Keine Panik Prinzessin
Fürstinmütter es in Genovia gibt, junger Mann?«
»Ähem …« Robert sah aus, als würde er jetzt am liebsten aus dem Fenster springen, was ich ihm nicht verdenken konnte. »Eine?«
»Sehr richtig. Eine einzige«, sagte Grandmère mit schneidender Stimme. »Und jetzt würde ich gern noch etwas von Ihnen wissen: Wenn die FÜRSTINMUTTER VON GENOVIA in ihren Gemächern keine orangefarbenen Gerberas wünscht, sondern Rosen, und zwar rosa und weiße Rosen, die im Gegensatz zu Gerberas keine billigen Trendblumen sind, sondern zeitlos Stil und Eleganz beweisen, müsste Ihr Hotel dann nicht dafür sorgen, DASS IHRE GEMÄCHER MIT ROSEN GESCHMÜCKT WERDEN? Ganz besonders in Anbetracht der Tatsache, dass der Hund der Fürstinmutter auf ordinäre Wiesenblumen allergisch reagiert?«
Wir guckten alle automatisch zu Rommel rüber, der ganz und gar nicht den Eindruck machte, als würde er unter allergischen Reaktionen leiden, sondern friedlich in seinem vergoldeten Hundebettchen schlummerte. Er zuckte mit den Vorderläufen, während er träumte, wovon man als Hund eben so träumt. Wobei Rommel bestimmt davon träumte, wie er seinem Frauchen davonlief.
»Als wäre …«, sagte Grandmère säuerlich, »… es nicht schon schlimm genug, dass Sie Ihre Eingangshalle mit Töpfen dekorieren, in denen GRAS wächst.«
Oje. Die waren mir beim Reinkommen auch gleich aufgefallen. Ich muss sagen, das ist wirklich ziemlich modern . Jedenfalls für jemanden mit Grandmères Geschmack. Ihr sind Bleikristallschälchen mit After Eights definitiv lieber.
»Ich habe verstanden, Madame«, sagte Robert und verbeugte sich sogar vor ihr. »Ich werde … werde Ihnen umgehend rosa und weiße Rosen schicken lassen. Glauben Sie mir, ich kann gar nicht oft genug betonen, wie leid es mir tut …«
»Da haben Sie ausnahmsweise recht.« Grandmère hob eine Augenbraue. »Das können Sie wirklich nicht. Guten Tag.«
Robert schluckte, drehte sich um und floh aus dem Zimmer. Grandmère wartete, bis er gegangen war, und ließ sich dann erschöpft in einen Chromsessel mit schwarzem Lederbezug sinken.
Wobei man in solche Sessel nicht besonders gut sinken kann, weil das Leder so glatt ist.
»Amelia«, stöhnte Grandmère, während sie auf ihrem Sessel herumrutschte. »Dieses Hotel ist nachgerade eine ZUMUTUNG!«
»Mir gefällt es«, sagte ich. Und das war die Wahrheit. Ich finde das W echt cool. Hier glänzt alles so schön.
»Du musst wahnsinnig sein«, sagte Grandmère. »Stell dir vor, als ich vorhin einen Sidecar bestellt habe, haben diese Kre tins ihn mir doch glatt in einem BECHERGLAS serviert!«
»Sei doch froh. Da passt mehr rein.«
»Ein Sidecar wird niemals in einem Becherglas serviert, Amelia. Mineralwasser wird in einem Becherglas serviert. Sidecars trinkt man ausschließlich aus einer Cocktailschale mit Stiel. Mon dieu – WAS HAST DU MIT DEINEN HAAREN ANGESTELLT???«
Grandmère setzte sich kerzengerade auf.
»Beruhige dich«, sagte ich. »Ich hab sie mir bloß ein bisschen nachschneiden lassen …«
»NACHSCHNEIDEN??? Du siehst aus wie ein menschliches Wattestäbchen.«
»Die wachsen wieder nach«, sagte ich halbherzig. Weil ich nämlich nicht vorhabe, sie mir wieder wachsen zu lassen. Ich finde die kurzen Haare richtig gut. Man hat damit überhaupt gar keine Arbeit, und wenn man in den Spiegel schaut, sehen sie immer gleich gut aus, was ich irgendwie sehr entspannend finde. Es ist nämlich ganz schön ermüdend, jedes Mal ein neues Katastrophenszenario auf dem Kopf zu entdecken, wenn man zufälligerweise mal einen Blick in den Spiegel wirft.
»Aber wie willst du in Zukunft dein Diadem tragen, wenn auf deinem Kopf nichts mehr wächst, worin man die Kämmchen befestigen könnte?«, fragte Grandmère erschüttert.
Ich gebe zu, dass ihre Frage nicht ganz unberechtigt war. Das hatte beim Frisör am Astor Place anscheinend niemand bedacht, auch meine Mutter nicht. Sie hat gesagt, ich würde mit der neuen Frisur wie Demi Moore in »Die Akte Jane« aussehen, was ich als Kompliment aufgefasst hatte.
»Mit Klettband vielleicht?«, fragte ich zaghaft.
Aber Grandmère fand meinen Witz anscheinend nicht besonders komisch.
»Es hat noch nicht einmal Sinn, Paolo kommen zu lassen«, sagte sie resigniert. »Es ist ja nichts mehr übrig, womit er arbeiten könnte.«
»Ach komm, so kurz sind sie auch wieder nicht«, sagte ich und strich mir über den Kopf, der sich ziemlich stachelig anfühlte. Hm, vielleicht waren sie doch ziemlich kurz. Na ja,
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