Kein Tod wie der andere
Möglichkeiten ausschließen oder hat noch andere Ideen?« Während Buhle mit einem Nein antwortete, schwiegen Tobias Leyendecker und die beiden Kriminaltechniker.
»Okay. Dann müssen wir das ganze Programm abspulen. Tobias und ich werden den Tatort hier sichern. Ich werde vorher den Dienstgruppenleiter informieren, damit er gleich die Fahndung nach der Altmüller intensivieren lässt. Außerdem soll er das K 7 mobilisieren, damit ihr nach Hause könnt.«
»Wir fangen aber schon mal an. Die Kollegen können dann überholen«, fügte Thomas Meyer an.
Frohwein verdrehte kurz die Augen, als sein Kollege wie eigentlich alle Einheimischen der Region Trier »nehmen« durch »holen« ersetzte. »Gut. Wir müssen die Fahndung unbedingt auch in Luxemburg verstärken. Christian hat den besten Kontakt zur Gemeinsamen Stelle. Kannst du das über nehmen ?«, sagte er mit Betonung auf den letzten beiden Silben.
»Natürlich. Sobald wir hier was finden, was auf eine Straftat hindeutet, sollte auch die luxemburgische Kripo informiert werden.«
»Dann müssen wir noch überlegen, was mit Zoé Altmüller passiert. Egal ob sie in Gefahr ist oder nicht. Sie sollte nicht hier sein, wenn wir das Haus auf den Kopf stellen.«
»Ich kann Marie Steyn fragen, was sie denkt. Sie betreut Zoé bereits therapeutisch und ist momentan wohl die einzige Person, die überhaupt an sie rankommt. Eine weitere Option wären die Eltern von Suzanne, die ohnehin kontaktiert werden müssen«, schlug Buhle vor.
»Okay, dann frag zuerst Frau Steyn. An die Eltern wenden wir uns später.« Frohwein warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Sie zeigte fünf Uhr achtzehn. »Los geht’s.«
4
Trier; Freitag, 10. Juni
Nachdem Christian Buhle und Marie Steyn sich darüber verständigt hatten, dass Zoé in der gegenwärtigen Situation und für die nächsten Tage am besten bei ihr in Avelsbach aufgehoben wäre, hatte Marie Zoé geweckt. Sie wollte das Kind überzeugen, mit ihr zu gehen. Buhle ging währenddessen durch die Wohnung der Altmüllers. In der Küche entdeckte er einen kleinen Ständer für Fotos. Zwei Aufnahmen zog er heraus: eine von der ganzen Familie und eine, die Suzanne mit Zoé auf dem Arm zeigte. Er ging hinüber zu den Kriminaltechnikern und teilte ihnen mit, dass er die beiden Fotos mitnehmen würde. Es dauerte noch weitere zwanzig Minuten, bis Marie mit Zoé und einer kleinen Reisetasche aus dem Haus kam.
Auf der Fahrt redeten sie nicht miteinander. Marie hatte sich mit Zoé auf den Rücksitz ihres Autos gesetzt und hielt während der ganzen Fahrt ihre Hand. Dies schien sie zumindest wieder zuzulassen. Den Kommissar betrachtete das Mädchen hingegen mit ängstlichem Blick.
Als sie in Maries Haus im Trierer Stadtteil Avelsbach ankamen, waren ihre Kinder gerade aufgestanden. Marie hatte ihre Schwiegermutter von unterwegs angerufen, damit Juliette von Steyn Nora und Mattis bereits darauf vorbereiten konnte, dass ihre Mutter frühmorgens mit einem fremden Kind und dem Kommissar nach Hause kommen würde.
Buhle wartete, bis Juliette von Steyn ihre beiden Enkelkinder für die Schule fertig gemacht hatte. Anschließend verabschiedete er sich nur kurz von Marie, die jetzt ohnehin keine Zeit für ihn hatte. Sie musste sich weiter um Zoé kümmern und gleichzeitig ihre beruflichen Verpflichtungen darauf abstimmen. Juliette von Steyn würde Nora und Mattis auf dem Weg nach Hause in ihre Schulen bringen. Sie nahm Buhle in ihrem Auto mit, denn ihr Weg führte direkt an der Dienststelle des Kommissars in der Kürenzer Straße vorbei.
Die Zentrale Kriminalinspektion des Polizeipräsidiums Trier war seit Anfang des Jahres nach langer Odyssee durch verseuchte und vergammelte Gebäude endlich in das ehemalige Postgebäude nahe dem Bahnhof eingezogen. Für alle Kriminalbeamten war es wie eine Erlösung gewesen.
Buhle nahm heute ausnahmsweise den Fahrstuhl. Er spürte nun die kurze Nacht und die Anstrengungen, die damit verbunden gewesen waren. Vor gerade einmal zwölf Stunden hatte er sich mit Marie getroffen. Aber anstatt gemeinsam einen gemütlichen Konzertabend zu verbringen, steuerten sie nun auf einen Fall zu, der suspekter kaum sein konnte. Ob tatsächlich eine Straftat vorlag, konnte nicht geklärt werden, bevor sie Suzanne John-Altmüller gefunden hatten.
Buhle hatte sich gerade auf seinen Schreibtischstuhl gesetzt, um Frohwein anzurufen, als seine Bürotür unsanft aufgestoßen wurde. Herbert Großmann, der Leiter der ZKI , stürmte in sein
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