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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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erinnern. Der hatte irgend-welche Probleme, da hab ich ihn mitgenommen. Obwohl ich sonst mein Lebtag keinen mitgenommen habe. Nie!«
    »Ich auch nicht. Zu gefährlich.«
    »Nett, daß Sie ’ne Ausnahme machen.«
    »Tja, es gibt so Momente. Würden Sie ihn wieder-erkennen?«
    »Wen?«
    »Ihren Beifahrer. Wenn Sie ihn wiederfinden wollen, wäre es hilfreich, wenn Sie wüßten, wie er aussieht.«
    »Sie stellen Fragen! In meinem Kopf herrscht das reinste Chaos.«
    »Filmriß.«
    »Na, ich weiß nicht.«
    »Doch, kenne ich. Kennt jeder. Passiert mir immer dann, wenn ich zuviel durcheinander getrunken habe.«
    »Schön wär’s.«
    »Wo, sagten Sie noch mal, ist die Stelle? Wir müßten allmählich mal was sehen.«
    Der andere gibt keine Antwort. Dann hört Gabbert ihn wie zu sich selber murmeln: »… allmählich wieder klarer. Kommt alles wieder. Ja, genau! Der da mit mir im Auto saß, hat … Hm … Das ist ja komisch.«
    Wieder hüllt er sich in Schweigen.
    »Was ist komisch?« ermuntert ihn Gabbert.
    »Daß … Wissen Sie, gerade kommt es mir so vor, als ob … Aber nein, das wäre ja kompletter Wahnsinn!«
    »Was? Was wäre Wahnsinn?«
    »Hatten Sie mal ein Déjà-vu-Erlebnis?«
    »Ein Déjà-vu-Erlebnis? Nein.«
    »So, daß Sie glauben, Ihnen passiert das Gleiche zweimal. Ganz merkwürdig. Durchaus komplexe Abläufe, und plötzlich kommt es Ihnen vor, als ob Sie … ja, als ob Sie Teil eines Drehbuchs sind, wie im Film. Sie können nicht voraussagen, was als nächstes passieren wird. Aber im Augenblick, da es geschieht, wissen Sie genau, so ist es schon mal abgelaufen, so und nicht anders. Verdammt! Sie sind sich darüber im klaren, daß Sie eine Rolle spielen … spielen müssen, aber Sie können nicht aussteigen … alles ist vorprogrammiert …«
    Steht unter Schock, denkt Gabbert. War da nicht was mit Beine hochlegen? Erste Hilfe, erste Stunde.
    »Ich hab darüber gelesen.« Gabbert versucht, seiner Stimme einen sonoren, beruhigenden Klang zu geben. Reden wie der Onkel Doktor, Band eins.
    »Fahren Sie doch schneller«, drängt der Mann.
    Gabbert schüttelt den Kopf. Die Lust am Rasen ist ihm für den Augenblick vergangen.
    »Wir sind schnell genug.«
    »Ich weiß nicht. Ich hab ein Scheißgefühl.«
    »Wollen Sie nicht doch lieber ins Krankenhaus? Besser, Sie verschrotten Ihren Wagen als sich selber.«
    Lange Zeit bekommt er keine Antwort.
    Gabbert sucht mit zusammengekniffenen Augen die Straße ab. Ob der andere in Ohnmacht gefallen ist? Wieder muß er gähnen. Verdammte Müdigkeit! Wäre ihm vor ein paar Jahren nicht passiert.
    Vor ein paar Jahren warst du auch noch keine dreißig, Junge.
    »Sagen Sie das noch mal«, flüstert der Mann.
    Gabbert stutzt. In der Stimme schwingt ein deutlicher Unterton mit: Panik. Und noch etwas, bedrohlich, angsteinflößend. Gabbert spürt, wie sich die Härchen entlang seiner Wirbelsäule aufrichten. Wenn nur endlich dieses verdammte Wrack auftauchen würde. Gabbert will die Geschichte hinter sich bringen. Er will …
    Und wenn der Kerl überhaupt keinen Unfall hatte?
    Wenn das Blut gar nicht seines ist, sondern das von jemand anderem, und das Gerede vom zertrümmerten Auto am Wegesrand nur ein Trick?
    Der Schweiß bricht ihm aus, plötzlich und unerwartet. Jetzt in diesem Moment könnte der Lauf eines Revolvers auf seinen Nacken gerichtet sein. Ein Messer aufblitzen. Gott weiß, ob er das Gesicht nicht aus der Zeitung kennt. Psychopath entlaufen. Neigt dazu, harmlose Autofahrer zu skalpieren. Häutet seine Opfer bei lebendigem Leibe. Schneidet ihnen die Eier ab, wenn männlich. Und so weiter, und so fort.
    Wie konnte er nur so naiv sein! So dämlich!
    »Sagen Sie das noch mal«, drängt der andere in schärferem Tonfall.
    »Was denn?«
    Jetzt nicht durchdrehen.
    »Was haben Sie da von Verschrotten gesagt?«
    Gelassen bleiben.
    »Ich sagte, besser, Sie verschrotten Ihren Wagen als sich selber. War nicht böse gemeint.«
    »Aber …« Er hört den Mann hinter sich keuchen. »Das kann nicht sein. Das kann nicht wahr sein! Das hieße ja …«
    Er beugt sich ruckartig vor und packt Gabbert an der Schulter. Gabbert schreit auf.
    »Ich hab’s nicht böse gemeint. Ich schwör’s!«
    »Halt an!«
    »Lassen Sie mich los. Bei mir ist nichts zu holen.«
    »Du Idiot, ich tu dir nichts. Du sollst anhalten! Anhalten! Schnell!«
    Der Fremde …
    Im selben Moment fährt der Blitz der Erkenntnis in Gabbert, und er dreht sich zu der blutverschmierten Fratze seines Mitfahrers um und starrt

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