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Keine große Affäre

Keine große Affäre

Titel: Keine große Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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»Sie zuerst.«
    »Ich hasse meine geschwollenen
Knöchel, aber ich schlendere für mein Leben gern durch Mothercare und schaue
mir die kleinen Unterhemden und all das an...«
    »Sie sind so winzig, nicht wahr?«
    Ginger und Alison wechselten einen
Blick. Anstatt die Situation zu entspannen, hatte die Übung die Frauen sofort
in zwei Paare gespalten, sinnierte Alison. Sie und uns.
    Die Mannschaftsführerin notierte
feierlich »Unterhemden« und starrte Ginger dann mit kaum verhohlener
Feindseligkeit an.
    Es klingelte, und sie hörten Judiths
hallende Schritte im Flur, als sie zur Tür ging, um zu öffnen.
    »Na gut, wenn es sein muß«, sagte
Ginger laut. »Ich hasse es, Hämorrhoiden zu haben — oder wie auch immer der
salonfähige Begriff dafür lautet.« Sie fuhr fort: »Eigentlich gefällt mir nur,
daß ich ein Baby bekomme. Na ja, manchmal jedenfalls, aber die restliche Zeit
scheiße ich mir vor Angst in die Hosen oder würde es tun, wenn ich nicht diese
Hämor-!«
    Alison spürte, wie das nervöse
Kichern, das sie zu unterdrücken versuchte, sich in ihrer Kehle in Gallensäure
verwandelte. Die Hitze und die fast körperlich spürbare, drohende Konfrontation
lösten in ihr ein Gefühl von Übelkeit aus.
    Eine umwerfend attraktive Frau betrat
den Raum. Sie trug ein grünes Sommerkleid, das durch den kurzen Luftzug, der
durch das Öffnen und Schließen der Türen verursacht wurde, zu schweben schien.
Ihr Gesicht war frisch und zart gebräunt, und ihr langes, welliges Haar wurde
von einer Lolita-Sonnenbrille mit weißem Plastikgestell zurückgehalten. Mit
ihrem wiesengrünen Kleid und der Duftwolke eines leichten Parfüms, die mit ihr
hineinzuwehen schien, sah sie aus wie eine präraffaelitische Sommervision.
    »Hallo«, sagte sie. »Ich bin Lia.«
    »Sie?« Die Mannschaftsführerin zeigte
mit dem Bleistift auf Alison.
    »Alison versuchte sich an die Frage zu
erinnern. Irgend etwas darüber, was ihr gefiel und was nicht. Sie würde ein
Baby bekommen. Plötzlich war ihr ungeheuer schlecht. Was ihr gefiel. Baby.
Baby. Die Worte schwirrten in ihrem Kopf herum. Baby. Was ihr gefiel. Sie mußte
sagen, was ihr daran gefiel. Das Zimmer verschwamm vor ihren Augen. Baby.
    Sie hörte die Stimme eines Mannes,
einen sanften nordenglischen Akzent. Er unterhielt sich im Flur freundlich mit
Judith. Es war wie ein Echo in ihrem Kopf. Sie blickte zur Tür und konnte nur
sein Profil erkennen. Dann drehte er sich um und betrat lächelnd den Raum.
    Baby. Baby. Was ihr gefiel und was
nicht. Baby. Baby. Sie bemühte sich, Fassung zu bewahren, aber es war zu spät,
sie würde in Ohnmacht fallen. Das letzte, was sie sah, bevor Übelkeit und
Schwindelgefühl sie überwältigten, war, wie das Lächeln des Mannes verflog, als
der Raum im Nebel versank und dann völlig verschwand.
     
    Ein paar Stunden später setzten sich
Neil, Lia und Ginger im Zentrum Richmonds an einen Marmortisch auf dem
Gehsteig.
    »Eine Extraportion Käse für mich und
Salami und Oliven. Oh Gott, ich hab so einen Bärenhunger, daß ich von allem
eine Extraportion drauf will!« Ginger legte die Speisekarte aus Pappe weg und
grinste den Kellner an.
    Neil war unbehaglich zumute. Er wußte
zwar nicht, warum er es ein wenig unanständig fand, wenn eine Frau, deren
Schwangerschaft so weit fortgeschritten war, so unverhohlen flirtete, aber
irgendwie mochte er das nicht. Er versuchte Lias Blick aufzufangen, doch sie
war hingerissen von ihrer neuen Freundin und lachte über jede übertriebene
Bemerkung von ihr. Wenigstens war es richtig gewesen, die Blondine einzuladen,
mit ihnen zu Abend zu essen. Sie waren nach dem Kurs zufällig in dieselbe
Richtung gegangen, und Ginger hatte ihr Rad neben ihnen hergeschoben. Er hatte
die Einladung ganz spontan ausgesprochen.
    »Geiler Hintern!« sagte Ginger, die
den Kellner dabei beobachtete, wie er an der Durchreiche ihre Bestellung
aufgab.
    Lia lachte. Es war ein weibliches
Lachen, verschwörerisch und vielsagend. Sie konnte sehr gut mit Leuten umgehen.
Sie paßte sich anderen Menschen sofort an und wurde so, wie sie es sich
wünschten. Das störte ihn manchmal, und er fragte sich, ob sie mit jedem so
war: ob sie genauso anpassungsfähig war, wenn sie mit anderen Männern allein
war, sogar, ob sie mit ihm so war. Aber er dachte an die Intensität in ihren
Augen, wenn sie sich liebten, an die reine, aufrichtige Zuneigung in ihrem
Blick, der sein Wesen wie ein Radargerät abtastete und als Gegenleistung nichts
Geringeres erwartete. Das

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