Keine große Affäre
fragte
Judith und wandte sich demonstrativ an ihn.
»Ja.« Stephen setzte plötzlich ein so
unerwartet strahlendes Lächeln auf, daß Alison ihm seine vorherige
Geistesabwesenheit verzieh.
»Wer ist als nächstes dran?«
Klopf klopf klopf.
Alle wandten sich zum Fenster und
sahen eine Frau mit einem sehr hübschen, frechen Gesicht, die ihnen zuwinkte.
Judith stand auf und öffnete die Tür.
»Shit. Tut mir leid, daß ich zu spät
bin!« Der Neuankömmling schien buchstäblich in den Raum zu stürzen. Wenn sie
nicht schwanger gewesen wäre, hätte sie selbst wie ein Kind ausgesehen. Sie
ließ einen kleinen schwarzen Lackrucksack von den Schultern gleiten und sank
dankbar in den letzten freien Sessel.
»Frauen auf den Boden.« Judith drohte
ihr mit dem Zeigefinger. »Wegen des Babys.«
»Da scheiß ich drauf«, sagte die junge
Frau. »Ich verzichte schon auf Alkohol und Brie. Ich bin doch nicht bescheuert
und setz mich nur wegen dem Balg auch noch auf den Fußboden.«
»Könnte die Niederkunft schmerzhafter
machen«, warnte Judith.
»Nicht bei dem Haufen Drogen, die ich
nehmen werde.« Die junge Frau blickte sich lachend im Raum um.
Alison lächelte sie an. Ihre
Respektlosigkeit war ihr sofort sympathisch.
»Und Sie sind...?« fragte Judith.
»Ginger. Abkürzung für Virginia.
Ironischerweise...«, sagte die Frau und fuhr sich mit der Hand durch die
wasserstoffblonde Kurzhaarfrisur.
»Geburtstermin?«
»Ja... Oh, im August.«
»Und Ihr Partner kommt separat?«
»Tun sie das nicht immer?« fragte
Ginger. Ihre hellblauen Augen flogen von Schoß zu Schoß und registrierten
bestürzt, daß die anderen Eheringe trugen. »Oh. Sie meinten... Nein, ich bin
allein gekommen. Meine Zwillingsschwester sagt, sie atmet während der Geburt
mit mir. Vielleicht hätte ich sie mitbringen sollen?« fügte sie hinzu und
machte ein verspätetes Zugeständnis an die Konventionen.
Es war offensichtlich, daß Judith
nicht darin ausgebildet war, mit eigenwilligen, alleinstehenden Müttern
fertigzuwerden. Wenn es möglich gewesen wäre, den Hintern der Neuen mit einem
bösen Blick vom Sitz zu bewegen, wäre sie mit Rekordgeschwindigkeit auf dem
Boden gelandet. Doch Ginger starrte aufsässig zurück und blieb, wo sie war.
»Nun ja«, sagte Judith. »Wir waren
gerade dabei, uns vorzustellen.«
Sie blickte zu den beiden anderen
Paaren, die bereitwillig ihre Namen nannten und sagten, daß ihre Babys im
September und Oktober fällig waren. Judith nickte und war froh über ihre
unkomplizierte Einstellung. Dann teilte sie Bleistifte und Zettel aus.
»Ich habe eine kleine Übung für Sie,
nur zum Warmwerden. Wenn es auch schon warm genug ist.« Sie legte eine Pause
ein, um dem schwachen Witz Nachdruck zu verleihen. »Teilen Sie sich in Gruppen
auf, Papis und Mamis getrennt, und schreiben Sie auf, was Ihnen an der
Schwangerschaft gefällt und was nicht. Ich gehe nur kurz raus und hole noch
einen Krug Wasser.«
Sobald sie den Raum verlassen hatte,
sagte Ginger mit ihrer lauten Stimme: »Was ich bei dieser Sache auf den Tod
nicht leiden kann ist, wie ein Kind behandelt zu werden. Ich meine diese
Spiele, mein Gott, und diese grauenvollen Latzhosen, die aussehen wie die
Megaversion von Klamotten für Kleinkinder. Äh —« Sie hielt inne, als sie zum
ersten Mal bemerkte, daß die anderen beiden Frauen Umstandslatzhosen trugen.
»Na ja. Sie müssen offensichtlich nicht so oft pinkeln wie ich«, fügte sie
schnell hinzu.
»Diese Kleider sind alle gräßlich,
oder?« leistete Alison ihren Beitrag, bemüht darum, jemandem aus der Patsche zu
helfen, von dem sie sofort spürte, daß er eine verwandte Seele war.
Die beiden latzhosigen Frauen beäugten
ungläubig ihr schwarzes Kostüm.
Das ist das einzige elegante Teil, das
ich ergattern konnte, nachdem ich einen ganzen Tag lang die Bond Street
abgeklappert habe, wollte Alison erklären, und die Reinigung kostet mich ein
Vermögen. Aber sie sagte nichts.
»Okay, wollen wir mit dem Aufschreiben
anfangen?« schlug eine von ihnen vor.
»Och.« Ginger ließ sich in ihren
Sessel zurückplumpsen. »Müssen wir wirklich? Ich meine, was soll einem schon
gefallen? Meine Güte, ich muß pinkeln, wenn ich lache!«
»Richtig«, stimmte Alison zu.
Aber die Frau hielt den Bleistift in
der Hand und gab nicht nach. »Ich schreibe alle Antworten auf«, sagte sie wie
eine Mannschaftsführerin in der Schule. Dann, als würde sie ihr Team
zusammenstellen, zeigte sie auf ihre Mitstreiterin in Latzhosen:
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