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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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war ja nie ein großes Kirchenlicht... Wie geht es Schoschka? Sie soll angeblich sehr gealtert sein... Nein, das liegt nicht nur daran, daß ihr zweiter Mann um zwanzig Jahre jünger ist als sie... Erinnerst du dich, wie sie damals das Stiegengeländer hinuntergerutscht ist, mit Stockler dicht hinter ihr? Und dann das nächtliche Bad mit Niki, bei Vollmond...«
    Tosende Heiterkeit brach aus. Einige schlugen sich auf die Schenkel.
    »Das ist noch gar nichts. Benny hat sie ja später mit Kugler zusammen erwischt... Wir wollten damals vor Lachen beinahe zerspringen... Besonders Sascha. Und ausgerechnet er mußte mit Bergers Mutter Charleston tanzen, der Idiot... Und die Sache mit Moskowitsch war auch nicht ohne...«
    Ich kam mir vor wie ein Ausgestoßener. Ich kannte keine Seele des Jahrgangs 1953. Ich gehöre zum Jahrgang 1948 des Berzsenyi-Realgymnasiums in Budapest. Hat jemand etwas dagegen?
    Eine schrille Frauenstimme lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich:
    »Was glaubt ihr, wen ich vor zwei Jahren in Paris gesehen habe? Klatschkes! Hat keinen guten Eindruck auf mich gemacht. Angeblich verkauft er ordinäre Ansichtskarten an ausländische Touristen. Er hatte ja schon immer eine etwas sonderbare Beziehung zur Kunst.«
    »Na ja«, warf ich ein. »Von Klatschkes war ja schließlich nichts anderes zu erwarten.« Jemand widersprach mir: »Immerhin wollte er ursprünglich Architekt werden.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, gab ich zurück. »Klatschkes und Architektur. Ich möchte wetten, daß er keine gerade Linie zusammenbringt.«
    Mit dieser Bemerkung erntete ich einen hörbaren Lacherfolg, der mein Selbstvertrauen erheblich steigerte. »Ist es wahr, daß Joske und Nina geheiratet haben?« fragte mich mein Nebenmann. »Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Joske und Nina!«
    »Ich kann mir nicht einmal vorstellen, wie sie auf der Hochzeit ausgesehen haben«, bemerkte ich und rief damit neuerliche Heiterkeit hervor. »Man braucht sich ja nur zu erinnern, wie Nina damals ihren Büstenhalter verloren hat. Und Joske mit seinen Kaninchen! Immer, wenn ich einen Krautkopf sehe, muß ich an Joske denken...«
    Das war mein größter Lacherfolg bisher. Das Gelächter wollte kein Ende nehmen.
    Von da an gab ich die Zügel der Konversation nicht mehr aus der Hand. Immer neue Erinnerungen an die guten alten Zeiten kramte ich hervor, zum jauchzenden Vergnügen des Jahrgangs 1953. Als besonders wirksam erwies sich die Geschichte, wie Sascha seinen alten schäbigen Wagen zweimal verkauft hatte, und was Berger in seinem Bett fand, als er von einer nächtlichen Kegelpartie mit Moskowitsch zurückkam...
    Auf dem Heimweg blickte die beste Ehefrau von allen bewundernd zu mir auf:
    »Du hast die ganze Gesellschaft in deinen Bann gezogen. Ich wußte gar nicht, daß du über solchen Esprit verfügst.«
    »Das liegt an dir«, entgegnete ich mit nachsichtigem Lächeln. »Du warst ja nie eine gute Menschenkennerin, Polly!«

Lebensstandard
    Wenn ich nicht irre, begann der Kampf um den Lebensstandard zwischen den Behörden und dem Mann auf der Straße bereits am Tag der Gründung unseres Staates. Diejenigen, die dem historischen Ereignis beiwohnen durften, werden sich vielleicht daran erinnern, daß während der feierlichen Proklamation unserer staatlichen Unabhängigkeit ein führender Politiker den Saal verließ und erst nach einigen Minuten zurückkehrte. Heute kann enthüllt werden, was er draußen getan hat: Er erkundigte sich telefonisch nach den Preisen der neuesten amerikanischen Automodelle für Mitglieder der provisorischen Regierung. Kurz darauf wurde einstimmig beschlossen, die Angehörigen des Konstitutionsrates von den Postgebühren zu befreien.
    Die neuen Staatsführer richteten unverzüglich einen bewegenden Appell an die Bevölkerung, den Lebensstandard zu senken:
    »Die jetzt bevorstehende Masseneinwanderung«, führte der Minister für Volksernährung aus, »wird von uns allen große Opfer fordern. Wir müssen das wenige, das wir haben, möglichst gerecht unter die Schwarzhändler verteilen...«
    Wie sich zeigte, war die Bevölkerung keineswegs auf eine Minderung ihres Wohlergehens erpicht, sondern im Gegenteil auf dessen Steigerung. Und die neu einwandernden Bürger fanden sich in der Atmosphäre des Mittelmeeres erstaunlich schnell zurecht. Sie schmuggelten Waren durch die Schluchten des Libanon und durch den Zoll, entwickelten blühende industrielle Beziehungen zu Verwandten in New York, übersäten das Land mit

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