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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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Stirn und reichte Harrison ein fleckiges, angerissenes Schreiben. Mühsam brachte der Bote hervor: »Ein Diener fand dies ... im Pavillon ... ein Messer steckte in dem Zettel.«
    »Was denken Sie sich dabei, Mann!«, tadelte Royd den Boten und warf einen furchtsamen Blick auf den strengen Hausherrn. »Sie können doch nicht in diesem Aufzug vor Mr. Edmondson treten!«
    Aber Harrison brachte den Butler mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen. In weichem, maßvollem Ton, in dem jedoch unverhohlene Anklage mitschwang, sagte er: »Wenn Sie nicht in der Lage sind, diesen Mann unten vor der Tür warten zu lassen, Royd, dann macht er sich eben auf diese Weise bemerkbar.« Harrison entriss dem Mann das Schreiben, öffnete den zerknitterten Bogen Papier und überflog die sauber geschriebenen Zeilen.
    Der Marquess von Northcliff ist mein Gefangener. Hinterlegen Sie zehntausend Pfund in der alten Burg der Northcliffs auf der Insel Summerwind. Sie haben fünf Tage Zeit , oder Ihr Neffe wird sterben.
    Ungläubig blickte Harrison auf das Papier und vergaß beinahe zu atmen. Das war einfach nicht möglich! Ein solcher Zufall war erstaunlich, geradezu unglaublich ... mehr, als er zu hoffen wagte.
    Plötzlich warf er den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus.
    Endlich, nach langer Zeit des Wartens, hatte das Schicksal es gut mit ihm gemeint.

4. Kapitel
    G anz allmählich kam Jermyn wieder zu sich. Besonders glücklich war er über sein Erwachen allerdings nicht, denn er konnte sich nicht erinnern, seit dem Unfall auch nur einmal so tief geschlafen zu haben. Aber sein Nacken war merkwürdig verspannt, das Gesicht war in ein Kissen gepresst, und sein Mund war ganz trocken. Obwohl er sich innerlich gegen das Aufwachen sträubte, strömte die Wirklichkeit unbarmherzig auf seine Sinne ein.
    Als Erstes fiel ihm auf, wie sehr er den Duft in dem Raum mochte. Es roch nach gestärktem Leinen und dem unverwechselbaren Geruch frischer Erde. Die Geräusche, die an seine Ohren drangen, waren rhythmisch; ein leichtes Kläcken, durchsetzt von quietschenden Lauten. Etwas Warmes ruhte an seiner Seite. Er fühlte sich ausgeruht und gut, wäre da nicht... er zog die Stirn in Falten. Was hatte er doch für eigenartige Dinge geträumt! Von verdorbenem Wein und einem Boot und einer schönen jungen Frau, deren Blick wie süßes Gift gewesen war - erschrocken riss er die Augen auf und setzte sich ruckartig im Bett auf.
    Nein, das war kein gewöhnliches Bett. Eher eine Pritsche. Eine schmale, dürftige Schlafstatt, die an der Mauer festgeschraubt war. Er lag auf einer Matratze, dünnen Laken und schaute auf eine schäbige Pelzdecke.
    Unmittelbar neben ihm erhob sich eine große schwarze Katze, gab einen Laut von sich, den man als Missfallen deuten konnte, und suchte sich in der Mitte der Matratze eine neue Schlafkuhle.
    Mit einem kurzen Blick verschaffte Jermyn sich einen Eindruck von seiner unmittelbaren Umgebung. Er befand sich in einem Raum, der dicht unter der mit Eichenbalken gestützten Decke drei kleine Fenster aufwies ... ein Keller. Mattes graues Licht fiel durch das schmutzige Glas und ließ ihn die Umrisse der Gegenstände erahnen, die ihn umgaben ... Möbelstücke: Eine Truhe. Ein länglicher Tisch. Stühle. Ein kleiner gusseiserner Ofen. Er berührte die Mauer neben seiner Bettstatt ... Felsgestein. Kühler, harter Fels.
    Er hatte immer noch seine Kleidung am Leib. Allerdings trug er kein Halstuch mehr, und jemand musste ihm die Stiefel ausgezogen haben. Dennoch war er weder ernsthaft verwundet noch leicht verletzt. Daher ... »Wo, zur Hölle, bin ich überhaupt?«, fragte er laut.
    »In Miss Victorines Keller«, antwortete eine ruhige Frauenstimme.
    Das rhythmische Kläcken und Quietschen hörte abrupt auf. Jermyn drehte den Kopf, um hinter sich schauen zu können, und sah, dass sich eine Frau von einem Schaukelstuhl erhob. Mit sicherer Hand entzündete sie eine Laterne und hängte sie an einen Haken an der Decke. Das warme Licht erleuchtete den Raum - einen Keller, so groß wie ein Schlafgemach, in dem leere Weinregale und alte, abgenutzte Möbelstücke standen. Viel interessanter war es für ihn indes, dass die Laterne sie beleuchtete, die junge Frau mit den grünen Augen, die Gift zu sprühen schienen.
    Sie war eine hübsche, sehr schlanke Erscheinung, und in ihrer Miene lag unbeugsamer Stolz. Die Farbe ihrer vollen Lippen erinnerte ihn an reife Kirschen, aber mit ihrem harten Gesichtsausdruck ähnelte sie eher

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