Kein Tod wie der andere
kleinerer Raum, der offensichtlich als Abstellkammer genutzt wurde. Auf der anderen Seite führte ein schmaler Flur zu den ehemaligen Stallungen des alten Einhauses.
Der erste Raum, den man hier betrat, war eine komfortabel eingerichtete Werkstatt, die zeigte, dass Altmüller durchaus seinen Teil zur Renovierung des Anwesens beigetragen hatte. Dass er letztendlich aber nicht zum Profi geworden war, ließ sich an der Unordnung erkennen, die auf den Werkbänken und in den Kisten herrschte. Die Tür, die von der Werkstatt nach draußen führte, war von innen verschlossen.
Im zweiten Raum befand sich das Büro des Journalisten. Schon auf den ersten Blick schien hier die gleiche unordentliche Person tätig gewesen zu sein wie im Nachbarzimmer. Auf den zwei Schreibtischen, einem runden Besprechungstisch mitsamt drei Stühlen und vor allem über fast den kompletten Dielenboden waren aufgeschlagene und geschlossene Ordner, Papierstapel, Bücher, der Inhalt entleerter Schubladen, Sammelmappen und Fotos verstreut. In den beiden bis zur Decke reichenden Regalen befanden sich dagegen kaum noch Ordner.
»Wie sieht es denn hier aus!« Kriminaltechniker Thomas Meyer verharrte wie die anderen im Eingangsbereich und ließ seinen Blick durch das Zimmer schweifen. »Ich würde sagen, dass wir erst mal nicht sagen können, wer für das Chaos hier verantwortlich ist. Oder ist von den Kollegen einer anderer Meinung?« Keiner äußerte sich zu seiner Feststellung. »Keine Antwort ist auch eine Antwort. Also bleibt, wo ihr seid. Ich versuche mal, durch dieses Labyrinth zu gehen. Vielleicht gibt es ja Anhaltspunkte, wer das hier veranstaltet hat.«
Frohwein sah fragend zu Buhle, der zustimmend nickte. »Okay, verschaff dir einen Überblick, wir kommen in fünf Minuten wieder rein«, stimmte Frohwein dem Vorschlag seines Kollegen zu.
»Ihr kommt hier rein, wenn ich euch ein entsprechendes Zeichen gebe«, sagte Meyer in einem Ton unumstößlicher Selbstverständlichkeit.
»Lass uns in der Zeit oben nachschauen«, schlug Buhle Frohwein im Weggehen vor.
Die halb gewendelte Holztreppe war neu, wie fast alles in diesem Teil des ehemaligen Bauernhauses. Hier musste Altmüller von Grund auf saniert haben. Nur die Fassade hatte er in der ursprünglichen Gestalt des Trierer Einhauses belassen und die meisten alten Balken erhalten. Buhle betrat den winzigen Flur im Obergeschoss, der gerade genügend Wandfläche für drei Zimmertüren ermöglichte. Er öffnete nach und nach jede Tür und blickte in frisch renovierte, leere Räume. Während die beiden Zimmer im früheren Wohnhaus eher klein erschienen, füllte das dritte die gesamte ehemalige Stallfläche aus. Alle Räume waren bis zum Dachgiebel offen ausgebaut. Die sichtbaren Balken bewirkten zusammen mit den hellen Holzböden bereits jetzt eine gewisse Gemütlichkeit. Es roch nach frischem Holz.
»Das haben die schon richtig gut gemacht«, bemerkte Frohwein anerkennend.
Für Buhle hingegen sprach aus jedem der neuen Zimmer nur die Tragik der jungen Familie. Die Altmüllers hatten Ziele gehabt, die sich mit den schicksalhaften Ereignissen in nichts auflösten.
»Komische Sache hier, oder?«, bemerkte Frohwein, als sie wieder nach unten gingen. »Meinst du, die Altmüller ist tatsächlich verschwunden?«
»Würdest du dein Kind allein in dieser Einöde lassen? Vielleicht hätte ich schon gestern Abend nach ihr suchen lassen sollen.« Buhle blieb stehen und starrte einen Moment auf den alten Fliesenboden. »Du weißt, was das bedeutet, wenn ihr tatsächlich etwas zugestoßen wäre?«
»Dann hätten wir es hier vielleicht mit drei Opfern zu tun.«
»Und was wäre dann mit Zoé?«
Frohwein atmete tief ein. »Sie wäre ebenfalls in Gefahr. Meinst du, der nächtliche Besuch hat ihr gegolten? Aber warum ist er dann nicht zu ihr rein? Vor deiner … vor Frau Steyn wird er wohl keine Angst gehabt haben, wenn er überhaupt wusste, dass sie da ist.«
Buhle hatte die Korrektur seines Kollegen natürlich registriert. Was hatte er sagen wollen? Bekannte, Freundin …? Doch diesen Gedanken wischte Buhle sofort beiseite. »Maries Auto steht hier. Also wusste er, dass außer dem Kind noch eine weitere Person hier sein musste. Vielleicht hat er uns bereits gestern beobachtet? Wir müssen herausfinden, was er hier wollte.«
Der zweite Kriminaltechniker Marcus Schwindt kam durch den Seitenflur auf sie zu. »Kommt ihr mal? Thomas hat ein paar Dinge, die er euch sagen möchte.« Schwindt schien vom Typ her
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