Cato 08 - Centurio
DIE RÖMISCHE ARMEE
Kurze Vorbemerkung zu den Legionen und den Hilfskohorten
D ie Soldaten von Kaiser Claudius dienten in zwei verschiedenen Truppenteilen, den Legionen und den Hilfseinheiten, wie zum Beispiel der Zehnten Legion und der Zweiten Illyrischen Kohorte des vorliegenden Romans.
Die Legionen waren die Eliteeinheiten der römischen Armee. Mit römischen Bürgern bemannt, waren sie schwer bewaffnet, gut ausgerüstet und unterlagen einer extrem harten Ausbildung. Die Legionen waren nicht nur die Hauptwaffe des römischen Militärs, sondern nahmen auch große Bauprojekte wie Straßen- und Brückenbau in Angriff. Jede Legion hatte eine nominelle Stärke von etwa fünfeinhalbtausend Mann. Diese waren in neun Kohorten mit je sechs Centurien à achtzig Mann unterteilt (und nicht etwa hundert, wie man annehmen könnte); hinzu kam eine weitere, die erste Kohorte, die doppelt so groß war wie die anderen und die Aufgabe hatte, in der Schlacht die verwundbare rechte Flanke zu schützen.
Im Gegensatz zu den Legionen rekrutierten die Hilfskohorten ihre Soldaten aus den Provinzen und verliehen denen, die zwanzig Jahre Dienstzeit überlebt hatten, nach ihrer Entlassung das römische Bürgerrecht. Die Römer
waren nicht in der Lage, gute Kavallerieeinheiten oder Bogenschützentruppen aufzustellen, doch als praktisch denkendes Volk ließen sie viele dieser Spezialaufgaben von den nicht über das Bürgerrecht verfügenden Hilfskohorten erledigen. Die Hilfstruppen wurden ebenso professionell trainiert wie die Legionen, waren aber leichter ausgerüstet (und schlechter bezahlt!). In Friedenszeiten beschränkten sich ihre Pflichten auf Garnisons- und Polizeiaufgaben, während sie auf den Feldzügen als Späher und als Unterstützungstruppen agierten, deren Hauptaufgabe darin bestand, den Feind an Ort und Stelle zu binden, während die Legionen heranrückten und zum tödlichen Schlag ausholten. Hilfskohorten bestanden im Allgemeinen aus sechs Centurien, wobei es allerdings einige größere Kohorten gab, wie die Zweite Illyrische, die außerdem noch über eine berittene Einheit verfügten. Im aktiven Dienst wurden die Hilfskohorten üblicherweise mit den Legionen zu einer einzigen Truppe vereinigt.
Was die Hierarchie betrifft, so wurden die Centurien der Legionen und der Hilfstruppen jeweils von einem Centurio befehligt, dem ein Optio als zweiter Befehlshaber zur Seite stand. Die Kohorten der Legionen wurden von einem ranghohen Centurio befehligt und die Kohorten der Hilfstruppen von einem Präfekten, der in der Regel ein aus den Legionen dorthin beförderter, sehr erfahrener Offizier war. Die Legionen wurden von einem Legaten kommandiert, der über einen Stab von Tribunen verfügte, jungen, aristokratischen Offizieren, die ihre ersten militärischen Erfahrungen sammelten. Wenn eine Armee aufgestellt wurde, war ihr Kommandant in der
Regel ein Mann von erprobter militärischer Kompetenz, der vom Kaiser ausgewählt wurde. Dieser Mann hatte oft noch andere Ämter inne, zum Beispiel das des Provinzstatthalters, wie das auch bei Cassius Longinus der Fall ist, der in diesem Buch auftritt.
DAS ÖSTLICHE REICH IN DER MITTE DES ERSTEN JAHRHUNDERTS
PALMYRA IM ERSTEN JAHRHUNDERT
KAPITEL 1
W ährend die Dämmerung sich herabsenkte, spähte der Kommandant der Kohorte die Klippe zum Fluss hinunter. Ein leichter Nebel bedeckte den Euphrat, breitete sich zu beiden Seiten des Ufers aus und verschluckte sogar die Bäume, die entlang des Flusses wuchsen. Der Anblick erinnerte an einen glatten Schlangenleib. Bei diesem Gedanken sträubten sich Centurio Castor die Nackenhaare. Er zog seinen Mantel enger um die Brust, kniff die Augen zusammen und blickte auf das Land, das sich auf der anderen Seite des Euphrat ausbreitete: das Gebiet der Parther.
Es war über hundert Jahre her, dass die römische Macht zum ersten Mal mit den Parthern in Berührung gekommen war. Seitdem spielten beide Reiche ein gefährliches Spiel um die Kontrolle Palmyras und des Landes östlich der römischen Provinz Syrien. Inzwischen verhandelte Rom über engere Bündnisbeziehungen mit Palmyra, und der römische Einfluss hatte sich bis zum Ufer des Euphrat ausgeweitet. Zwischen Rom und dem Partherreich gab es keinen Pufferstaat mehr, und es bestand kaum ein Zweifel, dass die brodelnde Feindseligkeit schon bald zu einem offenen Konflikt aufflammen würde. Als der Centurio und seine Männer aus den Toren von Damaskus marschiert waren, hatten sich die Legionen in Syrien
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