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Keine Angst

Keine Angst

Titel: Keine Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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schließen, weil es in diesem Mahlstrom aus Form und Formlosigkeit keine verbindlichen Gesetze mehr gibt und keine Chance, ihn jemals wieder zu verlassen.
    Die Dunkelheit verdickt sich. Fast, als gebiete sie über eine eigene molekulare Struktur. Bedrängt Gabbert von allen Seiten. Suggeriert ihm, er beginne zu erblinden, legt sich auf seine Haut, dringt in ihn ein, sickert in seine Adern, schwärzt sein Blut und seine Sinne.
    Vor Angst halb wahnsinnig, wankt er auf den Mittelstreifen, das einzige, was er noch schwach erkennen kann, während um ihn herum das Chaos tobt.
    Und reißt die Augen auf.
    Der Gesang der Maschine …
    Lichter.
    Scheinwerfer!
    Weit hinten noch, aber der Wagen nähert sich mit irrsinniger Geschwindigkeit. Gabbert beginnt zu gestikulieren, zu schreien, springt auf und nieder, während die dunklen Schwaden zurückweichen und aus seinem Kopf verschwinden. Immer näher kommen die Lichter, erfassen seine Gestalt, tauchen sein blutverschmiertes Gesicht in grellroten Glanz. Er will sich baden in diesem Lichtkegel, sich hineinwerfen. Dann ist der Wagen vorbei und kommt mit ohrenbetäubendem Quietschen kurz hinter ihm zum Stehen. Dünner Rauch verwirbelt über dem Heck.
    Gabbert läuft hinüber und beugt sich zur Beifahrerseite runter. Die Fenster sind geschlossen, die Scheiben abgedunkelt. Das Gesicht des Fahrers nur undeutlich erkennbar. Gabbert beginnt zu reden, irgend etwas von Unfall und Hilfe, während seine Knöchel gegen das Seitenfenster schlagen.
    Das Fenster öffnet sich einen Spalt.
    »Kann ich was für Sie tun?« fragt eine Stimme aus dem Innern.
    Gabbert horcht auf. Hat er die Stimme schon mal gehört? »Wir hatten einen Unfall«, murmelt er.
    Seine Gedanken klären sich.
    Einen Moment lang erhellt ihn die deutliche Gewißheit, den Unfall gar nicht überlebt zu haben. Und daß die Verdammnis kein Höllenfeuer ist, sondern ein nichtendenwollender Alptraum auf dem Militärring, schlicht, einfach und in Ewigkeit.
    Dann überkommt ihn wieder die Verwirrung.
    Was wollte er noch gleich?
    Ach ja! Er muß zurück. Den anderen finden.
    »Soll ich Sie ins Krankenhaus fahren?« fragt der Fahrer.
    Gabbert überlegt.
    »Nein«, sagt er langsam. »Nein, mir geht’s gut.«

Moritat
    Der Meister liegt in seinem Blut.
    Er buk die schönsten Printen, die es in Köln zu kaufen gibt, beziehungsweise, gab. Von hinten kam ein Mensch in heller Wut, und wie der ihm das Messer gemächlich in den Rücken schiebt, da sprenkelt sich der Teig tiefrot.
    Der Meister fällt aufs Angesicht.
    Der Mörder fühlt sich besser.
    Der Meister fühlt nichts mehr, weil tot, der alte Printenfresser.
    Sie ahnen, wer hier um sich sticht?
    Der Lehrling sei’s gewesen?
    Mein lieber Freund, beachten Sie, das Ganze hier ist Poesie!
    Nur Worte, die Sie lesen.
    Drum, was den Schuldigen betrifft: Der Lehrling war’s nicht.
    War der Stift.
     

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