Keine Zeit und trotzdem fit
Konditionsschwäche nicht offenbaren zu müssen. Weil alle hoffen, wenigstens in der Anfängerklasse nicht der Schlechteste zu sein, geraten sie zwangsläufig in den Leistungssog der anderen und damit in die Gefahr, sich zu überfordern. »Jogging kann also der erste Schritt in die falsche Richtung sein«, so Professor Dr. Klaus Bös, Leiter des Instituts für Sport und Sportwissenschaft an der Universität Karlsruhe. Abgesehen davon, dass schon der Einstieg problematisch ist, schaffen es nur die wenigsten, dann auch regelmäßig zum Training zu kommen. Elmar Trunz-Carlisi, Sportwissenschaftler und Leiter des Instituts für Prävention und Nachsorge in Köln, berichtet obendrein von einer Untersuchung über die in Fitness-Centern offerierten Aerobic-Angebote mit dem Ziel des »Fatburnings«, dass bei »nur 50 Prozent der Versuchsgruppen eine adäquate Belastungsdosierung gelungen ist«.
|38| Falsche Übungen und Überforderung können zu Frust, nicht selten auch zu Verletzungen führen. Die Motivation, endlich einmal etwas für seinen Körper zu tun, kann auf diese Weise schnell ins Leere laufen.
Nach einer niederländischen Studie sterben von allen Sportlern am häufigsten die Jogger während der Sportausübung. Grund dafür ist der erhöhte Milchsäurepegel und der damit ausgelöste Überschuss an Beta-Endorphinen. Diese verändern die Schmerzgrenze nach oben, sodass der Läufer seinen Herzinfarkt nicht bemerkt. Man nennt dies auch die sogenannte stumme Myocard-Ischämie.
Einzelne Fitness-Anbieter denken zwar langsam um und raten zu einer bewusst moderaten Belastungsintensität. Aber das ist noch nicht überall so.
Bei 85 Prozent aller Ultramarathonläufer sind Magen-Darm-Blutungen (sogenannte okkulte indestinale Blutverluste) festzustellen; Georg Hackl, mehrfacher Olympiasieger im Rennrodeln, klagt über Arthrose in den Gelenken; die Fußballikone Franz Beckenbauer hat Hüftprobleme: Ausdauerhochleistungssport ist ungesund. Schnelligkeitsleistungen auf der anderen Seite haben keinerlei gesundheitlich positiven Effekte. Man könnte auch sagen, je schneller, desto ungesünder. Und doch verpuffen selbst diese deutlichen Warnungen manchmal noch ungehört. Die These »Sport ist Mord« wird immer häufiger zitiert, zum Beispiel von Hermann Dörnemeier, dem ältesten Menschen Deutschlands, der 111 Jahre geworden ist. Er antwortete auf die Frage nach dem Grund für sein hohes Alter: »Sport ist Mord. Und jeden Tag ein Altbier.« Oft wird auch Winston Churchills Ausspruch »No sports, but whisky and cigars!« zitiert. Aber wer denkt schon daran, dass der große Zyniker die letzten 14 Jahre seines Lebens im Rollstuhl saß?
Heute haben wir gesicherte Erkenntnisse und können zum Zusammenhang von sportlicher Aktivität und Gesundheit sagen:
|39| Weniger ist mehr
Dr. Kenneth Cooper, der mit seinem Bestseller
Aerobics
Millionenauflagen erreichte, gestand nach mehreren Knochenbrüchen und schmerzhaften Fußverletzungen: »Ich habe meine Meinung geändert. Ich laufe heute weniger und leiste mehr!«
Ob Sport und Bewegung schließlich die Gesundheit fördern oder nicht, lässt sich am zusätzlichen Kalorienverbrauch durch Bewegung messen. Die Formel lautet: Wenn Sie in einer Woche 500 bis 2 000 Kilokalorien mehr durch körperliche Aktivität verbrauchen, fördern Sie damit Ihre Gesundheit. Alles, was darüber hinausgeht, kann zwar gut sein für Ihre sportliche Leistungsfähigkeit, es macht Sie aber nicht gesünder.
Wie sollte nun ein sinnvolles und motivierendes Bewegungstraining praktisch aussehen? Wie können vielbeschäftigte Menschen erfolgreicher und gelassener werden?
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|41| Teil 2 Erfrischen statt Erschöpfen
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|43| Das Wunder des menschlichen Körpers
Bevor wir unseren Körper mit Forderungen konfrontieren, sollten wir bedenken, wie er überhaupt funktioniert. Denn der menschliche Körper ist eine geniale Schöpfung.
Er ist aus circa 100 Billionen Zellen zusammengesetzt. Dazwischen gibt es etwa 3 Millionen sogenannte Transmittersubstanzen wie beispielweise die Hormone, die für die Stressregulation, den Schlaf, die Körpertemperatur und so weiter von entscheidender Bedeutung sind. Sie nehmen Verbindung mit Rezeptoren in den Zellen auf und regeln präzise den chemischen Haushalt der Zelle, beispielsweise den Cholesterinspiegel. Von solchen ganz verschieden reagierenden Rezeptoren zählt man beim untrainierten Menschen etwa 1 000 je Zelle. So entsteht eine unvorstellbare
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