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Keine Angst vor Anakondas

Keine Angst vor Anakondas

Titel: Keine Angst vor Anakondas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Dirksen
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machen es allerdings Jägern mit Gewehren zu leicht. Denn sie fliehen nicht, sondern stellen sich in einer Phalanx dem Angreifer gegenüber beziehungsweise stehen im Kreis zusammen und schützen die Kälber in ihrer Mitte. Es kommt jedoch vor, dass einzelne Tiere aus dem Kreis ausbrechen und angreifen. Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen, sie können bis zu 50 Stundenkilometer schnell werden. Dennoch, in Skandinavien waren die Moschusochsen vom Menschen ausgerottet worden. Das dicke Fell der Moschusochsen wärmte die Skandinavier, ihr Fleisch machte sie satt. Dies allein aber war nicht der Grund für das schicksalhafte Verhängnis, das zu ihrer Ausrottung in Skandinavien führte.
Duftmarken
    Moschus ist jener Geheimnis umwitterte Duft, dem eine geradezu magische Wirkung nachgesagt wird. Wenn sich die Moleküle einmal an die Sinneszellen im Riechorgan angedockt haben, soll der Duft uns Menschen schwach werden lassen für den Rausch der Sinneslust. Fürwahr, ein wertvoller Stoff. Doch welch animalische Abgründe der Menschheit tun sich da auf? Und was hat Moschus mit den Moschusochsen zu tun? Zunächst einmal nichts!
    Der Ursprung des als Aphrodisiakum geschätzten Moschus liegt im fernen Zentralasien, wo die Moschushirsche leben. Schon seit dem Altertum wird den Moschushirschen die etwa walnussgroße Bauchdrüse mit rund 30 Gramm Sekret entfernt und getrocknet. Das Sekret wird dabei körnig-pulvrig. Moschus galt als Allheilmittel, wird aber bis heute vor allem in Parfüms verwendet. Erst allmählich schwappte der betörende Duft vor allem mit den Kreuzrittern nach Mitteleuropa über. Ähnliche Duftstoffe anderer Tiere werden heutzutage ebenfalls als Moschus oder »falscher Moschus« bezeichnet. Und hier kommen die Moschusochsen wieder ins Spiel, denn sie sondern einen süßlich riechenden, dem Moschus ähnlichen Geruchsstoff während der Brunftzeit in ihrem Urin ab, ohne jedoch Moschusdrüsen zu besitzen. So gelangten sie zu ihrem Namen, ohne jemals echtes Moschus produziert zu haben. Gleiches gilt für Moschusböcke und Moschusenten. Vergleichbare Duftstoffe werden auch von Bisamratten und Zibetkatzen sowie aus den Pflanzen Gauklerblume und Abelmoschus gewonnen.
    Ich frage mich manchmal, ob sich die Parfümkonsumenten jemals bewusst gemacht haben, dass sie sich teilweise mit Bestandteilen aus dem Urin der Moschusochsen einnebeln, und ob sie wissen, dass die Moschushirsche ihr Leben wegen ihrer Drüsen lassen müssen. Immerhin ist den meisten Duftwässerchen alles Anrüchige längst verloren gegangen, denn schon seit 1888 wird Moschus synthetisch hergestellt. Moschusdüfte von Tieren würden heute nicht ausreichen, um den weltweiten Bedarf an diesem Lockstoff zu decken. Parfüm mit echtem Moschus ist jedoch begehrt wie eh und je, nur muss man dafür deutlich tiefer in die Tasche greifen.
    Die Moschusochsen im Nationalpark kümmert das alles nicht. Sie stehen unter Schutz. Noch werden sie nicht bejagt und können sich ungehindert vermehren. Es werden jedoch Stimmen in Norwegen laut, die darauf drängen, sie zur Jagd freizugeben. Wenn sie aber angesichts von Bejagung scheu wären, würde es noch weit schwieriger sein, ihre Kämpfe zu filmen.
    Bereits in den zwei Jahren zuvor ist das Team unzählige Kilometer quer durch die Tundra hinter den Wiederkäuern hergelaufen. Es kam vor, dass sie tagelang hinter einer Gruppe hergezogen waren, die friedlich Blätter, Kräuter, Gräser, Moose und Flechten abgraste. Anstatt sich zwischendurch die Zeit mit ein paar Kämpfen zu vertreiben, standen die Wiederkäuer jedoch undramatisch in der Landschaft herum und kauten stundenlang ihre Pflanzennahrung. Es kam ihnen nicht in den Sinn, den Tierfilmern vorzuführen, was für Dickschädel sie sein können. Die kämpfen ja nicht ununterbrochen. Außerdem hat jede Gruppe eine andere Struktur. Am geeignetsten für das Filmprojekt waren ältere Einzelgänger, die sich zu einer Gruppe zusammengeschlossen haben. Doch die mussten sie erst einmal finden und ihnen folgen können. Selbst mit einer Herde vor Augen, in denen die Haudegen nur so vor Hormonen strotzten, wären die Bilder noch lange nicht im Kasten. Denn wenn Moschusochsen gegeneinander anstürmen, dann dauert das nicht besonders lange. Die Anstrengung ist sogar diesen Kolossen zu viel. Ein Kampf ist oft schon nach wenigen Minuten vorbei. Außerdem stehen die Moschusochsen ja nicht immer alle dicht beisammen, sondern diffundieren in der steppigen Landschaft weit auseinander.
    Es war

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