenzgrundlage der Menschen, die sie liebte, stand auf dem Spiel, ebenso wie das eigene Auskommen.
Also hatte sie die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Und es war schiefgegangen. Aber sie würde es nicht bereuen. Und vor allem würde sie sich nicht von jemandem, der sich noch nie für jemand anderen als für sich selbst interessiert hatte, dafür kritisieren lassen.
„Wage es nicht, mir die Schuld für Carstairs furchtbares Verhalten zu geben“, schimpfte sie aufgebracht.
Überraschung blitzte in Gios Blick auf.
Gut so.
Es wurde Zeit, dass er begriff, dass sie nicht mehr das alberne Mädchen war, das ihm hinterherlief.
„Der Mann war sturzbetrunken und notgeil“, fuhr sie fort, während sie sich auf die Bettkante setzte. „Niemand hat dich darum gebeten, dich einzumischen.“ Sie stand auf und sah ihn an. „Du hast das aus eigenem Antrieb getan. Wenn du nicht da gewesen wärst, wäre ich schon alleine klargekommen.“
Wahrscheinlich.
Das rutschende Kostüm fest im Griff durchquerte sie das verschwenderisch ausgestattete Schlafzimmer. Was würde sie dafür geben, jetzt ihre Lieblingsjeans und ein T-Shirt anzuhaben! Irgendwie schien das, was sie sagte, weniger Eindruck zu machen, solange sie aussah wie eine entlaufene Tänzerin aus dem „Moulin Rouge“.
„Wo willst du hin?“, fragte er mit drohendem Unterton.
„Ich gehe“, antwortete sie und griff nach der Türklinke. Doch als
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