Keiner kuesst so heiß wie du
Und nicht auf das, was uns entzweit. Und wieder haben Sie es geschafft, das Gespräch von sich abzulenken.“ Er hob eine Augenbraue. „Sie sind wirklich geheimnisvoll, Brooke. Was tun Sie so ganz allein in Ihren friedlichen vier Wänden?“
Sie zuckte mit den Schultern. Es wäre sicherlich nett gewesen, über Flamencokurse und Cocktailpartys zu plaudern, doch dann müsste sie flunkern, und so etwas tat sie nicht. Ein- bis zweimal im Monat traf sie sich mit Freunden. Doch am meisten genoss sie es, sich nach einem anstrengenden Arbeitstag zurückzuziehen. „Ich lese sehr viel.“ Sie schwieg kurz, um einen Bissen zu nehmen. „Nicht sehr aufregend, oder?“
„Kommt aufs Buch an.“ Unter dem Blick seiner blauen Augen wurde ihr angenehm warm. „Manchmal denke ich, ich sollte mir mehr Zeit zum Lesen nehmen. Könnte außerdem gut für meinen Verstand sein.“
„Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass Sie lange stillsitzen können, um sich in ein Buch zu vertiefen.“
„Ja, daran muss ich noch arbeiten.“ Noch immer hatte er sein Essen nicht angerührt. Ihr Anblick schien ihn völlig einzunehmen. Offenbar konnte er die Blicke nicht von ihr lassen. Brooke spürte, wie ihr der Atem stockte. „Mit meinem Dad bin ich meistens einmal im Monat zum Waldhaus gefahren, um dort die Batterien aufzuladen und zu entspannen. Allerdings war ich seit seinem Tod nicht mehr da.“
„Aber Sie haben immer noch Zugang zum Haus?“
„Es gehört mir sogar. Er hat es mir vermacht. Es war sein Letzter Wille.“ Jetzt sah er sehr betrübt aus. Der Letzte Wille seines Vaters, mit dem er diesem Jack Sinclair die Hälfte der Firma in die Hände gespielt hatte. „Seit seinem Tod steht es leer.“
„Und warum fahren Sie nicht mehr hin?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich war immer nur mit Dad dort. Ich kann mir nicht vorstellen, allein oder mit einem anderen Menschen Zeit an diesem Ort zu verbringen.“ Plötzlich hellte sich seine Miene auf. „Aber Sie könnten mich dorthin begleiten.“
„Oh, lieber nicht.“ Nervös rutschte Brooke auf dem Stuhl hin und her. Ihr erstes Date hatte noch nicht einmal richtig begonnen, und er lud sie gleich zu einem Wochenendtrip ein? Er erwartete wohl kaum von ihr, mit ihm das Bett zu teilen. Schließlich hatten sie sich gerade ein Mal geküsst. Vor lauter Aufregung und Panik begann ihr Herz wild zu schlagen.
RJ hingegen strahlte. „An diesem Wochenende. Nur Sie und ich. Wir werden uns einige Leckereien besorgen und ein paar ruhige Tage miteinander verbringen.“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung von der Jagd.“ Bei dem Gedanken, ein Tier töten zu müssen, wurde ihr übel.
„Keine Sorge, wir werden nicht jagen. Dad und ich sind meistens nur gewandert. Die Gewehre waren nur ein Vorwand. Dort ist es so ruhig, dass es ein Verbrechen wäre, die Stille durch Schüsse zu stören.“
„Dann haben Sie also keine Geweihe an der Wohnzimmerwand hängen?“
„Eins. Aber wir haben es in einem Trödelladen gekauft.“ Seine Augen leuchteten. „Wir haben es Onkel Dave genannt. Allerdings haben wir manchmal geangelt und den Fisch hinterher gebraten. Angeln war die einzige Tätigkeit, bei der mein Dad länger als fünf Minuten stillsitzen konnte.“
„Vor Jahren habe ich auch mal mit der Familie einer Freundin einen Angelausflug gemacht. Wir sind eine Woche im Sommer mit einem Campingwagen an einen See gefahren. Einmal habe ich sogar eine große Regenbogenforelle gefangen.“
„Großartig. Dann wissen wir ja jetzt, was wir an dem kommenden Wochenende tun werden.“ Begeistert rieb er sich die Hände. „Wie schön, jemanden zu haben, mit dem man sich auf ein vielversprechendes Wochenende freuen kann.“
Brooke fehlten die Worte. Er hatte das Wochenende mit ihr verplant, ohne sie zu fragen. Gut, er war ihr Boss. Aber gemeinsam auf Fischfang zu gehen war nicht Teil ihres Arbeitsvertrages. Eigentlich sollte sie es ihm übel nehmen, dass er so über sie bestimmte.
Andererseits: ein Wochenende mit RJ in den Bergen … welches Mädchen würde da Nein sagen?
Sie. „Ich denke, das ist keine gute Idee. Bestimmt haben Sie noch andere Freunde, die Sie fragen können.“ Ihr Gefühl riet ihr, rechtzeitig die Handbremse zu ziehen, bevor es knallte. „Ich habe … noch ein paar Dinge zu erledigen.“
„Haben Sie Angst, ich könnte die Situation ausnutzen, da draußen in der Einsamkeit?“ Er legte den Kopf schief und blickte sie mit hochgezogener Braue an.
„Ja.“ Bei der
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