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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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deckte.
    »Als Amy sich in die Kutsche fallen ließ, wurde die Herzogin ohnmächtig!«, empörte Großmutter sich.
    Die Diener im Vorzimmer glucksten wie alte Hennen.
    »Aber sie landete genau auf dem Sitz gegenüber von der Herzogin, und diese Leistung müsst selbst Ihr anerkennen«, rief der König ihr in Erinnerung.
    Jeder wusste doch, dass die Herzogin ohnehin bei jedem noch so kleinen Anlass in Ohnmacht fiel. Amy hockte weiterhin in dem stickigen, dunklen Wandschrank und nickte eifrig. Genau deshalb machte es ja auch Spaß, die Herzogin zu ärgern und zu erschrecken. Diese Edeldame war verwitwet und gab sich der Hoffnung hin, eines Tages Amys Vater zu heiraten. Wenn die Herzogin auch weiterhin aus fadenscheinigen Gründen zum Palast käme, dann würde Amy das nächste Mal genau auf ihr landen.
    »Die Herzogin hat so eine schwache Konstitution, dass man sich unweigerlich fragt, ob ihr Verhalten immer der Wahrheit entspricht«, ließ Papa sich vernehmen.
    Amy hätte ihrem Vater am liebsten mit lautem Rufen zugestimmt.
    »Darum geht es nicht«, sagte Großmutter streng.
    Amy schob die Unterlippe vor.
    »Also gut, was hat Amy diesmal angestellt?«, fragte Papa,
    Amy war überrascht, einen traurigen Unterton in der Stimme ihres Vaters wahrzunehmen, ganz so, als könne er kein weiteres Unheil ertragen.
    War er der jüngsten Tochter überdrüssig , die nichts als Schwierigkeiten machte ?
    »Sie hat Prinz Rainger ein blaues Auge geschlagen!«
    Das nachfolgende Schweigen empfand Amy als so unheilvoll , dass sie sich neugierig vorbeugte, um wieder durch das Astloch zu schauen - aus Versehen stieß sie leicht gegen die Schranktür. Mit leisem Geräusch öffnete sich der Riegel. Die Tür schwang auf. Hastig versuchte Amy , die Tür von innen mit den Fingern zu fassen zu bekommen. Schon tat sich das stattliche Vorzimmer vor ihren Augen auf. Lord Octavio, Lord Alerio und Lord Silas standen mit dem Rücken zum Schrank und sahen den König an. Großmutter ging aufgebracht vor den Männern auf und ab und klopfte verstimmt mit ihrem Gehstock auf die Marmorfliesen. Nur Papa konnte Amy sehen. Sein Blick huschte zum Schrank, doch er ließ sich nichts anmerken.
    Er schien gedanklich mit der Missetat seiner Jüngsten beschäftigt zu sein.
    »Sie hat Prinz Rainger ein blaues Auge geschlagen!«, wiederholte Großmutter, als wäre der Vorfall so furchtbar, dass man ihn erneut aussprechen musste.
    Amy gelang es, die schwere Schranktür wieder geräuschlos zu schließen. Schwer atmend setzte sie sich zwischen die langen Mäntel und hörte ihr eigenes Herz klopfen. Es war so furchtbar stickig in dem Schrank, aber das war immer noch besser, als entdeckt zu werden.
    Das Schweigen zog sich derart in die Länge, dass Amy sich gezwungen sah, erneut durch das Loch zu spähen.
    Großmutters blaues Gewand wies keine einzige Falte auf. Ihre strenge, tadellose Frisur wurde durch das weiße Tuch gehalten. Sie presste die dünnen Lippen zusammen, als sie ihren Sohn mit anklagendem Blick musterte. »Hast du mich verstanden, Raimund ?«
    »Ich denke, ja. Ihr wollt sagen, dass meine siebenjährige Tochter zum Schlag ausholte - sie wird ja wohl zugeschlagen haben, oder?« Er sah Großmutter an, um den Bericht nicht zu verfälschen.
    »Was tun diese Einzelheiten zur Sache?«, fragte die Königinwitwe. Doch dann fügte sie erklärend hinzu: »Ja, sie hat ihn geschlagen.«
    »Meine siebenjährige Tochter hat Prinz Rainger geschlagen ...?«
    »Mein Patenkind!«, kam es voller Entrüstung von der alten Frau.
    Die Höflinge wichen zurück, als fürchteten sie, von unsichtbaren Flammen verzehrt zu werden.
    »Ja. Ich weiß, wer er ist. Rainger ist Euer Patenkind und der Verlobte meiner ältesten Tochter. Er ist sechzehn Jahre alt, und Ihr behauptet, meine siebenjährige Tochter habe so fest zugeschlagen, dass er jetzt ein blaues Auge hat ?« König Raimund lachte kurz und rieb sich die Stirn. »Was ist die Kleine doch für eine Kämpferin!«
    »Ich lasse dich das nicht wissen, damit du dieses Kind bewunderst!« Großmutter sprach nicht etwa mit schriller, zorniger Stimme. Im Gegenteil, ihre Worte klangen gefährlich kalt.
    Amy zog sich unweigerlich im Schrank zurück und kuschelte sich an die Pelzbesätze. Ihr fröstelte.
    »Das ist mir bewusst, und ich bewundere sie ja auch gar nicht.« Papa musste wieder lachen. Er kicherte beinahe. »Ich frage mich nur, was wir tun sollen, um Prinz Rainger ein wenig ... nun ja, widerstandsfähiger zu machen.«
    »

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