Kein Tod wie der andere
wäre. Er rechnete kurz zusammen: Keine fünf Kilometer vom Wohnhaus entfernt stand vermutlich Altmüllers Auto. Dass sie es nicht auf dem näheren Parkplatz abgestellt hatte, konnte nur bedeuten, dass sie es verstecken wollte. Warum?
Wieder klingelte das Telefon. »Okay, ich bin jetzt da. Es ist ihr Auto. Steht ordentlich abgeschlossen und ziemlich versteckt am Waldrand, von der Straße überhaupt nicht zu sehen; von ihr keine Spur. Ist übrigens gar nicht weit von ihrem Haus entfernt.«
»Viereinhalb Kilometer.«
»Bitte?«
»Ich habe es gerade am PC ermittelt. Es sind gut viereinhalb Kilometer von der Merteskaul bis zu den Wochenendhäusern.«
»Aha, gut, oder besser: nicht gut. Du weißt, was das bedeuten kann?«
»Es ist zu befürchten, dass Suzanne Altmüller irgendetwas zugestoßen ist. Etwas, was sie davon abgehalten hat, zu ihrem Auto zurückzukehren und zu ihrer Tochter nach Hause zu fahren. Und …«, Buhle machte eine kleine Pause, »sie hat ihr Auto versteckt. Das macht man kaum, wenn man nur spazieren gehen will.«
»Nein, sicher nicht.« Frohwein schien einen Moment zu überlegen. Vielleicht wartete er auch nur, bis Buhle die Initiative ergreifen würde. Doch der wusste genau, dass die Mordkommission jetzt noch nicht an der Reihe war. »Okay, ich werde noch die Spurensuche zum Auto beordern. Hoffentlich ist Max nicht schon wieder unterwegs, damit er mit ein paar Leuten die Randermittlung machen kann.« Frohwein wollte sich darum kümmern, dass Max Kienzig als Leiter des KDD gleich mit am Fall dran war. »Kannst du im Haus die Fahndung unterrichten und noch mal die Luxemburger verständigen?«
»Ambrosius hat wohl schon bei Großmann gestänkert, dass wir in eurem Revier wildern würden.«
»So ein Quatsch. Die beiden Alten haben wieder nichts Besseres zu tun, als sich um ihre Eitelkeiten zu kümmern.« Wieder schien Frohwein zu überlegen, dann fuhr er mit deutlich deprimiertem Unterton fort: »Ich befürchte, das wird sowieso bald euer Fall.«
Buhle hatte schon oft mit dem Kompetenzgerangel und Profilierungsdrang unter den Kollegen gehadert. Frohwein hatte er immer in das Lager der Redlichen gesteckt. Er wusste die Kollegen zu schätzen, denen es nur um ihre Arbeit ging.
»Solange wir nichts wissen, können wir hoffen. Ist in Ordnung, ich mach das«, erklärte Buhle. »Leitest du die Suchaktion ein?«
»Ich werde das gleich mit Max abstimmen. Ich denke, wir versuchen es erst mal mit den Hundestaffeln. Vielleicht können die uns zeigen, wohin Suzanne Altmüller gegangen ist.«
»Bist du denn noch fit?«
»Was glaubst du denn?« Frohwein war zwar betont mürrisch, aber Buhle hörte sehr wohl heraus, dass der Kollege weit davon entfernt war, Feierabend zu machen.
Zehn Minuten später, Buhle hatte soeben das Telefonat mit der Gemeinsamen Stelle polizeilicher Zusammenarbeit in Luxemburg beendet, stand überraschend ein sichtlich gut gelaunter Herbert Großmann in der Tür. »Wir sind gefordert. Wer ist von deinem Team abkömmlich?«
Buhle schaute ihn überrascht an. »Paul ist an der versuchten Erpressung von dem Steuerberater dran. Mich Reuter ist über seinen Geburtstag im Urlaub. Niko hätte wohl noch am ehesten Zeit. Der versucht, alte Fälle zu lösen.«
»Okay, nimm ihn mit. Wir sollen nach unten. Der KDD will was von uns.« Beim letzten Satz musste Großmann grinsen.
Im Sitzungsraum wurden sie und Nikolas Steffen von Max Kienzig und Werner Ambrosius empfangen. Ohne Umschweife, aber mit einem skeptischen Blick auf Großmann, hatte Kienzig das Wort ergriffen.
»Ihr wisst ja, was an der Sauer los ist. Wir müssen davon ausgehen, dass der vermissten Suzanne Altmüller etwas zugestoßen ist. Unsere Leute sind bereits seit der Nacht im Einsatz. Aber wenn wir unsere Chancen steigern wollen, sie schnell zu finden, brauchen wir eure Hilfe. Außerdem ist es ohnehin mehr als wahrscheinlich, dass die ZKI den Fall später übernehmen wird.«
»Ach, gibt es bereits weitreichende Erkenntnisse, die auf ein Tötungsdelikt hinweisen? Dann müssten wir vielleicht direkt …?« Großmann hatte einen deutlich süffisanten Unterton in seine Worte gelegt, der augenscheinlich gegen Ambrosius gerichtet war.
Buhle war absolut nicht der Meinung, dass jetzt der Zeitpunkt für das Gerangel der Platzhirsche war. Außerdem schätzte er Max Kienzig als hervorragenden Polizisten, der selbst lange Zeit in der Mordkommission gearbeitet hatte. Zum ersten Mal in seiner Dienstzeit in Trier fiel er seinem Chef
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