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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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seiner ersten Gouvernante, die den kleinen, schmutzigen Jermyn, den man in ihre Obhut gegeben hatte, mit strengem Blick musterte. Etwas an der Art dieser jungen Frau führte ihm vor Augen, wie zerzaust und verschlafen er aussehen musste. Er empfand es als unangenehm, in ihrer Gegenwart geschlafen zu haben. Im Schlaf war man verwundbar, und vor ihr wollte er nicht verwundbar sein. »Wer sind Sie, Madam? Und was mache ich hier?«
    »Ich bin Ihr Gefängniswärter, und Sie sind mein Gefangener.« Der sachlich-nüchterne Tonfall ließ die Worte noch widersinniger erscheinen.
    »Das ist doch absurd!«, rief er.
    Bei dieser vehementen Äußerung gab die Katze ein Fauchen von sich, sprang von der Matratze und lief die Treppe hinauf.
    Jermyn schwang die Beine über die Bettkante.
    Er vernahm ein rasselndes Geräusch.
    Sollte er etwa ... ? War das gar ... ? Aber das war doch unmöglich!
    Wieder bewegte er sich. Erneut hörte er das charakteristische Geräusch von Metall auf Metall.
    Eine Kette? War das wirklich eine Kette? Hatte die junge Frau es etwa gewagt... ? Er streckte einen Fuß aus, schaute an sich hinab und ... sah es.
    Er sah, was er vermutet hatte, und doch wollte er es nicht wahrhaben. Er konnte es einfach nicht glauben. »Das ist eine Fußfessel.«
    »Gewiss.«
    »Die sich um meinen Knöchel schließt.« Er verspürte ein Ziehen in der Brust.
    »Sie sind ein vorzüglicher Beobachter.« Ihre ruhige und besonnene Art bewies ihm, dass diese Frau nicht ahnte, in was für einer Gefahr sie schwebte.
    »Nehmen ... Sie ... das Ding ... ab.« Angekettet! Er stieß einen grollenden Laut aus.
    »Nein.«
    »Vielleicht haben Sie mich nicht richtig verstanden.« Er hatte die Brauen zusammengezogen und bedachte die Frau mit einem wütenden Blick. »Ich bin der Marquess von Northcliff, und ich sagte, nehmen ... Sie ... es ... ab.«
    »Es ist mir gleich, wer Sie sind. Sie sind hier, und hier werden Sie vorerst auch bleiben.«
    Eine Woge unbeschreiblichen Zorns machte jeden klaren Gedanken unmöglich. Wie ein eingesperrtes Tier stürzte er sich mit einem Schrei auf die Frau.
    Sie sprang zurück, und Entsetzen Zeichnete sich in ihrem jungen Gesicht ab.
    Mit den Händen suchte er ihren Hals - bis die Kette ihn unsanft zu Boden riss. Der Länge nach schlug er auf dem Steinboden auf und rang nach Luft. Das allein reichte schon, um seinen Zorn ins Unermessliche zu steigern, aber dann machte sich zu allem Unglück auch noch sein verfluchtes Bein bemerkbar.
    Er hatte das Gefühl, auf glühendem Eisen gelandet zu sein.
    Und während er dort lang ausgestreckt lag und wie ein Fisch an Land nach Luft schnappte, stand diese Frau nur da und sah zu, ohne Mitgefühl zu zeigen. Ohne ihm ihre Hilfe anzubieten. Ihm , dem Marquess von Northcliff, dem Mann, der von gut situierten Witwen und Damen des höheren Standes gleichermaßen bewundert wurde.
    Als er schließlich wieder in der Lage war, den Kopf ohne Schmerzen zu heben, fragte er: »Was haben Sie nur getan?«
    »Was ich getan habe?« Sie zog eine Braue in spöttischer Manier hoch. »Nun, ich habe den Marquess von Northcliff entführt.«
    »Sie wagen es, diese Schandtat freimütig zuzugeben?« Langsam und auf Schmerzvermeidung bedacht, zog er sich wieder auf die dürftige Bettstatt.
    »Die Tat zuzugeben, gehört zu meinen kleineren Sünden. Ich habe die Entführung sogar geplant.«
    Offenbar hatte sie ihre Freude an dieser unerhörten Tat. Das sah er an ihren unverfroren gekräuselten Lippen und den herausfordernd hochgezogenen Brauen. Ihm war es unbegreiflich, dass irgendeine Frau den Mut hatte - die Dreistigkeit besaß -, ihn von seinem Grund und Boden zu entführen. Er straffte die Schultern. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Warten Sie, da war ein Mann.«
    »Den habe ich bezahlt, damit er Sie für mich trägt. Aber der ist längst fort«, fügte sie rasch hinzu. »Sie werden ihn nicht Wiedersehen.«
    »Ich glaube Ihnen nicht.« Er streckte das lädierte Bein aus, rieb sich den schmerzenden Oberschenkel. Das Bein fühlte sich zwar nicht gebrochen an, aber er war wieder auf die verletzte Stelle gefallen. Und den erneuten Schmerz hatte er dieser Frau zu verdanken. Ihr allein. Dieses unverschämte Weibsstück! Nun bedachte er sie mit dem gönnerhaft-herablassenden Ton, den sie seiner Meinung nach verdiente, und meinte: »Keine Frau könnte einen solchen Plan ersinnen, ganz zu schweigen von der Ausführung.«
    »Mit dieser Denkweise hatte ich gerechnet. Jeder wird Sie für

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